Anfang des 19. Jahrhunderts vertrauten Anleger noch einzig auf greifbare Investitionen wie zum Beispiel Eisenbahnen. Dies brachte den findigen Unternehmer John Moody auf eine Idee: Er veröffentlichte 1907 ein Buch, in dem er Eisenbahn-Anleihen bewertete. Deren Qualität stellte Moody anhand unterschiedlicher Großbuchstaben dar.
Heute gehört die Firma Moody’s zu den drei meistbeachteten Ratingagenturen der Welt. Zusammen mit den Konkurrenten Standard & Poor’s und Fitch beherrschen sie fast 95 Prozent des Weltmarktes. Moody’s und Co. verdienen ihr Geld mit Urteilen über die Kreditwürdigkeit von Schuldnern. Sie analysieren die Bonität eines Unternehmens und geben ihre Einschätzung zur Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls anhand einer speziellen Bewertungsskala bekannt. Diese reicht normalerweise von AAA, der Bestnote der Agenturen, bis D wie default, was soviel bedeutet wie Zahlungsunfähigkeit. Moody’s, S&P und Fitch nehmen neben Unternehmen auch Staaten und ihre Kreditwürdigkeit unter die Lupe. Die sogenannten "Big Three" bilden ein gnadenloses Oligopol an den internationalen Finanzmärkten. Kein Anleger oder Schuldner kommt an ihren Ratings vorbei. Zusammen erwirtschafteten sie 2010 rund 5,5 Mrd. US-Dollar Umsatz.
Tücken des Ratings
Konkurrenten haben am Markt kaum eine Chance. Dies liegt vor allem an der langjährigen Erfahrung und Expertise der Rating-Riesen. Zwar hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) mittlerweile insgesamt sechs Agenturen zur Schuldenbewertung in Deutschland zugelassen, das Kerngeschäft teilen sich aber weiterhin Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch untereinander auf. Vor allem wenn es um die Bewertung von Staatsanleihen geht, haben die "Big Three" klar die Nase vorn. Hiervon lassen kleinere Agenturen wie die deutsche Creditreform Rating AG lieber die Finger. Die Analysten aus Neuss beschäftigen sich lediglich mit der Bonität von Unternehmen und Privatpersonen. Gleiches gilt für die europäische Agentur Euler Hermes Rating GmbH.
Ranking von Staaten ist sehr subjektiv
Der Grund: Im Gegensatz zu Unternehmensratings, die zu einem großen Teil auf harten Fakten wie etwa Jahresabschlüssen oder Produktportfolios basieren, ist das Rating von Staaten deutlich subjektiver - und riskanter. Zwar war werden auch hier verlässliche Daten wie etwa das Wirtschaftswachstum sowie die Einnahmen und Ausgaben eines Staates berücksichtigt, ein Großteil der Bewertung hängt jedoch an weichen Faktoren wie zum Beispiel der politischen Stabilität oder den zu erwartenden Kosten einer Reform. Diese Faktoren sind schwer zu beziffern und schwankend, normalerweise überarbeiten die Ratignagenturen ihre Urteile einmal im Jahr. Grobe Fehleinschätzungen konnten die "Big Three" trotzdem nicht verhindern.