Simon de Pury im Interview Verführungskraft eines Auktionators

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Dabei könnte man das Auktionieren als Extremsport bezeichnen.

Manchmal riskiert man viel mehr, wenn man nichts riskiert. Ich versuche, das mit meinem sehr ausgeprägten Verantwortungsgefühl in Einklang zu bringen. Manchmal fühlt man gewisse Dinge im Bauch, und wenn man nicht auf sein Innerstes hört, macht man Fehler, weil man die Dinge zu sehr intellektualisiert oder rationalisiert hat.

Kann die Intuition anderer Menschen bei wichtigen Entscheidungen unterstützend wirken?

Klar, jeder von uns strahlt seine Energie aus, und wir sind für die Energie gewisser Leute viel empfänglicher. Wir spüren, ob jemand eine positive oder negative Energie hat. Wenn man es spürt, ist es viel besser, weil man sich darauf einstellen kann. Es gibt aber Fälle, wo man nichts spürt und eine negative Energie voll aufnimmt und dadurch seine eigene positive Energie aufbraucht.

Jeder Held hat im Mythos seinen Berater. Hatten Sie Vorbilder?

Peter Wilson zum Beispiel, der langjährige Chairman von Sotheby’s. Alles, was wir jetzt auf dem Kunstmarkt erleben, ist Resultat seiner Vision. Es war eine Offenbarung, sein Gespür für die Kunst zu erleben, und dann, wie er es zum Wohl seiner Firma verwenden konnte.

Dann war er ein großer Verführer?

Er war brillant, weil er sich total einzufühlen vermochte. Ich könnte endlose Anekdoten erzählen.

Eine!

Einmal spielten wir beide Krocket mit einem Sammler-Ehepaar. Peter und ich waren daran, das Spiel zu gewinnen, er musste nur noch mit seiner Kugel durch das letzte Tor. Der Coup war unverfehlbar, er konnte gar nicht danebenhauen. Und dann zeigte Peter große Konzentration und verpasste das Tor. Das war natürlich brillant, wie er die Psychologie der Situation erfasst hatte. Das Sammlerpaar wurde danach ein noch besserer Kunde von Sotheby’s.

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