Simone Bagel-Trah Die Chefin der Chefs bei Henkel

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Vor allem in der Quelle: dpa/dpaweb

Denn auf die neue Kraft an der Spitze des Weltkonzerns kommen anstrengende Zeiten zu. Henkel soll wachsen, die Marken strahlen. Doch Krise und Kaufunlust trüben die Stimmung. So hängen die Profi-Klebstoffe, bei denen Henkel Weltmarktführer ist, vor allem von der Autoindustrie ab. Verkauft die weniger, wird auch weniger Klebstoff gebraucht, der Autoteile zusammenhält. Zeitgleich muss die Übernahme des US-Herstellers National Starch verdaut werden, die bis dato teuerste der Firmengeschichte.

Über allem schweben Rationalisierung, Kurzarbeit und Jobabbau, dem bis Ende 2010 mehr als 3000 Henkelaner weltweit zum Opfer fallen. Im Konzern weht ein rauer Wind. Dennoch, Bagel sieht keinen Grund ins operative Geschäft einzugreifen. „Henkel ist gut aufgestellt, die großen Weichen sind gestellt, nur an einigen Stellschrauben kann immer justiert werden“, sagt sie.

Einer ersten Bewährungsprobe wird sie sich schon bald stellen müssen. Wenn in zwei Jahren die Vorstände Friedrich Stara und Lothar Steinebach in Rente gehen, muss sie sich an der Neubesetzung messen lassen. Woeste und Lehner hatten in der Vergangenheit aufgrund ihrer Menschenkenntnis und jahrzehntelangen Berufserfahrung stets ein sicheres Gespür für Spitzenpositionen.

Keine Freundin der Quote

Stärker vorantreiben will Bagel im Unternehmen die Vereinbarkeit von Beruf, Karriere und Familie. Hier werde es Akzentverschiebungen, wie sie es nennt, geben; die Nichtquotenfrau spricht sich aber klar gegen eine Frauenquote aus.

Auch Ökologie und Nachhaltigkeit will sie stärken. Der Wissenschaftlerin, die im Zimmer ihrer Kinder stets die Stand-by-Funktion der Elektrogeräte ausschaltet und privat zu einem Ökostromanbieter wechselte, liegen diese Themen.

Die größte Herausforderung für Bagel liegt jedoch im Henkel-Clan mit seinen drei Stämmen und mittlerweile rund 150 Mitgliedern: Es ist ein buntgemischtes Völkchen aus Investmentbankern, Winzern, Fotografen, Steuerberatern, Schauspielern, Galeristen, Ingenieuren und Bauunternehmern.

Einflussreicher Urenkel

In der Generation Simone wuchsen noch die meisten in Düsseldorf auf. Heute ist die Sippe in aller Welt verstreut. Die Bindungskräfte des alten Unternehmens schrumpfen wie Socken in zu heißem Wasser. Verkaufen Familienmitglieder aus Not oder anderen Gründen und verliert die Familie erst einmal die Mehrheit, droht ein rascher Erosionsprozess. Deshalb handelte Woeste 1996 einen Aktienbindungsvertrag aus, der vor Ende 2016 nicht ohne finanziellen Verlust kündbar ist. Rund 80 Erben haben ihre Anteile in diesem Vertrag gebündelt und kontrollieren gut 52 Prozent der Stammaktien.

Größter Einzelaktionär ist Christoph Henkel, Urenkel des Gründers, mit 5,8 Prozent. Kein anderes Familienmitglied erreicht die Meldegrenze von drei Prozent. Braucht einer dringend Geld, kann er mit einem Abschlag seine gebundenen Familienaktien in einem internen Fonds gegen zugekaufte „freie“ eintauschen und diese verkaufen. So ändern kleinere Abgänge nichts an der Familiendominanz.

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