Solarstrom-Technik Wie SMA Solar Konkurrenz auf Distanz hält

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Herz und Hirn jeder Anlage

Vor Preisattacken aus Fernost fürchtet sich SMA-Chef Cramer wenig – selbst wenn 2012 die Förderung der Solarenergie in Deutschland kräftig gekürzt wird und damit der Druck auf die Hersteller massiv zunehmen sollte. Denn anders als bei den Solarzellenherstellern ist bei SMA die chinesische Gefahr im Unternehmensalltag frühzeitig angekommen. „In den kommenden fünf Jahren werden wir die Kosten für die Wechselrichter nochmals um die Hälfte senken“, sagt Cramer. Und das, nachdem die Kosten für die SMA-Wechselrichter bereits seit 1990 von 1,10 Euro pro Watt auf rund 30 Cent gesunken und der Wirkungsgrad von 90 auf fast 99 Prozent gestiegen ist.

Der 58-jährige Diplom-Elektroingenieur weiß, dass sich SMA nicht auf solchen Erfolgen ausruhen kann. „Um diesen Vorsprung zu halten oder sogar auszubauen“, sagt Cramer, „ beschäftigen wir inzwischen mehr als 600 Ingenieure und werden allein in diesem Jahr über 80 Millionen Euro nur in Forschung und Entwicklung investieren.“

Und ebenso hat Cramer erkannt, dass er sich auf Dauer umorientieren muss. Noch ist Deutschland der größte Markt für Fotovoltaikanlagen, die direkt Strom aus Solarzellen erzeugen. Doch die Wachablösung ist in Sicht. „Die USA werden Deutschland in drei, vier Jahren ablösen“, sagt der SMA-Chef. Deshalb startete er im Juni in Denver, im US-Bundesstaat Colorado, die Fertigung im ersten Auslandsmarkt. Weitere Werke außerhalb Deutschlands sollen folgen, etwa im kommenden Jahr in Ontario in Kanada. Im indischen Mumbai soll bis Ende des Jahres eine Vertriebs- und Serviceniederlassung eröffnen.

Die fortschreitende Internationalisierung wird Cramer als aktiver SMA-Chef nicht mehr erleben. Mitte 2011, nach 30 Jahren, ist Schluss. Die Voraussetzungen für die Unabhängigkeit hat SMA vor wenigen Wochen geschaffen. Cramer und seine drei Mitgründer und Hauptaktionäre übertrugen einen Teil ihrer Aktien innerhalb der Familien an die nächste Generation. Die Aktien sind mindestens sieben Jahre in einem Poolvertrag gebündelt. Cramer und seine Weggefährten halten selbst noch rund 48 Prozent.

Cramer wird nach dem Ausscheiden voraussichtlich in den Aufsichtsrat wechseln und mehr Zeit haben fürs Private. Ganz ohne Solartechnik wird er aber nicht auskommen. Cramer wohnt in einem Haus in einer Kasseler Ökosiedlung – nur mit Gras auf dem Dach, keine hässlichen Solarmodule. Um trotzdem Sonnenstrom zu produzieren, baute er sich ein Gartenhäuschen mit einer Mini-Solaranlage auf dem Dach. „So ganz ohne“, sagt er, „ habe ich es dann doch nicht ausgehalten.“

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