Staatsbank Wie Frankreichs Caisse des Dépôts Unternehmen stützt

Frankreichs staatliche Caisse des Dépôts et Consignations ist einzigartig in Europa. Keine Bank unterstützt so sehr die Unternehmen im eigenen Land – auf Kosten ausländischer Wettbewerber.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
CDC-Direktor de Romanet: Personifikation des idealen französischen Gesamtunternehmers Quelle: Laif/Rea

Wenn Augustin Pascal Pierre Louis Marie de Romanet de Beaune aus den Fenstern seines riesigen Büros im edlen Hôtel de BelleÎsle schaut, schweift sein Blick über die Seine zum früheren Königspalast Louvre. Das Fenster der Beletage schmückt ein kleiner Balkon mit kunstvoll verziertem Geländer. Im Inneren verleiten riesige Flure mit Marmorböden zum Flanieren.

Der Palast im Zentrum von Paris und die umliegenden Stadthäuser, die Hôtels Particuliers, standen einst für das stolze Frankreich des 19. Jahrhunderts. Heute sind sie die Heimstätte all dessen, was die berühmt-berüchtigte Liaison zwischen Unternehmen und Regierung, den typischen wirtschaftlich-politischen Komplex Frankreichs, ausmacht.

Denn hier residiert die Caisse des Dépôts et Consignations – kurz: CDC –, jene staatliche Depot- und Sparkasse, die mal offen, mal verdeckt die entscheidenden Fäden zieht. 1816 von König Ludwig XVIII. gegründet, sollte das Institut mit dem Allerweltsnamen ursprünglich nur das private Sparvermögen betuchter Pariser Bürger sichern. Geworden ist daraus in den vergangenen Jahren jedoch eine gewaltige Maschine staatlicher Wirtschaftspolitik, die in Europa ihresgleichen sucht.

CDC ist an rund 250 französischen Unternehmen beteiligt

Gegen das umtriebige Institut an der Seine ist die deutsche KfW-Bank ein staatliches Förderinstitut von lächerlicher Harmlosigkeit, gegen CDC-Direktor Augustin de Romanet wirken Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann oder sein Commerzbank-Kollege Martin Blessing fast wie Geldkrämer. Einst Generalsekretär des früheren Staatspräsidenten Jacques Chirac, personifiziert de Romanet seit 2007 wie kein anderer Banker des Kontinents den ideellen Gesamtunternehmer seines Landes.

Eine „öffentliche Einrichtung im Dienst des allgemeinen Interesses und der wirtschaftlichen Entwicklung“ sei die CDC, sagt de Romanet fast bescheiden. Tatsächlich aber pampert und steuert der Mann die wichtigsten Unternehmen seines Landes, um ihnen, wenn nötig, entscheidende Vorteile auf dem Weltmarkt zu verschaffen. Stamokap, ausgeschrieben: Staatsmonopolistischer Kapitalismus, ätzten deutsche Linke in den Siebzigerjahren, weil der Staat sich zunehmend die Förderung einiger weniger Konzerne zur Aufgabe mache. Hätte die Theorie noch Konjunktur, wäre die CDC dafür das beste Beispiel.

An rund 250 französischen Unternehmen ist die CDC beteiligt, darunter fast alle Konzerne des Pariser Börsen-Leitindex CAC 40. Diese, sagt de Romanet, begleite die CDC „langfristig in ihrer Entwicklung“. Die CDC hält Bruchteile an der Großbank Société Générale, am deutsch-französischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS, am Autohersteller Peugeot, dem Reifenproduzenten Michelin oder am Joghurt-Riesen Danone. Beim Touristikanbieter Club-Med, dem Hotelkonzern Accor, der Bank Dexia, dem Versorger Veolia Environnement, der Elektrogruppe Schneider oder dem Handelskonzern Casino spielt de Romanet eine strategische Rolle: CDC-Abgesandte sitzen in den Verwaltungsräten.

„Ökonomischer Patriotismus“ heißen solche Staatseingriffe und -beteiligungen in Frankreich. „Wer könnte etwas dagegen haben, dass man eine Bindung an das Vaterland hat?“, fragt de Romanet gewollt naiv. „Wir helfen Unternehmen sich zu behaupten.“ Im Kern geht es der CDC jedoch es in erster Linie darum, einheimische Konzerne gegen unerwünschte Übernahmen durch Ausländer zu schützen. Dazu verfügt de Romanet über eine Kriegskasse mit 60 Milliarden Euro. Doch die Hilfe für die einen schadet allen anderen, die ohne Staatsknete auskommen müssen. Darunter leiden auch und gerade deutsche Unternehmen.

Inhalt
  • Wie Frankreichs Caisse des Dépôts Unternehmen stützt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%