Stiftungsboom Geld für Soziales

Krupp, Thyssen oder Bosch. Diese Namen haben Wirtschaftsgeschichte geschrieben. Heute stehen sie zugleich für spendable Stiftungen. Allein die die zehn größten Unternehmensstiftungen haben im vergangenen Jahr rund 300 Millionen Euro für gemeinnützige Arbeit ausgegeben.

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Pünklich zum Deutschen Stiftungstag am kommenden Mittwoch kann der Bundesverbandes Deutscher Stiftungen damit nicht nur einen Gründungsboom von inzwischen 14.400 Stiftungen, sondern auch einen Rekord bei den Ausgaben vermelden. „Jahr für Jahr haben die Stiftungen mehr Geld zur Verfügung“, sagt Hans Fleisch, Chef des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Das liege zum einen an der wachsenden Bereitschaft zu gemeinnütziger Arbeit, zum anderen am derzeitigen Aufschwung. Besonders solche Stiftungen, die mit einem Unternehmen verbunden sind, könnten von der Konjunktur profitieren. So wie die Bosch-Stiftung. „Wir sind an einem Unternehmen beteiligt, dem es sehr gut geht“, sagt der Stiftungsgeschäftsführer Dieter Berg. Die Bosch-Stiftung hält 92 Prozent des Stammkapitals des Autozulieferers Robert Bosch. Jedes Jahr fließt der größte Teil aus der Dividende des Unternehmens direkt an die Stiftung. Mit 72,63 Millionen Euro liegt die Robert-Bosch-Stiftung 2006 bei den Gesamtausgaben erneut vor allen anderen privaten Stiftungen (siehe unten). Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte Bosch die Ausgaben noch einmal um rund vier Millionen Euro. Auch die Bertelsmann-Stiftung steigerte ihre Gesamtausgaben um rund vier Millionen auf 60,86 Millionen Euro. Gesamtausgaben in Millionen Euro für 2006 (2005) Robert-Bosch-Stiftung 72,63 (68,69) Bertelsmann-Stiftung 60,88 (56,73) Software-AG-Stiftung 30,56* (18,25*) Gemeinnützige Hertie-Stiftung 27,00 (26,93) Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius 25,83 (25,78) Alfried-Krupp-von-Bohlen-und-Halbach-Stiftung 25,17* (16,70*) Fritz-Thyssen-Stiftung 21,92 (16,11) Dietmar-Hopp-Stiftung 20,00 (20,00) Körber-Stiftung 14,20 (14,90) Deutsche-Telekom-Stiftung 11,80 (12,37) Quelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen * Nur Ausgaben für Förderzwecke Das meiste Geld geben die Stiftungen für soziale Projekte aus. Allerdings ist daneben die Förderung von Kultur in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden. Auch auf dem jungen Feld des Umweltschutzes hat das Engagement deutlich zugenommen. Interessen der gleichnamigen Unternehmen spielen bei den Förderprojekten der meisten Stiftungen kaum eine Rolle. Das gilt vor allem für solche Stiftungen, die nicht wie die Bosch- oder die Bertelsmann-Stiftung direkt mit einem Unternehmen verbunden sind, sondern lediglich das Erbe eines Unternehmers verwalten. So hat etwa die Gemeinnützige Hertie-Stiftung außer dem Namen keine Verbindung mit dem Unternehmen. Einen Sonderfall stellt die Krupp-Stiftung dar. Sie verwaltet das vormalige Vermögen der Familie Krupp, zugleich ist sie größter Anteilseigner beim Stahlkonzern ThyssenKrupp. Die Beteiligung am Unternehmen liegt seit Dezember 2006 bei 25,1 Prozent. Drei Vertreter der Stiftung sitzen im 20-köpfigen Aufsichtsrat bei ThyssenKrupp. Ein neueres Modell der Unternehmensstiftungen sind die so genannten CSR-Stiftungen (für: Corporate Social Responsibility). Beispiel ist die Stiftung der Deutschen Telekom. Sie wurde 2003 gegründet und soll nach eigenen Angaben „das Konzernleitbild des Unternehmens“ unterstützen. Dennoch ist diese CSR-Stiftung keine reine Marketingplattform, wohltätige Zwecke stehen wie bei den übrigen Unternehmensstiftungen im Vordergrund. „Diesem Beispiel folgen immer noch viel zu wenige große Unternehmen“, sagt Hans Fleisch vom Bundesverband Deutscher Stiftungen. Das soziale Engagement nutze immer auch dem Ansehen des Stifters. In den USA ist diese Erkenntnis längst verbreitet. Dort verfügt die größte Stiftung der Welt, die Bill & Melinda Gates Foundation, über ein Kapitel von rund 60 Milliarden Dollar. Allein die Spende des Milliardärs Warren Buffet im vergangenen Jahr soll der Stiftung 32 Milliarden Dollar eingebracht haben.

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