Süßwarenhersteller Das bittere Nasch-Erbe von Storck-Chef Axel Oberwelland

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Werther's-Produktion in Quelle: dpa

Axel Oberwelland wird am 1. August 1966 in Bielefeld geboren und wächst mit den beiden älteren Schwestern Katja und Maike und seinem jüngeren Bruder Timm auf. Im Nachbarstädtchen Steinhagen geht er in die Grundschule, wechselt dann auf das Bielefelder Helmholtz-Gymnasium. Dann schickt ihn sein Vater in die Schweiz. Dort macht er seine Matura am Lyceum Alpinum Zuoz, einer über 100-jährigen internationalen Internatsschule nahe St. Moritz im Engadin.

In der Schweiz fühlt Axel sich offenbar wohl: Er studiert Betriebswirtschaft in St. Gallen, bevor er im Juli 1995 in Otto Pahnkes Werbeagentur Markenmacherei in Hamburg seine berufliche Laufbahn beginnt. Pahnke ist das Marketinggenie, das in den Siebziger- und Achtzigerjahren für Storck die meisten Marken erfindet und inszeniert, der im Süßwarenreich der Oberwellands bis zum Beiratsvorsitzenden aufsteigt. Dann scheidet Pahnke aus, um etwas ganz Neues zu wagen, und gründet die Markenmacherei.

In Pahnkes Werbefabrik betreut Oberwelland Mitte der Neunzigerjahre als Junior-Kontakter die Knabbersparte von Bahlsen, wird später Pahnkes Assistent. Bei einem Branchentreff der Süßwarenhersteller lernt er seine spätere Ehefrau Birgit kennen, eine Tochter aus der Mozartkugel-Familie Reber aus Bad Reichenhall in Bayern. Birgit Oberwelland ist heute Präsidentin der von Klaus Oberwelland 1992 gegründeten Stork Stiftung, die sich für das Überleben von Störchen stark macht. Das Ehepaar hat vier Kinder.

Bei Storck wird nicht geteilt

Ende der Neunzigerjahre geht alles ganz schnell. Während Oberwelland als Pahnkes Gehilfe von Kunde zu Kunde tingelt, sucht der Storck-Nordamerika-Chef einen Marketingmanager. Der Senior schlägt Axel vor.

Als Vater von damals drei Kindern scheint Axel Oberwelland zunächst wenig begeistert von der Idee, das gemütliche Hamburg in Richtung Chicago zu verlassen, beugt sich aber dem Willen des Vaters. 2001 kehrt er nach Deutschland zurück, zwei Jahre später tritt er die Nachfolge seines Vaters an.

Während in den Storck-Werbespots immer schön geteilt wird, ist es in der Kaloriendynastie der Oberwellands Tradition, dass einer alles bekommt. Daran ändert sich auch beim Wechsel auf die vierte Generation nichts. Früh stellt sich heraus, dass Axel der Kronprinz sein wird. Seine Geschwister werden ausgezahlt. Alle drei wandern mit ihrem Erbteil im Gepäck in die USA aus.

Endlich an der Spitze des elterlichen Unternehmens angekommen, ändert sich etwas für den neuen Chef. Axel ist – wie der Enkel in der Werther’s-Werbung – nun etwas ganz Besonderes. Und damit beginnen die Leiden des jungen O. Im April 2005 stirbt der Vater 67-jährig nach kurzer schwerer Krankheit, im vergangenen Jahr Pahnke. Oberwelland merkt, welche riesengroßen Fußstapfen die beiden hinterlassen haben. Dem „Haller Kreisblatt“, seiner Heimatzeitung, gewährt er in der 125-jährigen Jubiläumsausgabe ausnahmsweise ein Gespräch: „Mein Vater, Otto Pahnke und ihre Mannschaft haben ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 9,1 Prozent erreicht, die Umsätze verzehnfacht und über 3000 neue Arbeitsplätze geschaffen.“

Oberwelland steht im Schatten seiner Vorgänger

So etwas kann Axel, der zum Beraterkreis der Mitte 2007 fast pleitegegangenen Mittelstandsbank IKB gehört, auch nach sieben Jahren nicht vorweisen. Er steht im Schatten seiner Vorgänger. „Er hat auf mich oft einen tieftraurigen Eindruck gemacht“, beschreibt ihn ein ehemaliger Weggefährte. Man spüre immer wieder, wie sehr er unter der Fessel der Vergangenheit leide.

Was andere mit Stolz erfüllen würde, der ungebrochene Mut und Aufstieg der Vorfahren, gereicht Axel Oberwelland zur Bürde. August Storck, Besitzer des Oberwellandhofs und deshalb Oberwelland genannt, gründete 1903 im westfälischen Werther die Werther’sche Zuckerwarenfabrik. Er startet mit drei Mitarbeitern und versorgt bald ganz Westfalen mit Sahnebonbons. In den Zwanzigerjahren bringt Storck das erste Markenprodukt: die Ein-Pfennig-Riesen. Nach dem Zweiten Weltkrieg zieht das Unternehmen ins benachbarte Halle. 1971 übernimmt Enkel Klaus Oberwelland das Ruder.

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