Tourismus Deutsche machen Urlaub im eigenen Land

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Schicke Citys. Gleich mehrere Städte stampfen in ihren Mauern wahre Tourismusmagnete aus dem Boden. In Hamburg entsteht die HafenCity und in Bremen die Überseestadt. Bis 2025 schaffen private und staatliche Investoren für mehrere Milliarden Euro Raum für Wohnungen, Büros, Geschäfte, Museen und Theater. Berlin verbaut die Brachlandschaft zwischen Hauptbahnhof und Bundestag vor allem mit Hotels. Durch den unterirdischen Bahnhof, den Stuttgart im Jahre 2019 erhalten soll, werden 134 Hektar innerstädtische Flächen frei, die der Stadt die Möglichkeit für weitere Megaprojekte wie Parks, Hotels und Restaurants geben — eine einmalige Chance.

Rummelige Dörfer. Freizeitanlagen, die es in Deutschland jahrelang eher selten gab, entstehen nun allerorten — sowohl für Singles, Paare, junge Familien als auch Firmenveranstaltungen. Den Anfang machte der Reisekonzern TUI bereits vor acht Jahren mit der Eröffnung seines Resorts Fleesensee in Mecklenburg-Vorpommern — einer der größten Ferienanlagen Nordeuropas mit Hallenbad, Saunen, Beauty- und Massagemöglichkeiten bis hin zu Golf- und Segel-angeboten. In diesem Jahr folgt auf dem gleichen Areal ein Iberotel, das vor allem Paare und Singles ansprechen soll.

Die Lindner-Gruppe, die am Nürburgring ein Viersternehotel baut, hat für die ersten Monate nach Eröffnung bereits mehr als 10.000 Übernachtungen verbucht, zumeist von Firmen. Um die ehemalige Cargolifter-Halle und heutige Badeoase Tropical Islands im brandenburgischen Krausnick baut die dänische Eska-Gruppe ein Skandinavisches Dorf mit 2000 Ferienhäusern und 14.000 Betten. In Zehdenick nördlich von Berlin plant Eska eine Ferienhaussiedlung mit 600 Häusern. Ziel: 450.000 Übernachtungen jährlich. Und im Saarland und in Bayern stampft die holländische Center-Parcs-Gruppe je eine Freizeitstätte aus dem Boden.

Großer Gewinner ist Mecklenburg-Vorpommern

Luxuriöse Resorts. In Schleswig-Holstein entsteht in Kappeln südöstlich von Flensburg an der Ostseeküste das Hafenprojekt Port Olpenitz, auch „Dubai an der Schlei“ genannt (WirtschaftsWoche 35/2008). Spätestens 2013 sollen hier Segel- und Motoryachten an Holzstegen ankern und Ferienhäuser auf künstlichen Inseln erholungssüchtige und gut betuchte Urlauber anziehen — natürlich darf auch ein Golfplatz nicht fehlen. Das rund 650 Millionen Euro teure Projekt wird von einem deutsch-amerikanischen Joint Venture getragen: 20 Prozent der Investitionssumme finanziert eine Berliner Projektentwicklungsgesellschaft, 80 Prozent übernimmt der Immobilienkonzern American Realty Investors aus Dallas.

Die Geschäftsidee: Privatleute kaufen die Luxus-Ferienhäuser je nach Ausstattung für zunächst 250.000 bis 2,5 Millionen Euro. Sind die Einheiten fertiggestellt, können sich die Eigentümer etwa sechs Wochen Urlaub im Jahr sichern und die restliche Zeit an Urlauber weitervermieten.

Der großer Gewinner unter den Bundesländern um die Euro der Touristen ist Mecklenburg-Vorpommern. Nach der Wiedervereinigung war das Land noch ein weißer Fleck. Anfang der Neunzigerjahre gab es dort gerade einmal 67.000 mehr schlechte als rechte Betten für Feriengäste. Heute sind es fast dreimal so viel. Rund 90 Prozent sind erst in den vergangenen zwölf Jahren entstanden, viele durch Steuergelder aus dem Westen. Leuchtturmprojekt ist die Insel Rügen mit mehr als fünf Millionen Übernachtungen pro Jahr. Historische Bäderarchitektur, Kurhäuser und Schlösser ziehen ein Fünftel aller Übernachtungen in MeckPomm auf die Insel.

Eindeutiger Sieger unter den Städten ist Berlin. Die Stadt „erfindet sich alle zwei Jahre neu“, sagt Armin Brysch, Vorstand bei der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT), die im Auftrag der Bundesregierung im Ausland für den Tourismus hierzulande wirbt. Nach der Wiedervereinigung spielte Berlin die historische Karte, dann war die Hauptstadt der Wallfahrtsort für Techno-Jünger, später das Kunstzentrum mit Nationalmuseum, heute das hippe Kreativzentrum mit coolen Designerläden und Galerien. Die Stadt hat heute mit knapp 100.000 Hotelbetten mehr als New York mit 75.000. Seit Jahren wachsen die Besucherzahlen oft zweistellig.

Aber auch strukturschwache Regionen versuchen zu punkten. Das Saarland und Nordrhein-Westfalen entwickeln alte Stahl- und Eisenerzhütten zu Kulturstätten. Essen wird 2010 Kulturhauptstadt Europas und erwartet mehrere Millionen Gäste.

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