Tourismusbranche Teure Schiebereien beim Verkauf von Pauschalreisen

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Experten wie Touristikprofessor Karl Born von der Hochschule Harz fordern daher vehement, das ganze System öffentlich zu machen. „Wenn ich beim Mercedes-Händler bin, weiß ich ja auch, was der Verkäufer will“, sagt Born. „Und ich gehe nicht zu Mercedes, um mir dort einen BMW zu kaufen.“ Born fordert zum Beispiel ein „klares Schild an den Laden, in welcher Mannschaft man spielt“.

Im Verborgenen spielen sich auch die verdeckten Punktesysteme ab, mit denen die Reiseveranstalter auf Kundenfang gehen. Die Unternehmen locken Reisebüroverkäufer mit attraktiven Preisen, um das eine oder andere Urlaubspaket bevorzugt an den Mann zu bringen.

Der Reisebranche droht ein Imageschaden

Macht Linnhoff ihre Drohung wahr und klagt erfolgreich gegen Thomas Cook vor Gericht, muss sich die Branche darauf einstellen, ihre Vertriebspraktiken möglicherweise neu auszurichten. Dazu käme ein gewaltiger Imageschaden, durch den noch mehr Kunden zur Buchung ins Internet getrieben würden. Schon seit Jahren sinkt die Zahl der Reisebüros in Deutschland — trotz wiederholter Bekenntnisse der Veranstalter zum stationären Vertrieb.

Darum sorgt sich sogar schon Ernst Hinsken, der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung. In einem persönlichen Brief forderte er Thomas-Cook-Chef Peter Fankhauser auf, den Fall Linnhoff daher „nicht weiter seinem Lauf zu überlassen“ und „öffentlichen Schaden von der Branche“ fernzuhalten. Fankhauser blieb in der Sache hart, antwortete aber: „Wir verkennen den ,Lästigkeitsfaktor‘ von Frau Linnhoff keineswegs.“

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