Uber-Chef Kalanick trifft auf Dieter Zetsche Daimler tanzt mit Start-Up Uber

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Daimler und Uber kommen sich näher

Dann wird es futuristisch. Zetsche zeigt das Concept F-015, das der Konzern schon in den USA vorgestellt hat. Ein komplett selbstfahrendes Gefährt mit Stern. Der durchschnittliche deutsche Fahrer verbringe zweieinhalb Jahre seines Lebens im Auto, sagt Zetsche. „Wir möchten den Menschen ihre Zeit zurückgeben“.

Dafür müsse man die Fahrzeuge trainieren. Dann zeigt er die Welt aus dem Sicht eines Fahrzeugs. Eine Welt wie ein LSD-Trip. Die Umwelt wird in bunten Farben gezeichnet – Bäume, Autos, Fußgänger. So erkennt das Auto, was eine Gefahr ist, und was nicht. „Die Sensoren sind die Sinne, die Software ist das Gehirn“. Autos könnten mittlerweile aus ihrer Erfahrung lernen.

Im Rennen um das autonome Auto seien nicht nur die anderen Automobilhersteller Konkurrenten, sondern auch Uber und Google. Dann zeigt Zetsche die digitalen Dienste des Konzerns. Moovel, eine Plattform, die über das Smartphone den leichtesten Weg von A nach B zeigt, ob per Bahn, Carsharing, Fahrrad oder Taxi. Bezahlt wird digital. „Nur wenn man alle Möglichkeiten zusammenbringt, hat man einen systematischen Ansatz“, erklärt der Daimler-Chef.

Er schließt mit dem Bild, mit dem einige gerechnet haben. Kalanick und Zetsche als Boxer. Doch der Schlagabtausch bleibt aus. Uber sei eine Mischung aus Freund und Feind, ein Frenemie, sagt Zetsche. Heute Abend ist Uber vor allem ersteres.

Darum versucht Diekmann das Duell anzuheizen. Bedeuten weniger Autos auf der Straße nicht ein schlechtes Geschäft für Daimler? „Natürlich ist es sinnvoll, den Nutzungsgrad der Autos zu erhöhen“, gibt Zetsche zu. Kein Konflikt. Aber er blickt auch in die Zukunft. Mit dem autonomen Fahren werde das Car2Go zum Car2Come. Spätestens dann sei man Konkurrent.

Doch auch Kalanick, der in der Vergangenheit oft mit markigen Worten aufgefallen ist, lässt sich heute nicht aus der Reserve locken. Er berichtet von einem Besuch in Stuttgart und wie fasziniert er von der deutschen Autoproduktion gewesen sei. Und er räumt mit ein paar Gerüchten auf. Nein, man habe keine 100.000 S-Klassen bei Daimler bestellt. Und auch den Börsengang werde man so lange wie möglich vor sich herschieben. „Den machen wir einen Tag bevor meine Angestellten mit Mistgabeln vor meinem Büro stehen“, sagt der Uber-Chef.

Mit seinen Milliardeninvestment braucht er kein frisches Geld. Und auch Zetsche ist ein Investment in Uber zu teuer. „Um wirklich Einfluss zu haben, müssten wir dafür 35 Milliarden Dollar in die Hand nehmen“, sagt der Daimler-Chef.

Selbst gegen die Regulierer will Kalanick nicht austeilen. „Das ist nicht nur eine europäische Frage. Wir haben dasselbe in den USA erlebt.“, sagt er. Aber hierzulande gebe es schon merkwürdige Regeln – wie beispielsweise die Rückkehrpflicht für Mietwagen. „Viele Gesetz verhindern vor allem den Wettbewerb für Taxis“, sagt er. Doch er sei weiterhin sehr geduldig.

Darum wagt sich Zetsche zum Ende der Diskussion doch noch ein wenig aus der Defensive. „Wir brauchen die gleichen Spielregeln für alle“, sagt er und verweist auf die Steuertricks des US-Konkurrenten. Gleich danach sucht er wieder den Schulterschluss. „Lasst uns zusammen lernen und die Regulierung Stück für Stück lockern“, erklärt der 63-Jährige.

Und selbst als Kalanick eingestehen muss, dass er privat ein BMW-Cabrio fährt bleibt der Daimler-Chef gelassen. Das Duell lässt er mit einem Unentschieden enden. An einem K.O. hatte keiner der Duellanten ein Interesse. Als Diekmann fragt, wer in 15 Jahren größer sein möge, antwortet Zetsche. „Vielleicht sind wir dann ja ein Unternehmen“.

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