Unternehmerfamilie Das Merckle-Imperium zerfällt

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Verstorbener Firmenpatriarch Adolf Merckle: Hohe Schulden, komplex Strukturen Quelle: Volker Schrank für WirtschaftsWoche

Heißester Interessent für den Pharmagroßhändler Phoenix scheint KKR zu sein. Der US-Finanzinvestor, so heißt es in der Branche, habe „bereits angeklopft“. KKR übernahm vor zwei Jahren den britischen Pharmagroßhändler Alliance Boots – und sieht in Phoenix eine wunderbare Ergänzung.

Doch ginge eine Übernahme nicht so ganz einfach vonstatten. Bei einem Kauf von Phoenix müsste KKR sich aus kartellrechtlichen Gründen in wichtigen Märkten wie Großbritannien und Italien von Geschäften trennen. Zudem dürfte die komplexe Struktur des Mannheimer Pharmagroßhändlers eine Übernahme erschweren – Phoenix zeichnet sich durch ein dichtes Geflecht von Holding- und Verpachtungsfirmen aus. Schließlich schleppt Phoenix noch angeblich vier Milliarden Euro Schulden mit sich herum, was manchen Interessenten abschrecken könnte. Ob Phoenix vor diesem Hintergrund tatsächlich verkauft wird, soll sich in den nächsten Wochen entscheiden.

Möglich ist auch, dass sich die Familie Merckle – neben Ratiopharm – zunächst von Anteilen an Heidelberg Cement trennt. Als Käufer kommen vor allem Finanzinvestoren infrage, nachdem Konkurrenten wie Holcim (Schweiz), Cemex (Mexiko) und Lafarge (Frankreich) selbst mit der Krise am Bau zu kämpfen haben. Die US-Bank Goldman Sachs sowie Finanzinvestoren um Bain Capital und Texas Pacific Group sollen schon ein Bieterkonsortium zusammengestellt haben. Als weiterer Interessent gilt der französische Finanzinvestor PAI.

Auch für Kässbohrer viele Bieter

Für beide Interessentengruppen wäre eine strategische Übernahme sinnvoll. Goldman Sachs und PAI hatten im vergangenen Jahr von der deutschen Industriellen-Familie Haniel gemeinsam den Baustoffkonzern Xella gekauft, der gut zu Heidelberg Cement passen würde. „Wir sehen derzeit sehr attraktive Möglichkeiten, da zuzukaufen“, sagt Goldman-Partner Hintze in Bezug auf Xella.

Um die Eigenkapitalbasis von Heidelberg Cement zu stärken, soll Vorstandschef Bernd Scheifele Kontakt zu wohlhabenden Familien in Asien und Investoren aus Baden-Württemberg aufgenommen haben. Rund ein Dutzend Interessenten sollen bereits für Heidelberg Cement den Finger gehoben haben, heißt es in Finanzkreisen.

Eine ähnliche Zahl von potenziellen Bietern weist auch der Pistenfahrzeug-Hersteller Kässbohrer auf. Darunter befinden sich laut Finanzvorstand Alexander Schöllhorn Private-Equity-Häuser, vermögende Familien und strategische Investoren. Kässbohrer habe nichts mit der Finanzkrise der Merckle-Gruppe zu tun, betont das Unternehmen. Doch sollen die Banken gedrängt haben, dass die Familie sich von Kässbohrer trennt – wie auch bei Ratiopharm.

Wer Ratiopharm will, kommt an Hans-Joachim Ziems nicht vorbei

Für den Generika-Hersteller aus Ulm interessiert sich etwa Sanofi-Aventis, der zweitgrößte Pharmakonzern der Welt. Konzernchef Chris Viehbacher hält dort gerade Ausschau nach Verstärkung, weil die Franzosen erheblichen Nachholbedarf im Geschäft mit Nachahmer-Medikamenten haben. Da käme Ratiopharm, das zu den größten Generika-Herstellern der Welt zählt, gerade recht.

Ratiopharm könnte auch Pfizer ins Konzept passen: Der Branchenprimus hat gerade angekündigt, künftig stärker auf Nachahmer-Pillen zu setzen.

Wer den Zuschlag für Ratiopharm will, kommt nicht an Hans-Joachim Ziems vorbei. Der Kölner Unternehmensberater hat sich einen Namen als Sanierer unter anderem bei dem Münchner TV-Konzern Kirch Media gemacht hat, der 2002 pleiteging. Ziems wurde von der Merckle-Familie auf Wunsch der Gläubigerbanken verpflichtet und spielt eine zentrale Rolle bei der Zerschlagung des Firmenimperiums.

Der Kölner hat bereits die Führung der Merckle-Holding-Gesellschaft VEM, in der wichtige Beteiligungen der Familie gebündelt sind, übernommen. Merckle-Sohn Ludwig hatte sich vor Wochen auf Geheiß der Banken von der VEM-Spitze zurückziehen müssen.

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