AIG Versicherer macht Milliardenverlust – Carl Icahn erhöht Druck

AIG ist wieder in die roten Zahlen gerutscht. Der größte nordamerikanische Versicherer verbucht ein Minus von 1,8 Milliarden Dollar. Zudem hat der Investor Carl Icahn seinen Einfluss ausgeweitet.

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Das Logo von AIG in der New Yorker Börse. Quelle: AP

Der größte nordamerikanische Versicherer AIG ist im vierten Quartal wieder in die roten Zahlen gerutscht. Unter dem Strich habe ein Minus von 1,8 Milliarden Dollar gestanden nach einem Gewinn von 655 Millionen Dollar im gleichen Vorjahreszeitraum, teilte das Unternehmen nach Börsenschluss mit.

AIG führte den Fehlbetrag unter anderem auf niedrigere Renditen bei Investitionen zurück. Die Nettokapitalerträge seien um rund 34 Prozent auf 730 Millionen Dollar gefallen. Zudem gab AIG bekannt, dass der für sein aggressives Finanzgebaren bekannte Investor Carl Icahn einen Vertreter in das AIG-Direktorium entsende. Außerdem ziehe der Milliardär John Paulson von der Investmentgesellschaft Paulson & Co dort ein.

Icahn hatte Ende vergangenen Jahres gefordert, dass der Konzern in drei getrennte und an der Börse gehandelte Bereiche zerlegt werden soll. So kann nach Einschätzung des Investors verhindert werden, dass die US-Regierung den Konzern als für die Finanzstabilität riskantes Unternehmen - also als "too big to fail" - einstuft. Außerdem verlangt Icahn, der AIG-Großaktionär ist, eine stärkere Kostenkontrolle.

Immer Ärger mit Icahn
Von der Pike auf InvestorCarl Icahn ist einer der gefürchtetsten Aktionäre der Welt. Ihm eilt der Ruf des Unternehmensplünderers voraus, im angelsächsischen als „Corporate Raider“ bezeichnet. Der heute 78-Jährige wurde 1936 im New Yorker Stadtteil Queens geboren und studierte Philosophie und Medizin. Nach Abbruch des Medizin-Studiums und seinen anschließenden Lehrjahren bei einem Börsenhändler gründete er im Alter von 32 Jahren seine eigene Investmentfirma. Zunächst konzentrierte er sich auf Arbitrage- und Optionshandel, erst später verlegte er sich auf Aktien. Quelle: REUTERS
Einer der Reichsten weltweitHeute ist Icahn Vorsitzender der Icahn Enterprises, einer Holding mit den Geschäftsbereichen Vermögensverwaltung, Immobilien, Metallförderung und Konsumgüter. Seine bekanntesten Beteiligungen hält Icahn an den Unternehmen Apple, Yahoo, Time Warner, Ebay und Dell. Im Ranking der reichsten Menschen weltweit, das der Wirtschaftsdienst Bloomberg veröffentlicht, belegt er Rang 32. Sein Privatvermögen wird auf 20 Milliarden Dollar geschätzt, sein Hedgefonds verwaltet 30 Milliarden Dollar. Oliver Stone soll Icahn als Vorbild für die Filmfigur Gordon Gekko in „Wall Street“ gedient haben. Quelle: dapd
Schrecken der ManagerIcahn ist für seine vehemente Einmischung in die Belange der Unternehmen bekannt, in die er investiert hat. Gern kauft er zig Millionen der Aktien, um seinen Einfluss auf das Management zu erhöhen. Mit seinen öffentlichen Äußerungen und regelrechten Kampagnen setzt er immer wieder selbst riesige Konzerne unter Druck. Auch dem lange Zeit teuersten Unternehmen der Welt ging das so. Quelle: dpa
Apple – Ausschüttung erzwungenBeim Technologieriesen Apple gelang es Icahn mit seinem hohen Aktienanteil, das Management monatelang unter Druck zu setzen. Öffentlich forderte er immer wieder, Apple solle nicht auf weit mehr als 100 Milliarden Dollar sitzen, sondern das Geld den Aktionären zugute kommen lassen. Er machte solange Stimmung, bis Apple-Chef Tim Cook schließlich klein beigab und eins der Grundprinzipien seines Vorgängers Steve Jobs aufgab. Er begann mit den Ausschüttungen an die Aktionäre und legte ein Aktienrückkaufprogramm auf. Dafür macht Apple aus seinen immensen Barreserven stolze 100 Milliarden Dollar locker. Jüngst stockte er seine Anteile an Apple weiter auf und ist nach jüngstem Stand mit insgesamt 4,4 Milliarden Dollar in das Unternehmen investiert. Quelle: dpa
Yahoo und Microsoft mit PrämieIm Jahr 2008 zeigte Icahn Interesse an Yahoo. Da die Yahoo-Aktie immer weiter fiel, befürwortete er das Übernahmeangebot von Microsoft mit einem fast 72-prozentigen Aufschlag auf den damaligen Kurs. Die Übernahme platzte, weil das Yahoo-Management einen noch höheren Preis durchsetzen wollte. Nach dem Scheitern der Übernahme wollte Icahn Yahoo-Gründer und -Chef Jerry Yang loswerden. Er schrieb an den Aufsichtsrat, er werde mit seinen Stimmanteilen auf der Hauptversammlung den Aufsichtsrat komplett neu besetzen. Eine Liste mit zehn neuen Kandidaten für den Aufsichtsrat schickte er gleich mit. So hoffte er, die Verhandlungen mit Microsoft neu beleben zu können. Sein Plan ging aber nicht auf. Quelle: dpa
Dell-Rückkauf behindert, aber nicht verhindertMit Computerhersteller Dell führte Icahn nach eigenen Worten einen regelrechten Krieg. Er versuchte, den Rückkauf des Unternehmens durch Gründer Michael Dell und einen Finanzinvestor zu verhindern. Der Kaufpreis erschien ihm zu gering. Stattdessen forderte er eine Sonderdividende. Er schrieb an alle Aktionäre und zog sogar vor Gericht. Nachdem er vor Gericht abgewiesen wurde, gab er seinen Widerstand gegen den Rückkauf auf, machte aber dennoch weiter Stimmung gegen die Entscheidung in der Öffentlichkeit. Wegen seines Widerstands wurde die Abstimmung der Aktionäre über den Rückkauf mehrfach verschoben. Im Oktober 2013 gelang die Abstimmung schließlich zugunsten von Michael Dell. Quelle: dapd
Ebay ohne PayPalZum Jahresbeginn knöpfte sich der nimmermüde Investor Ebay vor. Sein Ziel: PayPal vom Mutterkonzern Ebay abspalten. Der Online-Bezahldienst ist der größte Gewinnbringer des Auktionsplattform-Betreibers. Durch den Verkauf von PayPal wollte Icahn den Wert seines Aktienanteils von zwei Prozent an dem Milliardenkonzern nochmals deutlich steigern, weil beide Unternehmensteile getrennt wertvoller seien. Außerdem sei der Verwaltungsrat nicht unabhängig genug. Das Ebay-Management hielt den PayPal-Verkauf jedoch für keine gute Idee. Erst im April zog Icahn seine Forderung zurück – nach er einen unabhängigen Kandidaten in den Verwaltungsrat durchsetzen konnte und der Ebay-Kurs deutlich gestiegen war. Quelle: REUTERS

AIG war einst der größte Versicherer der Welt. Nach dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers 2008 geriet auch AIG in Schieflage und wurde von der US-Regierung mit 182 Milliarden Dollar an Steuergeldern vor dem Aus gerettet. Das Geld hat das Unternehmen inzwischen zurückgezahlt. Icahn ist bekannt dafür, sich aktiv in die Politik von Unternehmen einzumischen. So drängte er beispielsweise Apple zu einer Aufstockung des milliardenschweren Aktien-Rückkaufprogramms.

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