Zumindest im Lebensversicherungsgeschäft lag die Zahl der vorzeitigen Vertragskündigungen unter dem Vorjahreswert und auch unterhalb des Branchendurchschnitts. Bei den laufenden Beitragseinnahmen zeigt Ergo bislang ebenfalls keine Schwäche.
Nach Ergo-Informationen sind auch im Neugeschäft keine signifikanten Einbrüche zu verzeichnen. Ergo-Sprecher Becker ist überzeugt, dass die Neuausrichtung 2010 auf den „Versichern heißt verstehen“-Slogan und der Anspruch einer Klartext-Kommunikation mit den Kunden ungeheuer wichtig sind. „Wir sind überzeugt, das Richtige zu tun“, sagt Becker. Für diesen Weg und auch für die umfassenden Einblicke in Konzerninterna auf der Ergo-Website sieht er den Rückhalt durch die Konzernmutter Münchener Rück gegeben.
Das Feedback von Kunden, Kollegen und Branchenkennern auf so viel Transparenz zu Incentive-Reisen sei sehr unterschiedlich. Eine Alternative zur Grundausrichtung des Unternehmens sieht Ergo-Sprecher Becker nicht. Trotz aller Bemühungen und dem Anspruch, dem Kunden gegenüber Versicherungen einfach und klar verständlich zu erklären, seien die Produkte mitunter komplex. „Das Geschäft wird immer auch Vertrauen brauchen. Eine Versicherung ist nun mal kein Auto, das der Kunde vom Hof fährt, und bei dem er sich sofort von der Qualität überzeugen kann. Bei einer Versicherung zeigt sich ihre Qualität oft erst nach langer Zeit.“
Sollte Ergo also die Image-Hölle ohne allzu große Einbußen im Geschäft überstehen, hat der Versicherer gute Chancen, im Wettbewerb mit den Platzhirschen Marktanteile zu gewinnen. Zu groß ist das Bedürfnis der Kunden, nach einer Versicherung, die ihre Kunden versteht und verständlich kommuniziert. Dem Aktienkurs der Konzernmutter Münchener Rück hat die Skandalserie bislang überhaupt nicht geschadet.
Auch mit angeschlagenem Image machen Großkonzerne also noch solide Geschäfte. Die Ergo-Mutter Münchener Rück dürfte darüber sehr froh sein.