Insurtechs Auslese bei den Versicherungs-Apps

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Kooperation statt Konfrontation

Tatsächlich schwenken laut Studie viele Insurtechs längst von Konfrontation auf Kooperation mit den Versicherern um. Das Finanzportal Treefin schlüpfte zum Beispiel unters Dach der Versicherungsgruppe W&W. Versicherer wie Baloise, Helvetia und Signal Iduna haben Millioneninvestments in Insurtechs angekündigt. Die Allianz hat dafür eine eigene Einheit AllianzX geschaffen.

Der Insurtech Radar beleuchtet anhand der Wertschöpfungskette von Angebot, Vertrieb und Betrieb einer Versicherung auch, welche Insurtechs dort aktiv sind und welche Chancen die Studienautoren ihnen beimessen.

Vor allem im Angebotsbereich hat es ein großes Wachstum gegeben; etwa jedes fünfte Insurtechs in Deutschland stammt nun auch diesem Bereich. Volldigitale Versicherer, wie etwa Ottonova im privaten Krankenversicherungsbereich, sind keine Seltenheit mehr. Dabei steht zunehmend auch der Präventionsgedanke im Vordergrund. Es geht nicht mehr nur um günstigere Beiträge. Insurtechs wollen also noch stärker als klassische Versicherer ihren Kunden dabei helfen, Versicherungsrisiken zu senken – und so letztlich der Versichertengemeinschaft aber auch dem Versicherer selbst nützen. Das Berliner Start-up Perseus kombiniert zum Beispiel die Vorbeugung von Hackerangriffen und anderen Datenrisiken mit der passenden Cyber-Versicherung, die auf mittelständische Kunden zielt. Insurtechs, die diesen Schutzgedanken in den Vordergrund stellen, trauen die Studienautoren die besten Erfolgschancen im Angebotsbereich zu. Neben Perseus und Ottonova sind das auch die Insurtechs BuddyGuard, JimDrive und Schadenengel.

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Marktaustritte von 63 Prozent

Der Anteil der Insurtechs im Vertriebsbereich ist durch die ersten Marktaustritte von 63 Prozent Mitte 2016 bereits deutlich auf aktuell noch 41 Prozent gesunken. Chancen sieht der Insurtech-Radar hier vor allem bei Start-ups, die eine enge Bindung zum Kunden schaffen. „Die betriebliche Altersvorsorge kann für Insurtechs ein guter Türöffner sein“, sagt Kottmann von Oliver Wyman. Wenn diese Angestellten eines Unternehmens erstmal Verträge in diesem Bereich vermittelt haben, eröffnet ihnen das später vielleicht auch für andere Vertragsarten Chancen. Penseo und HeavenHR nennt die Studie als Vertreter solcher „Unternehmensplattformen“.

Weniger sichtbar, aber für die Versicherungswelt nicht weniger spannend: Auch den Betrieb der Versicherungen wollen Insurtechs verändern. Bereits 38 Prozent der Insurtechs entfallen nun auf diesen Bereich, Mitte 2016 waren es nur 22 Prozent. Das Gros der Start-ups im Betriebs-Bereich widmet sich indirekt aber doch wieder dem Vertrieb, indem es Versicherungsvertriebe unterstützen will. Mehr Chancen sehen die Studienautoren etwa bei der Schadensabwicklung. International gebe es hier deutlich mehr Aktivität als bei den deutschen Insurtechs. Mit den Insurtechs Cognotekt, mbafleet, MotionsCloud, SchadenLaden, Unfallfuchs und unfallhilfe24 listen sie aber doch einige Vertreter aus diesem Feld auf.

Digitalisierung, wachsende Konkurrenz aus der Insurtech-Szene und hoher Kostendruck machen nicht nur der Allianz Probleme. Mittelfristig dürfte bei den Versicherern mehr als ein Drittel aller Jobs wegfallen.
von Matthias Kamp

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