Insurtechs „Maschmeyer hat ein wertvolles Netzwerk“

Stephen Voss Quelle: PR

Stephen Voss, Gründer des Insurtechs Neodigital, sieht die digitale Schnittstelle zwischen Bankkonto und Versicherungsordner als neuen Wachstumsmotor. Investoren wie Carsten Maschmeyer hat das überzeugt.

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Stephen Voss ist Mitgründer und Vorstand des Insurtechs Neodigital, das 2017 startete. Voss hat Betriebswirtschaft studiert und arbeitete unter anderem für die Allianz Versicherung und die Deutsche Bank. Er besitzt sowohl die deutsche als auch die britische Staatsbürgerschaft.

WirtschaftsWoche: Herr Voss, Carsten Maschmeyer hat kürzlich bei Ihnen investiert. Warum haben Sie sich keinen Versicherer ins Boot geholt wie andere Insurtechs?
Stephen Voss: Als Startup müssen Sie sich fragen, wie lange sie unabhängig bleiben wollen. Wir haben uns entschieden, keinen dominierenden strategischen Investor ins Boot zu holen. Carsten Maschmeyer hat mit seinem Investment keinen mehrheitlichen Einfluss auf Neodigital.

Wenn nicht um Geld, worum ging es dann?
So stark Maschmeyer als Person polarisiert, er hat unbestritten ein wertvolles Netzwerk in der Finanzbranche. Das wollen wir nutzen.

Sie selbst bezeichnen sich nicht als Insurtech, ...
...weil wir ein voll digitalisierter Versicherer mit Bafin-Lizenz sind und nicht nur Zulieferer der Versicherungsbranche.

Aber als digitale Versicherungsfabrik schneidern sie für Versicherer Policen nach Maß.
Es ist eher ein Baukasten-System, das wir entwickelt haben. Mit seinen Elementen lassen sich Produkt-Lösungen für Versicherer und Makler zusammensetzen. Dann können sie diese unter ihrer eigenen Marke vertreiben. Und wir liefern die komplette digitale Infrastruktur für die Abwicklung der Versicherungsverträge gleich mit.

Ihre eigenen Versicherungsprodukte verkaufen Sie über Makler. Warum nicht übers Internet?
Um sich als Direktversicherer mit einer weitgehend unbekannten Marke zu etablieren, müssen sie einen zweistelligen Millionenbetrag fürs Marketing investieren. So viel Geld haben nur große Versicherungskonzerne übrig. Mit Maklern zu arbeiten, ist dagegen effizienter.

Fintechs wollten die etablierte Finanzbranche aufrollen. Bisher haben sie nur ein kleines Stück vom Kuchen. Warum sollte es Insurtechs besser gehen?
Weil Insurtechs und Fintechs gemeinsam mehr Dynamik entwickeln.

Können Sie das näher erklären?
Der Schlüssel sind die Zahlungsströme. Wenn ein Fintech oder Insurtech Zugriff darauf hat, dann können sie auch andere Produkte verkaufen. Wer einen Baukredit abschließt, wird auch ein Angebot für eine Wohngebäudeversicherung erhalten.

Wirklich neu ist das nicht. Wenn ich eine Reise im Internet abschließe, dann versuchen Versicherer mir eine Auslandskranken-Police zu verkaufen.
Ganz so banal ist es dann doch nicht. Wenn sie als Insurtech oder Fintech das Zahlungsverhalten kennen, dann können sie praktisch alle Finanzprodukte individuell auf den tatsächlichen Bedarf zuschneiden. Wer als Bank oder Versicherung nicht an der digitalen Schnittstelle zwischen Bankkonto und Versicherungsordner präsent ist, wird vom Markt verschwinden.

Das klingt nach totaler Überwachung.
Etablierte Anbieter wissen schon jetzt sehr viel über ihre Kunden, aber sie machen daraus nur unzureichende Angebote. Bei Insurtech erhalten Kunden keine überflüssigen Produkte und können ihren Versicherungsbedarf passgenau decken. Ein Beispiel: Zeigen die Daten beispielsweise, dass er viel Sport treibt, aber nicht unfallversichert ist, kann er darauf hingewiesen werden.

Sie bieten Policen für Unfall, Hausrat und private Haftpflicht an. Soll es dabei bleiben?
In diesem Jahr schauen wir uns unter anderem die Sparten Rechtsschutz, Wohngebäude und Kfz an. Ob wir tatsächlich solche Policen anbieten, darauf will ich mich noch nicht festlegen.

Wären auch Kranken- oder Lebensversicherungen im Sortiment denkbar?
Es gibt Versicherungen, die kommen nicht ohne individuelle Beratung aus. Dafür sind sie einfach zu komplex. Bei einer Haustierhaftpflicht, die wir auch anbieten, können sie unabhängig vom jeweiligen Tarif nicht so viel falsch machen. Anders ist es bei einer Lebensversicherung, mit der sie ihre Familie absichern wollen. Bei solchen Policen ist es nicht mit ein paar Klicks getan.

Die Digitalisierung hat also Grenzen?
Nein nicht unbedingt. Digital heißt nicht: „Ohne Beratung und nur Kästchen anklicken. Makler können mit ihren Kunden auch digital kommunizieren. Wir machen mit einigen Maklern Geschäfte, die nicht mehr ihr Büro verlassen müssen, um ihre Kunden individuell zu beraten.

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