Investitionen Munich Re: Milliarden für Erneuerbare Energien

Der Vorstand des Rückversicherers Munich Re will in den kommenden Jahren das Geschäft mit erneuerbaren Energien vorantreiben und dafür Milliarden investieren.

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Thomas Blunck Quelle: Presse

Wirtschaftswoche: Herr Blunck, wie wirkt sich die eskalierende Euro-Krise auf Ihren Geschäftsbereich, die erneuerbaren Energien, aus?

Blunck: Wir müssen unterscheiden zwischen Versicherungen und Kapitalanlagen. Zum einen versichern wir Anbieter von Technologien, beispielsweise Hersteller von Solarmodulen. Das läuft gut. Zum anderen investieren wir in Solar- und Windparks sowie in Strom- und Gasnetze. Bis heute haben wir da bereits rund 600 Millionen Euro angelegt. Bei Renditen von zehnjährigen Bundesanleihen von einem Prozent, ist es sinnvoll, in Anlagealternativen mit stabilen Erträgen und überschaubaren Ausfallrisiken zu gehen.

Die Bundesregierung will es bei der Energiewende künftig etwas langsamer angehen lassen. Bremst das Ihr Geschäft?

Nein. Etwaige Kürzungen von Förderungen können Investoren angemessen berücksichtigen und sind Teil unserer Risikoüberlegungen. Rückwirkende Kürzungen lehnen wir aber ab, weil sie in die Kalkulationsgrundlage von Investoren eingreifen und jegliches Vertrauen zerstören. Die Folge wäre, dass die Investoren höhere Risikoaufschläge verlangen. Damit geriete die Energiewende in Gefahr.

Wie viel werden Sie in erneuerbare Energien investieren?

Wir wollen das in den nächsten drei bis fünf Jahren bis auf 2,5 Milliarden Euro ausweiten. Das hängt aber davon ab, ob es genug attraktive Projekte gibt. Danach schauen wir, ob und in welchem Umfang wir möglicherweise weitermachen. Zudem wollen wir zusätzlich rund 1,5 Milliarden Euro in Infrastrukturprojekte investieren.

Eine der Herausforderungen der Energiewende sind Ausbau und Modernisierung der Netze. Ist das für Sie interessant?

Wir sind bereits am Netzbetreiber Amprion beteiligt und können uns vorstellen, auf diesem Feld in Zukunft mehr zu investieren. Allerdings nur, wenn wir verlässliche Daten zum technischen Zustand der entsprechenden Netze haben und dazu, ob deren Modernisierung technisch und wirtschaftlich überhaupt machbar ist.

Potenzial in Windparks

huGO-BildID: 26111702 Aktionäre kommen am Donnerstag (26.04.2012) in München (Oberbayern) zur Hauptversammlung der Münchener Rück AG (Munich Re). Der weltgrößte Rückversicherer dürfte schon im ersten Quartal so viel Gewinn gemacht haben, wie im gesamten Katastrophenjahr 2011. Nach Branchenexperten läge der Rückversicherer auf Kurs zu einem angepeilten Jahresgewinn von 2,5 Milliarden Euro. Foto: Tobias Hase dpa/lby +++(c) dpa - Bildfunk+++ Quelle: dpa

Was hat Sie überhaupt dazu veranlasst, in erneuerbare Energien zu investieren?

Wir haben in unserem Geschäft sehr lang laufende Verbindlichkeiten, teilweise über 30 oder 40 Jahre, und für deren Deckung benötigen wir möglichst langfristige Investitionen. Zudem bieten diese Anlagen wegen ihrer langen Laufzeit eine attraktive Verzinsung, oftmals auch Inflationsschutz und eine gute Diversifikation.

Wo sehen Sie sonst noch Potenzial?

Bei Versicherungen von Solar- oder Windparks. Das sind technisch komplizierte Produkte, und es ist sehr aufwendig, im Vorfeld die erforderlichen Daten zu erheben. Bis so ein Produkt auf den Markt kommt, können bis zu zwei Jahre vergehen. Wir versichern zum Beispiel die technische Leistungsfähigkeit von Solarmodulen oder Windkraftanlagen. Das ist noch eine kleine Nische, aber das Geschäft wächst schnell. Das Schöne ist, dass wir es in Zukunft von den Erneuerbaren auch auf andere Branchen ausdehnen können.

Auf welche?

Ich kann mir vorstellen, dass wir in Zukunft die Leistungsfähigkeit von Batterien oder LED-Leuchten versichern.

Welche Länder sind bei der Versicherung von Solar- und Windkraftanlagen am wichtigsten?

China als größter Hersteller von Solarmodulen spielt eine wichtige Rolle für uns. Aber auch Länder wie die USA, Frankreich und Japan.

Welches Volumen hat dieses Geschäft?

Im Moment reden wir über einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Die Prämien sollen aber in den nächsten drei bis fünf Jahren auf rund 500 Millionen Euro anwachsen. Wir haben beispielsweise sogenannte Wetterversicherungen. Da würden wir dann für entgangene Einkünfte geradestehen, wenn mal die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht bläst.

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