Michael Diekmann Allianz-Chef will sich nicht belehren lassen

Vertrösten und Hinhalten – das ist derzeit die Taktik der Allianz-Führungsriege. Kritik am Umgang mit Pimco lässt Allianz-Chef Diekmann nicht zu, eine Entscheidung zur neuen Konzernspitze soll erst im Oktober fallen.

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„Es gibt keinen Grund, uns die Leviten zu lesen“: Allianz-Chef Michael Diekmann bei der Hauptversammlung des Konzerns. Quelle: Reuters

München Eben hat er noch von der traumatischen Erfahrung beim Fußballspiel FC Bayern gegen Real Madrid berichtet – die Bayern hatten 4:0 verloren – und die Fans unter den Teilnehmern der Allianz-Hauptversammlung begrüßt. Doch dann wird Allianz-Chef Michael Diekmann plötzlich sehr ernst. Die Kritik der Medien an seinem Umgang mit der Führungskrise bei der Tochtergesellschaft Pimco, einem großen Vermögensverwalter mit Sitz in Kalifornien, weist er brüsk zurück.

„Es gibt keinen Grund, uns die Leviten zu lesen oder den Untergang zu beschwören“, sagte er vor den rund 3300 Aktionären in der Münchner Olympiahalle. Vorangestellt hatte er einige Schlaglichter zu den großen Erfolgen von Pimco in der Vergangenheit.

Nicht nur in den Medien wurde Diekmann kritisiert. Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment sprach von einem regelrechten Pimco-Abschlag für die Allianz-Aktie an der Börse und warnte vor Reputationsrisiken.

Als der schillernde CEO Mohammed El-Erian sich im Februar überraschend zurückzog, gab es Gerüchte über ein Zerwürfnis mit Pimco-Gründer Bill Gross. Diese Gerüchte haben beide Kontrahenten in mehreren Interviews inzwischen mehr oder weniger direkt bestätigt. Von der Muttergesellschaft Allianz in München dagegen hörte man selbst in Hintergrundgesprächen sehr wenig zu dem Thema, höchstens Erwägungen zur schwierigen Work-Life-Balance von El-Erian. Die Sprecherin der Aktionärsvereinigung DSW, Daniela Bergdoldt, nannte den Streit zwischen Gross und El-Erian gar einen „männlichen Zickenkrieg“. Ein schnelleres und klareres Eingreifen des Allianz-Vorstands wäre wünschenswert gewesen, sagte sie.


Keine neue Strategie für Pimco

„Ich verstehe, dass Sie mehr dazu hören möchten“, parierte Diekmann die vielen Fragen der Aktionärssprecher zu dem Thema auf der Hauptversammlung. Doch dann folgten wieder nur Versatzstücke von Beruhigen und Hinhalten. Dass Kunden bei Pimco gerade nicht so viel Geld anlegten, weil sie die neue Management-Struktur erst einmal beobachten wollten, sei nicht ungewöhnlich. Die kritischen Medienberichte seien überdies aus den USA gespeist, unter dem Beifall und der Einflussnahme von Pimco-Wettbewerbern, so deutete Diekmann an. „Lassen Sie uns auf der nächsten Hauptversammlung die Fakten bewerten“.

Diekmanns Kommunikation zu heiklen Themen erscheint etwas befremdlich. So verteidigte er die Finanzbeteiligung von acht Prozent beim FC Bayern noch vor dem Steuerstrafprozess gegen den Präsidenten Uli Hoeneß mit der Bedeutung des Münchner Fußballstadions Allianz Arena für das Marketing des Versicherungskonzerns weltweit. Dann fügte er noch eine verschwurbelte Entschuldigung an, für den Fall, „dass wir den Anschein erweckt haben sollten, uns über Recht und Gesetz hinwegzusetzen“.

Im Falle von Pimco betonte Diekmann erstaunlicherweise weniger die Rolle der Allianz als Muttergesellschaft, denn als Pimco-Kunde mit rund 400 Milliarden Euro angelegten Kundengeldern - mehr Zurückhaltung geht kaum. Eine neue Strategie für Pimco sei nicht geplant, sagte er auf Frage einer Aktionärin. Die bei der Fondsgesellschaft schon länger laufende Hinwendung zu mehr Aktienanlagen brauche Zeit und dürfe nicht Hals über Kopf geschehen.

Diese Hinhaltetaktik hat der Vorstand mit dem Aufsichtsrat gemeinsam. Dieser verweigerte etwa den Aktionären Auskunft darüber, wer den Konzern Ende dieses Jahres führen wird. Sechs von elf Vorstandsverträgen laufen aus, darunter auch der von Diekmann selbst. Doch erst im Oktober soll es eine Entscheidung geben. Will man den internen Schönheitswettbewerb, noch angeheizt von externen Kandidaten, voll ausreizen?

Amtsmüde wirkte Diekmann jedenfalls nicht auf dieser Hauptversammlung und kassierte viel Lob für das gute Abschneiden des Konzerns 2013 und die Dividende von 5,30 Euro – wobei sich manche Aktionäre angesichts gut gefüllter Kassen noch mehr hätten vorstellen können.

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