Michael Diekmann im Interview Allianz-Chef hält Garantie-Zinsen für Auslaufmodell

Der Allianz-Chef hält lebenslang garantierte Zinsen für ein Auslaufmodell, glaubt nicht an eine rasche Erholung der Weltwirtschaft und fürchtet die Konkurrenz der Vergleichsportale.

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Michael Diekmann, 58, Chef des weltgrößten Versicherers Allianz, im Interview mit WirtschaftsWoche. Quelle: Wolf Heider-Sawall für WirtschaftsWoche

WirtschaftsWoche: Herr Diekmann, die Signale sind widersprüchlich: US-Notenbankchef Ben Bernanke will das Tempo bei den Anleihekäufen drosseln, EZB-Chef Mario Draghi kündigte eine lange Niedrigzinsphase an. Kommt nun eine Zinswende oder nicht?

Diekmann: Bei US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit sind die Renditen in den vergangenen vier Wochen um etwa 0,5 Prozent gestiegen. Das ist enorm. Wir sind dort jetzt bei einer Rendite von 2,6 Prozent. Ich glaube, dass die Rendite für US-Staatsanleihen bis Ende 2014 weiter steigen wird. In Europa erwarte ich einen langsameren Anstieg.



Großer Ratgeber: So kommen Sie durch die Zinswüste

Was sollten Anleger angesichts der extrem niedrigen Zinsen jetzt mit ihrem Geld tun?

Das fragt mich jeder Besuch, egal, ob privat oder geschäftlich.

Was antworten Sie Ihrem Besuch?

Er oder sie sollte das Geld der Allianz anvertrauen. Wir wissen, wie man richtig investiert.

Die 10 größten Versicherer Europas
AllianzDie Allianz verfügt in Deutschland über die bekannteste Marke im Versicherungssektor. 2010 hat die Gruppe weltweit 5,2 Milliarden Euro verdient und Einnahmen von mehr als 100 Milliarden Euro erzielt. Neben dem Versicherungsgeschäft ist das Management großer Vermögen das zweite Standbein des Konzerns geworden. Mit Pimco besitzt die Allianz den am stärksten beachteten Anleihenmanager. Quelle: Handelsblatt Quelle: dapd
AxaDer größte französische Versicherer konkurriert mit der Allianz um die Marktführerschaft in Europa. Im vergangenen Jahr beliefen sich die Einnahmen auf 91 Milliarden Euro. Der Gewinn sank um ein Viertel auf 2,75 Milliarden Euro, weil Sanierungsarbeiten nach der Finanzkrise das Ergebnis belasteten. Quelle: Reuters
GeneraliDer Marktführer in Italien ist traditionell stark im Geschäft mit Altersvorsorgeprodukten. 2010 flossen rund 73 Milliarden Euro in die Kassen, 1,7 Milliarden Euro verblieben als Gewinn. Quelle: dpa/dpaweb
AvivaDie britische Gruppe konzentriert sich in Europa neben dem Heimatmarkt auf weitere sieben Märkte: Frankreich, Spanien, Italien, Polen, Irland, die Türkei und Russland. Die Einnahmen beliefen sich 2010 auf mehr als 50 Milliarden Euro. Rund zwei Milliarden Euro verdiente der Konzern. Quelle: Reuters
Zurich FinancialLängst ist der Versicherer über die Schweiz hinaus gewachsen. International ist die in Dollar bilanzierende Gruppe ein direkter Konkurrent von Allianz und Axa. 2010 flossen umgerechnet 49 Milliarden Euro in das Unternehmen, über zwei Milliarden Euro betrug der Gewinn unter dem Strich. Quelle: Reuters
Munich REDer weltgrößte Rückversicherer hat zwei Standbeine: Das Geschäft mit anderen Versicherern sowie das Privatkundengeschäft, das vor allem über die Tochter Ergo läuft. Mehr als 45 Milliarden Euro an Prämien flossen 2010 in die Kasse, dabei verblieb ein Gewinn von rund 2,4 Milliarden Euro. Quelle: dpa
CNP AssurancesDer Versicherer ist in Frankreich führend im Verkauf von Lebensversicherungen. 33 Milliarden Euro an Prämien fließen im Jahr hinein, eine Milliarde Euro Gewinn zieht der Konzern daraus. Quelle: Screenshot

Aber auch bei der Allianz sinkt die Verzinsung von Lebensversicherungen stetig. Können Sie dieses Produkt trotzdem noch guten Gewissens empfehlen?

Ja, natürlich. Die Lebensversicherung ist kein Spekulationsinvestment. Der Sinn ist, dass ich im Todesfall einen Schutz habe und am Ende mehr Geld ausbezahlt bekomme, als ich eingezahlt habe. Dass wir Versicherer uns bei der Anlage dieser Gelder in einer Stresssituation befinden, liegt daran, dass der Staat niedrige Zinsen will. Dass die Allianz Leben vor diesem Hintergrund zuletzt eine gesamte Verzinsung von 4,2 Prozent bieten konnte, ist schon eine Sensation.

Wie verändern Sie angesichts der niedrigen Zinsen Ihre Anlagestrategie?

Bei Neuanlagen sind derzeit Bundesanleihen sicher nicht attraktiv. Beim Kauf von Papieren einiger südeuropäischer Staaten können die Risikogesichtspunkte nicht ignoriert werden. Wir streuen daher sehr breit. Wir gehen in Schwellenländer, wir investieren in Infrastruktur, und wir vergeben Darlehen an Mittelständler.

Die zehn größten Versicherungskonzerne

Trotzdem: Die niedrigen Zinsen müssen doch extrem schmerzen.

In einem Umfeld, in dem wenig zu verteilen ist, kommt uns unsere Größe zugute. Wir haben am Neugeschäft bei Lebensversicherungen in Deutschland einen Anteil von 23 Prozent mit steigender Tendenz. Wir arbeiten zur Hälfte der Kosten des Marktes und erwirtschaften im Schnitt bei der Kapitalanlage 50 Basispunkte mehr Rendite als die Wettbewerber.

Könnten mittelfristig einige kleinere Versicherer wegen der niedrigen Zinsen vom Markt verschwinden?

Die Situation wird sicherlich nicht einfacher, wenn wir für lange Zeit einen realen Nullzins haben. In einem normalen Umfeld ist das System sehr resistent, auch wegen der harten Regulierung in Deutschland. Wenn allerdings die Menschen den Glauben an die Lebensversicherung verlieren würden und das Neugeschäft dauerhaft einbricht, wird es für die Industrie schwieriger.

Im vergangenen Jahr sind die Neubeiträge der Allianz beim Geschäft mit Lebensversicherungen geschrumpft. Wie wird sich das Neugeschäft für Lebensversicherungen 2013 entwickeln?

Für die Allianz erwarten wir, dass sich das Neugeschäft 2013 ähnlich wie im Vorjahr entwickeln wird.

"Das Konto eines Kunden ist für uns sehr interessant"

Diese Versicherer sind die Besten
Versicherungen Quelle: Fotolia
Platz 10: Cosmos DirektDer Direktversicherer ist wie einige andere Versicherer aus dem Hause der Generali Deutschland kein Datenverweigerer. Allerdings verkaufen die Saarbrücker keine Krankenversicherungen. Dies ist in dem Konzern die Aufgabe der Central. Platz zehn ist daher ein gutes Ergebnis. Allerdings fällt auf: Zwei Sparkassenversicherer und eine Gruppe aus Hannover mit dem gleichen Handicap liegen noch ein wenig besser. Quelle: Screenshot
Hannoversche Quelle: Presse
Öffentliche Braunschweig Quelle: Screenshot
Provinzial Nordwest Quelle: dpa
Ergo Quelle: dapd
 Huk-Coburg Quelle: dpa

Sie haben gerade ein neues Lebensversicherungprodukt mit reduzierten Garantien vorgestellt. Ist der lebenslange Garantiezins bald Geschichte?

Sicherheit hat einen Preis, vor allem angesichts niedriger Zinsen, der hohen Kapitalunterlegungen und der neuen strengen Regulierung. Wir müssen deswegen weg von diesen langen Garantien und sagen: Wir machen Abschnittsgarantien. Wir geben für die Ansparphase die Garantie, und wir geben für einen dann erneut festzusetzenden Zinssatz die Garantie für die Auszahlungsphase.

Warum sollte ein Kunde Ihr Produkt mit höherem Risiko kaufen, solange es etwa beim Konkurrenten Continentale noch die volle Garantie gibt?

Weil er Vertrauen in die Allianz mit ihrer mehr als 120-jährigen Historie haben kann. Zudem erhalten die Kunden bei dem neuen Produkt einen fairen Ausgleich für die im Vergleich zu traditionellen klassischen Produkten niedrigen Garantiekosten. Entsprechend attraktiv sind die Chancen auf höhere Gesamtleistungen.

Heißt das, die klassische Lebensversicherung mit lebenslangem Garantiezins ist ein Auslaufmodell?

Am Ende wird der Markt entscheiden. Aber ich möchte auch ganz deutlich sagen, dass jede lebenslange Garantie, die man nicht durch entsprechende Kapitalanlagen absichern kann, deutlich teurer werden muss. Das ist eine logische Konsequenz der zunehmenden Risikoaversion in den Finanzsystemen. Wenn die Kunden eines Tages sagen, sie wollen weder das Produkt mit der niedrigen lebenslangen Garantie noch das neue Produkt mit den Abschnittsgarantien, muss man sich auch davon verabschieden können.

Wird die Allianz auch für die Kapitallebensversicherung und nicht nur für die Rentenversicherung ein Teilgarantieprodukt auf den Markt bringen?

Kunden kaufen inzwischen ganz überwiegend Rentenversicherungen. Die Kapitallebensversicherung spielt nur eine untergeordnete Rolle und steht daher nicht im Fokus.

Sie wickeln gerade die Allianz Bank ab. Was ist schiefgelaufen?

Das Umfeld für Banken hat sich in der Krise dramatisch verändert. Durch die niedrigen Zinsen ist die Marge bei vielen Produkten weggebrochen. Da ist es aussichtslos, als kleine Privatbank den Großen Konkurrenz machen zu wollen.

Würden Sie noch mal ins Bankgeschäft einsteigen?

Da haben wir keine Ambitionen mehr, auch wenn das Konto eines Kunden für uns sehr interessant ist. Denn wenn eine Bank weiß, wohin der Kunde welche Prämien überweist, kann sie ihm ein Gegenangebot machen.

Will der Kunde eigentlich Bank- und Versicherungsgeschäft aus einer Hand?

Ich persönlich ja, die Mehrheit der Kunden aber offenbar nicht.

Sind Vergleichsportale wie Check 24, die in großem Stil Versicherungen vertreiben, ein Problem für die Allianz?

Der Druck an dieser Front ist sehr groß. Wir waren gerade mit dem gesamten Vorstand in Irland, um uns anzuschauen, wie ein Markt funktioniert, in dem 80 Prozent aller Kfz-Versicherungen über solche Portale vertrieben werden.

"Wir wollen Monopole beim Sammeln von Kundendaten verhindern"

Große Lebensversicherer lassen Kunden hungern
Der Speck ist wegWer eine Lebensversicherung kauft, geht zum Vertreter. Rund zwei Drittel des Neugeschäfts entfällt daher auf die 20 größten Lebensversicherer. Die Branchenriesen werden nun jedoch immer vorsichtiger. Im Schnitt liegt ihre Überschussbeteiligung bei 3,49 Prozent - das ist mager und dürfte weniger als der ohnehin schon niedrige Branchenschnitt von rund 3,6 Prozent sein. Der Grund: Fast alle sind mit ihren Gutschriften runter gegangen, manche Riesen haben sogar schon drei Prozent erreicht. Senkungen der Zinsgutschriften von 0,5 Prozentpunkt oder mehr ließen oft aufhorchen. Hier scheint nur noch wenig Speck zu sein für die Kunden. Stand: Januar 2013 Quelle: rtr
Platz 20 - R+V: Wartet abDer drittgrößte Lebensversicherer in Deutschland will erst Ende Februar mitteilen, wie hoch seine Überschussbeteiligung im laufenden Jahr ist. Das ist ungewöhnlich spät. Zur Begründung hieß es in Wiesbaden, man wolle die Entwicklung des Marktes abwarten. Damit ist die R+V die große Ausnahme in der Branche. Für 2012 hatte die R+V die Angaben noch - wie in der Branche üblich - Anfang Dezember 2011 geliefert. Damals hieß es, trotz des schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfelds könne die R+V Lebensversicherung AG für ihre Kunden auch 2012 eine Gesamtverzinsung von 4,40 Prozent bieten. Darin enthalten sei eine laufende Verzinsung von 3,85 Prozent. Quelle: Presse
Platz 19 - Zurich: 3,0 ProzentEiner der größten Anbieter von Lebensversicherungen, die Zurich, ist mit ihrer Überschussbeteiligung deutlich heruntergegangen. Sie liege für 2013 auf nun bei drei Prozent, heißt es auf der Internetseite von Assekurata. Für 2012 waren es noch 3,35 Prozent und für 2011 schrieb der Versicherer 3,7 Prozent gut. Die durchschnittliche Gesamtverzinsung (laufende Verzinsung sowie Schlussüberschuss inkl. deklarierter Beteiligung an den Bewertungsreserven) betrage nun etwa 3,8 Prozent - nach 4,2 Prozent für 2012. Die vertragsindividuelle Gesamtverzinsung hänge dabei von Daten wie Produkt, Laufzeit und Alter der versicherten Person ab. Zurich setze auf nachhaltige finanzielle Stärke der Lebensversicherung statt auf kurzfristige Renditeversprechen, erklärte der Versicherer auf Anfrage von Handelsblatt Online. Wegen der anhaltend niedrigen Zinsen an den Kapitalmärkten habe die Unternehmensführung daher entschieden, eine Senkung der Überschussbeteiligung für den Neuzugang und den Bestand vorzunehmen. "Unsere Kapitalanlagepolitik ist auf höchste Sicherheit ausgelegt. Wir können unseren Kunden keine höhere Verzinsung auszahlen, als wir mit unserer Kapitalanlage erwirtschaften", erklärte eine Sprecherin der Zurich. Quelle: Presse
Platz 18 - Ergo: 3,0 bis 3,2 ProzentErgo ist einer der größten Anbieter auf dem Markt. Für Ergo Leben sinkt die Überschussbeteiligung auf 3,2 von 3,8 Prozent, für Victoria Leben auf 3,0 von 3,5 Prozent. Die Gruppe verwaltet mehr als sieben Millionen Verträge. Mit den Deklarationen hat der Versicherer ein Zeichen gesetzt. Damit erreicht einer der Marktgrößen die Marke von drei Prozent bei den laufenden Überschüssen. Quelle: dapd
Platz 17 - SV Sparkassenversicherung: 3,05 ProzentDie Überschussbeteiligung der SV Sparkassenversicherung ist von 3,75 Prozent für 2011 auf 3,55 Prozent in diesem Jahr auf nun 3,05 Prozent in diesem Jahr gefallen. Dies ergibt aus Angaben, die Assekurata veröffentlicht hat. Der Rückschritt ist damit stärker als im Schnitt der Branche. Der Sparkassenversicherer war in den vergangenen Jahren besonders stark durch Einmalgeschäft gewachsen.
Platz 16 - Versicherungskammer Bayern (VKB): 3,1 ProzentDer größte Sparkassenversicherer, die Versicherungskammer Bayern, setzt auf hohe Reserven. Die Bayern-Versicherung Lebensversicherung AG, größter Lebensversicherer der VKB, zähle zu den Gesellschaften mit den höchsten Bewertungsreserven in der Branche. Allerdings liegt damit ein weiterer großer Lebensversicherer aus dem Sparkassensektor unter den Großen relativ weit hinten. Dennoch senkt das Unternehmen seine Überschussbeteiligung 2013 auf einen der niedrigsten Werte in der Branche: 3,1 Prozent. Bisher waren es 3,5 Prozent. Die Bayern-Versicherung bietet darüber hinaus auch im Jahr 2013 eine attraktive Gesamtverzinsung auf den Sparanteil. Für Neuverträge gegen laufenden Beitrag betrage diese 3,7 Prozent. Darin enthalten seien 0,6 Prozent für den Schlussüberschuss inklusive der Mindestbeteiligung an den Bewertungsreserven. Die Sparte Lebensversicherung des Sparkassenversicherers verzeichnete 2012 ein starkes Beitragswachstum. Die Prämien stiegen den Angaben zufolge um 5,9 Prozent auf 2,62 Milliarden Euro.
Platz 15 - Württembergische: 3,25 ProzentDie Lebensversicherung im Versicherungs- und Bausparkonzern Württembergische und Wüstenrot geht um 0,25 Prozentpunkt mit der Überschussbeteiligung runter: Sie sinkt von 3,5 Prozent in den beiden Vorjahren auf nun 3,25 Prozent. Norbert Heinen, Vorstandsvorsitzender der Württembergischen Lebensversicherung AG: „Mit unserer vergleichsweise konservativen Positionierung beim Zinsüberschuss berücksichtigen wir die Entwicklungen am Kapitalmarkt und stabilisieren unseren Bestand auch gegen Belastungen aus der anhaltenden Niedrigzinsphase, der EU-Verschuldungskrise und Ausfallrisiken.“ Zusammen mit dem Schlussüberschuss und der Mindestbeteiligung an den Bewertungsreserven ergebe sich ab 2013 eine gesamte Verzinsung der Sparanteile von 3,9 Prozent (Vorjahr: knapp 4,2 Prozent). Quelle: Presse

Was haben Sie gelernt?

Ab einem gewissen Punkt ist es für Versicherer uninteressant, mit den Portalen zusammenzuarbeiten, weil die Margen immer dünner werden. Wir haben schon früh einen anderen Weg gewählt. Bei Kfz-Policen beispielsweise arbeiten wir verstärkt mit Autoherstellern zusammen, die ihren Kunden zusammen mit dem Auto eine Allianz-Police anbieten. Für uns ist das eine Absicherung für den Wettbewerb mit den Vergleichsportalen.

Was bedeutet es für die Allianz, wenn jetzt auch Google mit einem Vergleichsportal kommt?

Wir haben bereits mit Google gesprochen. Wir wollen gern wissen, wie Google es macht. Und Google will gern von uns wissen, wie wir es machen. Insofern treffen wir uns da. Uns kommt es auch darauf an, zu verhindern, dass es künftig Monopole beim Sammeln von Kundendaten gibt.

Im Wettbewerb mit den Portalen müssten Sie doch mit der Qualität eines großen Anbieters punkten können.

Richtig. Nicht umsonst vertreiben die Vergleichsportale ja vor allem einfache Produkte, nämlich die Pflichtversicherungen. Einige versuchen es jetzt mit Reiseversicherungen. Bei allem, was etwas komplexer ist, funktioniert der reine Preisvergleich nicht.

Diese Versicherer können Online überzeugen

Wozu brauchen Sie im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung eigentlich noch ihr Vertreternetz?

Wir haben in Deutschland schon rund 900.000 Autos über digitale Zugangswege versichert. An unserem Vertreternetz halten wir fest, wir haben es aber digital aufgerüstet, das heißt auch sie sind Teil der digitalen Zugangswege. Viele Kunden informieren sich online über Produkte, wollen dann aber doch lieber bei einem Vertreter abschließen, weil sie sich einerseits an diesen im Schadensfall wenden können und andererseits eine gute Beratung schätzen.

Jüngst kamen wieder beunruhigende Nachrichten aus Griechenland und Portugal. Ist die Euro-Krise zurück?

Wenn der Rücktritt des portugiesischen Finanzministers Befürchtungen weckt, zeigt das, dass die Dinge vielleicht doch nicht so gut sind, wie man ein halbes Jahr lang geglaubt hat. Zumindest reagieren Politik und Institutionen heute etwas schneller und koordinierter. Am Ende ist die Kernfrage, ob die Euro-Zone zu Wachstum zurückfindet. Wenn das nicht passiert, müssen wir uns über die Schulden der Krisenländer unterhalten. Bei Griechenland wird ja in der Öffentlichkeit schon über einen zweiten Schuldenschnitt diskutiert.

Was Lebensversicherungen wirklich bringen
Interrisk: Österreicher bieten beste BeitragsrenditeDie Ratingagentur Assekurata errechnete für Interrisk eine garantierte Beitragsrendite von 1,69 Prozent - für einen Vertrag, der 25 Jahre läuft und formal einen Garantiezins von 1,75 Prozent hat. So nah ist kein anderer Versicherer am Garantiezins dran. Auch im Vorjahr war dies so. Die prognostizierte - und damit unverbindliche - Beitragsrendite beträgt 4,2 Prozent. Damit liegt Interrisk als einer von vier Anbietern noch über der Marke von vier Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Satz jedoch deutlich gesunken, und zwar von 4,57 Prozent. Die InterRisk Versicherungs-AG ist das deutsche Tochterunternehmen der östereichischen Vienna Insurance Group. Quelle: Presse
Europa: Direktversicherer hält sich im SpitzenfeldDie Europa Lebensversicherung liefert seit Jahren gute Zahlen ab. Doch auch diese sinken. Die garantierte Beitragsrendite ist mit 1,57 Prozent sogar noch ein wenig höher als im Vorjahr mit 1,53 Prozent, weil Kostenvorteile zu Buche schlagen. Bei der prognostizierten Beitragsrendite liegt Europa mit 4,53 Prozent an der Spitze des Feldes. Der Wert liegt jedoch deutlich unter den 4,95 Prozent des Vorjahres. Bei der Überschussbeteiligung hält Europa noch die Marke von vier Prozent. Das geht hervor aus einer Mitteilung des Versicherers an die Ratingagentur Assekurata. Für 2012 betrug die Überschussbeteiligung noch 4,35 und für das Jahr 2011 waren es noch 4,5 Prozent. Quelle: Screenshot
Cosmos Direkt: Niedrige Kosten - hohe RenditeDie Lebensversicherungsangebote der Cosmos Direkt profitieren vom Vertriebsweg. Es ist für Kunden günstiger, wenn sie im Internet oder am Telefon einkaufen. Die Tochter der Generali gibt diese Vorteile in den Konditionen weiter. Am besten ist dies bei der garantierten Beitragsrendite zu erkennen. Platz 3 im Ranking von Assekurata mit 1,46 Prozent. Auch hier errechnete die Ratingagentur einen leicht besseren Wert als im Vorjahr. 4,17 Prozent für die prognostizierte Beitragsrendite ist ebenfalls ein Spitzenwert in der Branche. Im Vorjahr waren es aber noch 4,57 Prozent.
Hannoversche Leben: Schon unter vier ProzentMit der garantierten Beitragsrendite von 1,35 Prozent liegt der Direktversicherer aus Hannover auf Platz 4 - und damit sehr gut. Mit der prognostizierten Beitragsrendite erreicht er Platz 5. Dieser Wert liegt jedoch unter vier Prozent (3,92 Prozent), nachdem es im Vorjahr noch 4,17 Prozent waren. Nur vier Lebensversicherer liegen bei dieser Hochrechnung noch über vier Prozent. Dies zeigt den Trend in der Branche und auch bei der Hannoverschen Leben, für die die Schauspielerin und Komikerin Anke Engelke wirbt.
WGV: Guter Garantierendite, schlechtere PrognoseDie Württembergische Gemeinde-Versicherung (WGV) bietet eine sehr gute Beitragsrendite. Mit 1,31 Prozent liegt der Versicherer auf Platz 5 in der Branche, wie Assekurata berechnete. Schlechter ist die prognostizierte Beitragsrendite mit 3,63 Prozent. Mehr als ein Dutzend Konkurrenten liegen hier besser. Wie andere Untersuchungen zeigen, liegt die WGV in der Leistungsfähigkeit für den Kunden häufig in den Top10. Quelle: Presse
Ergo Direkt: Besser als die große MutterErgo Direkt will nicht nur mit dem Thema Verständlichkeit punkten, sondern auch mit seinen Lebensversicherungsrenditen. Bei der garantierten Beitragsrendite liegt der Direktversicherer mit 1,31 zusammen mit der WGV auf Platz fünf. Auffällig ist die starke Verbesserung zum Vorjahr. Da lag dieser Wert nur bei 1,23 Prozent. Mit einer prognostizierten Rendite von 3,57 Prozent liegt Ergo Direkt allerdings nur im oberen Mittelfeld der Branche. In jedem Fall ist der Direktversicherer mit beiden Werten deutlich besser als das Vertreter-Unternehmen Ergo, die große Mutter aus Düsseldorf. Quelle: Screenshot
Asstel: Gothaer-Tochter springt in die Top10Die Asstel aus Köln-Mülheim profitiert ebenfalls davon, dass der Vertrieb eines Direktversicherers günstiger ist als bei Unternehmen, die auf Vertreter setzen. Die garantierte Beitragsrendite liegt mit 1,3 Prozent daher vergleichsweise hoch - Platz 8 bei Assekurata von 61 Versicherern. Die prognostizierte Beitragsrendite ist mit 3,8 Prozent ebenfalls vergleichsweise gut - ein Top10-Wert für die Tochter der Gothaer Versicherungen. Quelle: Presse

Bekommt man den so einfach hin?

Das Problem ist, dass viele Papiere der Krisenländer bei den Banken liegen und daher ein Schuldenschnitt auch stark die Bilanzen der griechischen Banken belasten würde Außerdem wäre vermutlich auch der öffentliche Sektor betroffen, hier gibt es noch keinen Konsens. Ein weiterer Aspekt ist, dass ab 2018 Aktionäre, Gläubiger und Sparer an Banksanierungen beteiligt werden sollen. All das führt zwangsläufig zu der Frage, wie teuer es für Banken in Zukunft wird, sich zu finanzieren.

"Künftig müssen Banken Einlagen garantieren und nicht der Staat"

Welche Konsequenzen haben diese Veränderungen für die Banken?

Die Banken müssen selbst einen Mechanismus finden, um Einlagen zu garantieren. Das kann dann nicht mehr der Staat machen. Es könnte aber auch Einlagen geben, die nicht garantiert sind. Für die müsste der Anleger dann mehr Zinsen bekommen als für die garantierten Einlagen.



Großer Ratgeber: So kommen Sie durch die Zinswüste

Im Zuge der Bekämpfung der Finanzkrise ist es zu einer Renationalisierung der Banken gekommen. Immer mehr Finanzhäuser wurden an ihren Staat gebunden. Verstärkt sich das weiter?

Momentan versuchen alle Beteiligten, den Trend zu stoppen. Die Kapitalvorschriften nach Basel III sind ein Beispiel dafür. Dass die Amerikaner angekündigt haben, Basel III folgen zu wollen, ist ermutigend. Solvency II, das Regelwerk für Versicherer, drohte zu scheitern an nationalen Interessen. Nun versucht man in einer konzertierten Aktion, das Ganze doch noch zum Abschluss zu bringen. Auch bei der Finanztransaktionssteuer versuchen sich die Länder auf einen Nenner zu einigen. Ähnliches gilt für das Trennbankensystem.

Ist die Bankenunion eine Lösung?

Diekmann: Ich glaube, sie ist die einzige Lösung. Die Frage ist, was wir unter Bankenunion verstehen. Ich verstehe sie so, dass wir die Regulierung der Banken aus einer nationalen in eine europäische Hoheit überführen. Probleme wird es geben, wenn deutsche Einlagen herangezogen würden, wenn es einer Bank in Portugal schlecht geht. Die europäische Einlagensicherung ist zurzeit das heißeste Eisen.

Sehen Sie Nachbesserungsbedarf bei den Kapitalvorschriften für Versicherer in Solvency II?

Ja. Kapitalunterlegungen von 25 Prozent für Engagements in Immobilien orientieren sich an Erfahrungen auf dem britischen Markt, wo die Preise viel stärker schwanken. Und dass Aktienanlagen mit bis zu 49 Prozent Kapital unterlegt werden müssen und gleichzeitig so behandelt werden, als hielte man sie nur ein Jahr, kann nicht so bleiben. Das ignoriert die Tatsache, dass Versicherungen Aktien in der Regel viele Jahre lang halten und so Kursschwankungen abfedern können.

Aus welcher Weltregion könnten neue Wachstumsimpulse kommen?

China will künftig den Binnenkonsum stärken, da kommen weniger Impulse für den Welthandel. In der Euro-Zone ist die Krise noch nicht überwunden. In den USA gibt es ein paar Hoffnungsschimmer. Aber die Krise wird sich nicht von selbst erledigen, auch wenn das Wachstum langsam zurückkehrt.

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