Münchner Machtspiele Bei der Allianz rumort es gewaltig

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Länderübergreifende Lösungen und Produkte

Ob das Bekenntnis reicht, um die Beziehung zu Deutschlandchef Knof zu reparieren? Insider beschreiben die als angespannt, manche halten sie für zerrüttet. „Wir haben ein sehr gutes Arbeitsverhältnis“, sagt Bäte. Und fordert gleichzeitig, dass die deutsche Allianz den Verlust von Marktanteilen in der Sachversicherung dringend stoppen muss.

Neben Knof hat Bäte auch die Chefs anderer Landesgesellschaften gegen sich aufgebracht. Die durften bisher weitgehend eigenständig agieren, nun will ihr Chef sie enger zusammenführen. Dass jedes Land eigene Software nutzen darf und sich selbst kleine Gesellschaften einen eigenen Personalchef leisten, hält er für überflüssig. In einer sogenannten Digital Factory am Münchner Ostbahnhof tüfteln Abgesandte aus der ganzen Welt längst an länderübergreifenden Lösungen und Produkten.

Das lässt so manchen Landesfürsten um Macht und Einfluss fürchten. Bäte dagegen will mit engerer Kooperation bessere Lösungen erreichen. „Regelmäßiges Feedback der Kunden legt heute nicht nur Stärken, sondern auch Schwächen der einzelnen Gesellschaften offen“, sagt er. Die Zeiten, in denen die Zentrale den Ländern lediglich Vorgaben zu den jährlichen Erträgen mache, seien vorbei. „Wir wollen gemeinsam in die Digitalisierung investieren und die Erträge der Zukunft sichern“, sagt Bäte. Um den Austausch zu verbessern, richtet er ein Komitee mit Vertretern der 13 wichtigsten Länder ein, das sich vier Mal im Jahr mit dem Konzernvorstand treffen soll.

Ein neues Schwergewicht könnte künftig Australien bilden. Für 14 Milliarden Euro könnten die Münchner dort den Versicherer QBE kaufen. Offiziell will sich die Allianz nicht äußern. „Wir müssen auch in Wachstum investieren“, macht Bäte jedoch klar. „Wer nicht wächst, stirbt.“

Selbst damit macht er sich intern nicht nur Freunde. Nach der Finanzkrise hat die Allianz vorsichtig agiert, zugunsten höherer Margen und Sicherheit auf teure Zukäufe verzichtet. Die offenkundige Kehrtwende halten einige für riskant.

Bäte jedoch setzt weiter auf den permanenten Umbau und damit auf das Prinzip Verunsicherung. Er kann gar nicht anders.

Noch darf er auch.

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