Versicherungen Wie Inga Beale Lloyd's gegen den Brexit absichert

Seite 3/3

Intensive Beschäftigung mit dem globalen Terror

Beale beschäftigt sich intensiv mit dem globalen Terror. Es ist, ähnlich wie die Cyberkriminalität, eines der sogenannten neuen Risiken, die Versicherer rund um den Globus für sich als Geschäft der Zukunft entdeckt haben. Sie selbst liest viel dazu, arbeitet sich ein in die komplexe Materie. Beale ist der Typ Chef, der insgesamt gut delegiert, aber bei einigen Spezialthemen, die sie besonders interessieren, erstaunliche Detailliebe entwickelt. So neigt sie einerseits dazu, ihre Assistentin mit allerlei Anforderungen auf Trab zu halten. Nur Tischreservierungen im Restaurant und ihren Kaffee macht sie selbst. Beides ist ihr wichtig.

Wie eben auch das Terrorthema fürs Geschäft. Die letzten Anschläge in London und Manchester hat sie sich genau angesehen. Es mag zynisch klingen, doch bei jedem Terrorangriff lernt Beale dazu. Welchen Sprengstoff verwenden die Terroristen? Wie beschaffen sie sich ihre Fahrzeuge? Alles wertvolle Informationen für die Bepreisung entsprechender Versicherungen. Die Welt, sagt Beale irgendwann an diesem Tag, sei noch nie so volatil gewesen. Sie und ihre Leute versuchen dennoch, das Chaos in Formeln und Rechnungen zu pressen. Egal, wie sehr die Welt rotiert, das Geschäft muss ja weitergehen.

Es sind neue Risiken, bei denen es, anders als etwa bei Versicherungen für Flugzeuge, keine jahrzehntealten Erfahrungswerte gibt. „Das macht die Kalkulation so schwierig“, sagt Beale. Da wäre etwa die Cyberkriminalität. Kräftiges Wachstum versprechen sich Versicherer weltweit in dem Feld, im vergangenen Jahr lagen die Prämien gegen Hackerangriffe weltweit bei 2,5 Milliarden Dollar, bis 2020 erwartet die Branche eine Verdreifachung. Gutes Geschäft. Aber wie konkret sehen die Risiken wirklich aus? Beales Leute rechnen noch. Oder das Beispiel Airbnb. Einem solchen Start-up Versicherungen zu verkaufen ist schwierig.

In diesen Ländern arbeiten Frauen am liebsten
Golfstaaten Quelle: dpa
Brasilien Quelle: dpa
Griechenland Quelle: dpa
Dänemark Quelle: dpa
Oslo Quelle: REUTERS
Neuseeland Quelle: REUTERS
Ecuador Quelle: REUTERS

Bei einem Hotelkonzern kennt der Versicherer die Gebäude, das Management und weiß im Großen und Ganzen, mit welchem Personal die Hotels arbeiten. Airbnb dagegen vermittelt Hunderttausende Privatzimmer, alles sehr kleinteilig. Monatelang mussten sie sich durch die Datenberge des Unternehmens aus Kalifornien wälzen, um die Prämie berechnen zu können.

Als Nächstes will Beale Lloyd’s nach Asien führen. Auch wenn das Traditionshaus Weltmarktführer für Spezialrisiken ist, glaubt Beale nicht, dass die Kunden aus Fernost selbstverständlich nach London kommen. „Wir müssen unsere Expertise dorthin bringen“, sagt sie. In der Zentrale an der Lime Street machen die Asiaten schon mal Bekanntschaft mit dem Spezialversicherer. Neben dem Haupteingang gibt es einen Souvenirladen. Vor den Regalen stehen vor allem chinesische Touristen.

Beale selbst hat für sich persönlich übrigens schon eine Brexit-Strategie ersonnen: Egal, ob harter, weicher oder kein Brexit – sie will ihr Büro in London nicht mehr räumen. „Sehr viele Gesichter, die ich aus früheren Jahren kannte“, hätten sie nach ihrer Rückkehr in London wieder freundlich aufgenommen. Deswegen möchte sie nicht noch mal irgendwo ins Hinterland. Für die Karriere braucht sie das ja auch nicht mehr.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%