Versorger Eon verkauft sein Hochspannungsnetz

Der Verkauf des Stromnetzes ist komplett: Eon verkauft sein gut 10 000 Kilometer langes Hochspannungsnetz an die niederländische Netzgesellschaft Tennet. Eon hatte mit der EU-Kommission vor mehr als einem Jahr vereinbart, das Stromnetz abzugeben und sich von Kraftwerkskapazitäten zu trennen.

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Das Stromnetz von Eon wird künftig nicht mehr von dem Versorger selber betrieben. Quelle: dpa Quelle: handelsblatt.com

DÜSSELDORF/FRANKFURT. Eon verkauft sein Stromnetz für 1,1 Milliarden Euro in die Niederlande an den Netzgesellschaft Tennet. Eon ist wie die Konkurrenten RWE,Vattenfall und Energie Baden-Württemberg (EnBW) für einen Teil des deutschen Übertragungsnetzes zuständig. Das transportiert den Strom überregional, ehe regionale und lokale Netze ihn weiterverteilen.

Der Konzern hat sich im vergangenen Jahr gegenüber der EU-Kommission verpflichtet, das Netz zu verkaufen. Damit hat er ein Kartellverfahren beigelegt. Die Behörde will durch die Entflechtung der großen Energiekonzerne den Wettbewerb vorantreiben. Seit Wochen verhandelte Eon mit dem niederländischen Unternehmen, einem reinen Netzbetreiber. Ein ursprünglich ebenfalls interessiertes Finanzkonsortium aus Goldman Sachs und Töchtern von Deutscher Bank und Allianz, das zur Zeit über den Kauf des Vattenfall-Netzes verhandelt, ist schon frühzeitig aus dem Rennen ausgestiegen.

Käufer des Netzes muss

Eons Netzgebiet reicht quer durch Deutschland von der Nordseeküste bis Bayern, deckt 40 Prozent des Bundesgebietes ab und versorgt über 20 Mio. Menschen. Die Leitungen sind 10 700 Kilometer lang, das ist etwas weniger als bei der Nummer eins, RWE. Die Tochter Transpower setzte zuletzt mit 700 Mitarbeitern rund 6,2 Mrd. Euro um, jedoch sind darin auch Erlöse aus der Einspeisung von Erneuerbaren Energien enthalten, die Transpower weiterreichen muss.

Tennet ist deutlich kleiner. Das Unternehmen betreibt in den Niederlanden die Höchstspannungsleitungen mit rund 2300 Kilometer Länge und setzte 2008 mit 600 Mitarbeitern rund 450 Mio. Euro um. Das Unternehmen hat sich bislang nicht zu seinen Plänen geäußert, lediglich das Eon-Netz als interessant bezeichnet. Auch ein Eon-Sprecher wollte am Wochenende den Stand der Gespräche nicht kommentieren.

Weil Eons Netz bis an die Küste reicht, muss der Käufer hohe Investitionen stemmen. Der neue Besitzer muss in den nächsten Jahren die vielen geplanten Offshore-Windparks anschließen. Tennet muss deshalb umfangreiche Investitionszusagen machen. In den Kreisen ist von rund vier Mrd. Euro die Rede. Trotzdem wird mit einer grundsätzlichen Einigung und Bekanntgabe in der kommenden Woche gerechnet. Dann legt Eon auch seinen Zwischenbericht für die ersten neun Monate vor.

Mit dem Tennet-Deal trennen sich innerhalb von zwei Wochen zwei der vier großen Energiekonzerne von der traditionellen Verbundstrategie trennen - also der Versorgung mit Strom von der Produktion über den Transport bis zum Vertrieb.

Vattenfall verhandelt ebenfalls nur noch über letzte Details eines Verkaufs. Der Konzern soll für seine 9 700 Kilometer langen Leitungen nur die Hälfte bekommen. Im Vattenfall-Netz sind ebenfalls hohe Investitionen fällig. Sollte Eon eine Mrd. Euro erhalten, wäre das in Zeiten der Finanzkrise respektabel, hieß es in Branchenkreisen. Die Netzbetreiber RWE und EnBW wollen derzeit nicht verkaufen.

Eon hätte mit dem Netzverkauf Auflagen der EU-Kommission zügig abgearbeitet. Die Wettbewerbsbehörde hatte den Konzern verdächtigt, seine Marktmacht im Stromgroßhandel zu missbrauchen. Neben den Stromleitungen musste der deutschen Branchenführer auf dem Heimatmarkt 5 000 Megawatt (MW) an Stromerzeugungskapazitäten veräußern, dies entspricht rund einem Fünftel seiner deutschen Produktion. 2008 veräußerte er komplette Kraftwerke, Beteiligungen oder Strombezugsrechte aus Atom-, Kohle-, Gas- und Wasserkraftwerken an EnBW, die norwegische Statkraft, die belgische Electrabel, den österreichischen Verbund und zuletzt die Stadtwerke Hannover.

Es ist nur noch ein 67-Prozent-Anteil am Steinkohlekraftwerk im westfälischen Veltheim mit wenigen hundert MW offen. Aber auch hier laufen die Verhandlungen Unternehmenskreisen zufolge auf Hochtouren. Als Favorit gilt der Mitgesellschafter, die Stadtwerke Bielefeld.

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