Wartezeiten Frust an der Kasse

Je länger, je öder: Warteschlangen an Supermarktkassen kosten Nerven. Im Schnitt müssen sich Kunden in Deutschland rund sieben Minuten gedulden. Neue Kassentechnologien sollen das ändern.

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Lange Warteschlangen an der Quelle: dpa

Noch fünf Cent, vier, drei – perfekt. 9,47 Euro in Münzen liegen auf dem Kassentresen eines Kaiser’s Supermarktes in Düsseldorf Bilk. Der ältere Herr strahlt und fragt in Richtung Kasse: „Stimmt das denn auch so?" Und während die Kassiererin die Münzen des Shopping-Veterans lieber noch mal genau nach zählt, drängen sich die Kunden mit ihren Einkaufswagen inzwischen bis zum Käseregal. Dort füllt ein Mitarbeiter gerade in aller Ruhe Ware nach. Die beiden anderen Kassen bleiben geschlossen.

Die alltagsempirische Erkenntnis, einen Großteil seines Lebens in Warteschlangen an den Kassen von Supermärkten, Tankstellen oder Bahnschaltern zu verplempern, wurde jetzt auch wissenschaftlich belegt. Im Schnitt rund sieben Minuten müssen Verbraucher in der Kassenzone verharren, bevor ihnen erlaubt wird, Geld abzugeben. Das hat das Beratungsunternehmen Grass Roots Performance in einer Studie für den europäischen Testkaufverband MSPA herausgefunden.

Damit liegt Deutschland im unteren Mittelfeld. Zum Vergleich: In Portugal beträgt die durchschnittliche Wartezeit 2,49 Minuten, in Irland 2,61 und in Österreich 2,7. Schlusslicht ist Griechenland mit fast 14 Minuten. 

Dabei gibt es durchaus Möglichkeiten die Shopping-Staus an den Kassen zu vermeiden. Die einfachste: Mehr Personal. Doch am Trend, immer weniger Vollzeit- und immer mehr Teilzeitkräfte beschäftigen, wird sich bei den meisten Handelskonzernen auf absehbare Zeit kaum etwas ändern.

Weniger Kassenfrust versprechen deshalb eher neuere Technologien. So haben einige Händler inzwischen Selbstbedienungskassen installiert. Vor allem die SB-Warenhauskette Real setzt auf solche Terminals. Im so genannten Real Future Store in Tönisvorst am Niederrhein geht das Unternehmen noch einen Schritt weiter. Zwar gibt es auch hier Kassen mit einem „echten" Kassierer. Aber es gibt auch eine „innovative Kassenzone", wo Kunden ihre Ware selber scannen und Bar, per Karte oder auch per Fingerabdruck zahlen können.

Einen anderen Ansatz im Kampf gegen Warteschlangen hat sich vor drei Jahren der Inhaber eines Edeka-Marktes in Lahr erdacht. Der Kunde zieht dort von einer Papierrolle eine Nummer und kann einkaufen, bis er per Durchsage und digitaler Nummernanzeige aufgerufen wird.

Shopping im Ambiente einer Kfz-Zulassungsstelle – dann vielleicht doch lieber sieben Minuten Warten.

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