Wegen Einlagenüberhang Achtgrößte Sparkasse führt Negativzinsen ein

Die achtgrößte Sparkasse in Deutschland führt zum 1. März Verwahrentgelte für neue Geschäftskonten ein. Die Strafgebühr gilt für Einlagen über 500.000 Euro – und soll ausdrücklich nicht für Privatkunden gelten.

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Die Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam verlangt Geld für Kundeneinlagen. Quelle: dpa

Berlin Die Mittelbrandenburgische Sparkasse (MBS) in Potsdam gehört zu den Top-Verdienern unter den rund 400 Sparkassen in Deutschland. Trotz des regulatorischen Drucks, der zunehmenden Digitalisierung und der Niedrigzinspolitik habe sich die MBS „sehr ordentlich geschlagen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Andreas Schulz anlässlich der Präsentation der Zahlen am Montag. Dennoch führt sein Institut ab dem 1. März erstmals dauerhafte Negativzinsen ein.

Alle neuen Geschäftskonten von Unternehmen und Kommunen sollen dann ab einer Summe von 500.000 ein Verwahrentgelt zahlen. „Wir wollen nicht zum Abladebahnhof für andere Banken werden“, begründet Schulz die Maßnahme. Bislang hat die MBS nur in Ausnahmefällen Einlagen institutioneller Kunden über 500.000 Euro mit einem Entgelt belegt.

Der Hintergrund der Entscheidung: Das Ergebnis der mit einer Bilanzsumme von 12,3 Milliarden Euro achtgrößten Sparkasse in Deutschland fiel 2016 schlechter aus, der Zinsüberschuss ging um rund 14 Millionen Euro zurück. Das Betriebsergebnis vor Bewertung verringerte sich um zwölf Millionen Euro auf rund 176 Millionen Euro. Das liegt auch am Überhang der Einlagen: Die MBS verzeichnete 2016 ein Einlagenplus von 500 Millionen Euro, konnte aber ihren Kreditbestand nur um 370 Millionen Euro erhöhen. Werden diese Einlagen bei der Europäischen Zentralbank geparkt, werden Gebühren in Höhe von 0,4 Prozent fällig.

Immer mehr Banken in Deutschland gehen aktuell dazu über, ihre Kunden ab einer bestimmten Schwelle mit Negativzinsen zu belasten. Schätzungen im Sparkassenlager gehen davon aus, dass sich die Belastungen für die Institute auf eine halbe Milliarde Euro im Jahr belaufen könnten, wenn die Negativzinsen nicht weitergegeben werden.

Noch ist bei der MBS nicht klar, wie mit den Bestandskonten von Unternehmen und Kommunen verfahren werden soll, die 500.000 Euro übersteigen. Bis Juni 2017 soll hier eine Entscheidung fallen. „Ich kann mir vorstellen, dass wir diesen Kunden Alternativen anbieten“, sagte Schulz. Der Effekt werde auch nicht riesig sein. „Für 98 Prozent unserer Geschäftskunden ist das kein Thema“, so der Manager.

Privatkunden nimmt die MBs ausdrücklich von den Plänen aus. „Ich kann und will mir keine Negativzinsen für Privatkunden vorstellen. Das würde auch an die Grundfesten unserer Philosophie gehen“, so Schulz. Aber wenn die Zinsentwicklung einige Institute dazu bewegen sollten, Negativzinsen von Sparern zu erheben, „werden wir sicher nicht die ersten sein“, versichert Schulz.

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