Weichenstellung Bosch läutet neue Ära ein

2009 war ein trauriges Jahr für Bosch, gemessen am Milliardenverlust sogar das schelchteste seit dem zweiten Weltkrieg. Das erste Quartal ließ sich da schon deutlich besser an. 2010 soll es wieder schwarze Zahlen geben. Zum Aufschwung trägt auch die neue Struktur des Unternehmens bei.

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Halbleiterfabrik von Bosch in Reutlingen. Quelle: dpa

mwb STUTTGART. Nach einem verlustreichen Jahr 2009 will sich der Autozulieferer und Industriekonzern Bosch 2010 in die Gewinnzone zurückkämpfen. "Wir wollen 2010 wieder zu einem positiven Ergebnis zurückkehren", sagte Firmenchef Franz Fehrenbach am Mittwoch auf der Bilanz-Pressekonferenz.

Fehrenbach stellte heute eine wichtige strategische Weiche für den Konzern. Der in Stiftungsbesitz befindliche Konzern will künftig verstärkt Wachstumschancen nutzen, die sich aus Geschäftsmodellen in der Verknüpfung von Internet und Softwareentwicklungen ergeben. Weltweit würden in 15 Jahren rund 50 Milliarden Geräte vernetzt, auch in den für Bosch wichtigen Anwendungsfeldern Energie, Mobilität, Gesundheit und Umwelt.

Als Beispiele nannte Fehrenbach "smart grid", die intelligente Steuerung von Kühlschränken oder Wärmepumpen die je nach Strompreis gesteuert werden, virtuelle Kraftwerke durch Zusammenschaltung dezentraler Energieerzeuger und Energiespeicher, Fahrzeuge, die sich gegenseitig vor Gefahren warnen, Elektroautos, die sich mit Akku- und Ordnungsdaten bei Servicestationen melden und zu einer freien Ladestation gelotst werden.

"Wir müssen künftig nicht nur die in seinen Geräten eingebettete Software beherrschen, sondern vielmehr auch die internetbasierte Systemverknüpfung", betonte Fehrenbach. Bereits vor zwei Jahren kaufte Bosch deshalb das auf vernetzte Anwendungen spezialisierte Unternehmen Innovations Software mit 100 Entwicklern. Bis Ende des Jahres soll das Unternehmen in Immenstadt am Bodensee bereits 300 Entwickler beschäftigen.

Nach Einschätzung von Beobachtern könnte es in diesem Bereich auch zu Akquisitionen kommen. Insgesamt will Bosch in den nächsten Jahren konzernweit jährlich ein bis zwei Mrd. Euro für Zukäufe ausgeben, wie Finanzchef Gerhard Kümmel bestätigte. Bei einer passenden Gelegenheit, könne das Unternehmen mit einer Eigenkapitalquote von knapp unter 50 Prozent auch einen größeren Brocken stemmen. >p>In den vergangenen beiden Jahren hatte Bosch zwei Mrd. Euro in den Aufbau seine Solarakquisitionen investiert und so eine neue Sparte in kürzester Zeit aus dem Boden gestampft.

Die Erholung sei in allen Regionen spürbar, vor allem die Märkte in China und Indien sorgten für Schub. Insgesamt werde 2010 ein Umsatzplus von mehr als zehn Prozent auf 42 Mrd. Euro erwartet, kündigte der Konzern an und verwies auf einen guten Start ins Geschäftsjahr. Die Erlöse hätten im ersten Quartal rund 25 Prozent über dem - krisenbedingt sehr schwachen - Vorjahreszeitraum gelegen.

Bosch mit seinen weltweit 271 000 Beschäftigten setzt vor allem auf ein Anziehen der Geschäfte im wichtigsten Bereich Kraftfahrzeugtechnik. Die Automobilnachfrage habe sich insbesondere außerhalb Europas erholt, hieß es zur Begründung.

Der Zusammenbruch der Automärkte und die Wirtschaftskrise hatten dem Unternehmen 2009 den ersten Verlust seit Jahrzehnten eingebracht: Vor Steuern lag das Minus bei 1,2 Mrd. Euro nach einem positiven Ergebnis von 940 Mio. Euro im Jahr 2008. Der Umsatz fiel um 15 Prozent auf 38,2 Mrd. Euro.

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