Werbebranche Autovermieter Sixt in der Hall of Fame

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Das gelingt ihm unter anderem mit der Entwicklung eines selbst entwickelten Garagensystems, das vor allem bei der Bundeswehr Anklang findet und ihm viel Geld beschert – bis er versäumt, das Patent zu verlängern. „Mein Vater folgte immer seinem Instinkt“, erinnert sich Erich Sixt, „er war ein Visionär.“

Der Vater lässt Sohn Erich früh Verantwortung übernehmen – und beauftragt ihn 1962 damit, die europäische Expansion des Münchner Mittelständlers voranzutreiben. Die Idee: Mietwagen europaweit zum Einheitspreis. Also geht Sixt junior mit gerade mal 18 Jahren nach Paris, bezieht ein kleines Hinterzimmer mit Telefonanschluss zur Untermiete und versucht als Einzelkämpfer, die Geschäfte in Frankreich anzukurbeln – die Kooperation mit US-Reiseketten sichert viele Kunden aus Übersee.

Nachts putzt Sixt die Autos, bringt sie morgens zu Hotels. Oder wartet am Flughafen Le Bourget auf die Kunden, die damals schon im Flugzeug per Bordansage („Mr Sixt is waiting for you“) an ihren Mietwagen erinnert wurden.

Regelmäßig reist Sixt auch nach Cannes und Le Havre, um Reisende des Luxusliners SS France in Empfang zu nehmen, darunter viele prominente Schauspieler und Schriftsteller. „Arthur Miller“, erinnert sich Sixt, „war ein großer Mercedes-SL-Fan.“

Leasingidee aus den USA

Doch das genügt nicht: Vater und Sohn Sixt blasen die ehrgeizigen Expansionspläne ab, „sie hätten uns fast in den Ruin getrieben.“ Erich Sixt hilft bei der Sanierung des Familienbetriebs. Und verabschiedet sich nach vier Semestern vom Wirtschaftsstudium – „die Statistik-Kurven kamen mir immer seltsamer vor, jenseits jeglicher Realität.“

1969, mit 25 Jahren, übernimmt Sixt endgültig das Ruder vom gesundheitlich angeschlagenen Vater. 200 Autos gehören nun zum Sixt-Fuhrpark, das Unternehmen ist „gerade so profitabel“.

Jetzt versucht Sixt das Leasing-Geschäft, das er bei einem längeren USA-Aufenthalt kennengelernt hatte, auch in Deutschland zu etablieren. Er schickt Telexe an Münchner Unternehmen und angelt sich das Rüstungsunternehmen Krauss-Maffei als Kunden.

Nach geglücktem Start lässt die nächste Krise nicht lange auf sich warten: Die Ölkrise 1973. „Ich stand auf einer Autobahnbrücke südlich von München und starrte ins Leere – kein Auto weit und breit, es war gespenstisch“, erinnert sich Sixt. „Damals dachte ich, das ist das Ende.“

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