Willy Bogner wird 75 Ein Unternehmer mit Gespür für Schnee

Mode, Sport und Film – dieser Dreiklang prägt das Leben von Willy Bogner. Mittlerweile bewegt sich der vielseitige Unternehmer, der am Montag 75 Jahre alt wird, allerdings eher hinter den Kulissen.

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Der damalige Skiläufer Willy Bogner in Aktion beim Slalom der Herren in Hindelang1966. Er belegte Platz 16 bei dem Rennen. Quelle: dpa

München Die Bedingungen für Willy Bogners große Leidenschaft dürften gerade jetzt ideal sein. Kurz vor seinem 75. Geburtstag hat der Modeunternehmer und Filmemacher den Winterurlaub im verschneiten St. Moritz verbracht. „Schneeweh“ nannte er in einem Interview mit dem Magazin „Icon“ der „Welt am Sonntag“ kürzlich das Gefühl, das ihn dann packt. „Dieses geräuschlose Fallen der ersten Flocken, das ist das magische Winterfeeling für mich. Seit meiner Kindheit.“

Inzwischen hat Bogner mehr Zeit, seine Liebe zu Bergen und Schnee in dem Schweizer Luxus-Skiort auszukosten. Vor einigen Monaten zog er sich aus der Führung seines Bekleidungsunternehmens zurück. Das Tagesgeschäft, das er fast vier Jahrzehnte leitete, kann er seither anderen überlassen. Für sein Unternehmen bedeutet der Rückzug nach Einschätzung eines Branchenkenners eine große Herausforderung: Denn die Marke sei bis heute emotional mit seiner Person verbunden.

1977 hatte Willy Hermann Björn Bogner die Leitung des 1932 von seinem Vater gegründeten Sportunternehmens übernommen. Er machte das Label mit dem großen B im Kreis als Markenzeichen weltbekannt. Das Haus Bogner prägte die Mode weit über den Pistenrand hinaus, etwa mit der Keilhose, die in den 1950er Jahren zum Modehit wurde.

Regelmäßig kleidete das Haus Bogner die deutsche Mannschaft bei Olympischen Winterspielen ein, 2012 erstmals auch die olympische Sommer-Mannschaft. Damals soll das Unternehmen mit weltweit gut 800 Mitarbeitern über 230 Millionen Euro inklusive Lizenzgeschäft umgesetzt haben. Aktuellere Zahlen sind nicht bekannt, das Unternehmen schweigt dazu.

Sportlich trat Bogner früh in die Fußstapfen seines skibegeisterten Vaters. Mit 17 gewann er als erster Deutscher das Lauberhorn-Rennen und holte später mehrere Titel im Slalom und in der Kombination. Zwei Mal trat Bogner bei Olympischen Winterspielen an, ging aber - wie 1936 sein Vater - bei den Medaillen leer aus. Olympia 2018 in München - das hätte für den gebürtigen Münchner den Kreis geschlossen. Doch München scheiterte wie das französische Annecy.

Schon während seiner aktiven Sportzeit entdeckte Bogner seine Leidenschaft fürs Filmen. Als Athlet bei Olympia 1960 drehte Bogner nebenbei im Olympischen Dorf. Die Eltern drängten ihn, sich um die Firma zu kümmern - Bogner fand einen Weg, das Geschäft mit seinen Leidenschaften zu verknüpfen. Lange galt er als einer der besten Skikameraleute der Welt, unter anderem erhielt er 1985 den Bambi.


Der Filmemacher mit Erfindungsgeist

Im James-Bond-Film „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ eröffnete er dem Publikum 1969 neue spektakuläre Perspektiven, als er mit der Kamera auf hinten aufgebogenen Skiern rückwärts vor den Ski-Fahrern herfuhr. Er drehte - unter anderem für „Feuer und Eis“ - actionreiche Skiszenen auf der eisigen Bobbahn.

„Erst hast du die Idee, die wahnsinnig ist, dann schaltest du das Gehirn ein und fragst dich: Warum geht das eigentlich nicht? Dann findest du die Mitstreiter“, sagte Bogner 2014 auf einer Gala zu seinen Ehren beim Filmfest München über waghalsige Szenen auf Skiern. Bogner ist seit 1972 verheiratet, hat zwei Kinder adoptiert. Er musste auch Schicksalsschläge verkraften. 1964 wurde seine damalige Partnerin bei Dreharbeiten von einer Lawine getötet. 2005 starb sein damals 17 Jahre alter Adoptivsohn.

Die Weichen für die Nachfolge im Unternehmen stellte Bogner bereits seit 2015, nachdem er zuvor längere Zeit versucht haben soll, das Unternehmen zu verkaufen. So fungierte seit Anfang 2016 der ehemalige Ralph-Lauren-Manager Alexander Wirth als Bogners Vize, der inzwischen die Unternehmensführung übernommen hat. Verstärkt hat Bogner das Management zudem durch neue Vorstände für Beschaffung, Produktion und Vertrieb.

Zuletzt unterstrich er, er werde seinen Nachfolger bei der „Umsetzung seiner Aufgaben weiterhin unterstützten, das Unternehmen über die nächsten Jahre an der Spitze des internationalen Sport-Fashion-Geschäftes zu verankern“. Auch ein Verkauf ist nicht ausgeschlossen. „Wir wollen vor allem einen strategischen Partner, also Leute, die nicht nur Geld, sondern auch Verkaufskanäle mitbringen“, sagte Bogner dem Magazin „Icon“. Derzeit baue man ein eigenes Führungsteam auf. „Und wenn das steht, können wir immer noch schauen, ob und an wen wir verkaufen.“

Die Konkurrenz jedenfalls schläft nicht. Auch Sportartikler tummeln sich verstärkt im Bereich Mode und Lifestyle, auch um das immer unberechenbarere Winterwetter abzufedern. So verzeichnet etwa Adidas steigende Umsätze bei Multifunktionsbekleidung, „die auch in milderen Wintern von den Konsumenten nachgefragt wird“, wie ein Sprecher sagt. Auch der Bundesverband der Deutschen Sportartikel-Industrie berichtet, dass die Grenzen zwischen Sport- und Lifestyle-Bekleidung verschwimmen. Noch ist Bogner in einem hochpreisigen Segment unterwegs - aber das Unternehmen muss nach Einschätzung eines Branchenkenners auch schauen, dass es junge Kunden gewinnt.

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