Wirtschaftspolitik Bosse gegen Schwarz-Gelb

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Der Herbst der Entscheidungen diente aus Regierungssicht dazu, das bürgerliche Lager – und damit auch die Wirtschaft – zu befrieden. Doch eine Rückkehr auf diesen Kurs wird es nicht geben, auch das ist nach den Landtagswahlen klar. FDP-Generalsekretär Christian Lindner fordert bereits, die acht stillgelegten Atommeiler gar nicht mehr ans Netz zu lassen. Die gelbe FDP ergrünt. Und auch die Kanzlerin wird ihre Partei noch mehr zu den Grünen hin öffnen – allein schon aus machttaktischen Überlegungen, weil auf die FDP als Stimmenlieferant kein Verlass mehr ist.

Die Situation erinnert an 2005: Damals verlor der Sozialdemokrat Gerhard Schröder den Rückhalt der Gewerkschaften, als er gegen deren Widerstand die Sozialreformen durchsetzte. Nun kündigt die bürgerliche Kanzlerin den Konsens mit ihrer ureigensten Unterstützergruppe auf – der Wirtschaft. Der Unterschied zu 2005: Schröder machte Politik gegen die Mehrheit der Bevölkerung. Merkels Schwenk nach links dagegen könnte der Mehrheit gefallen. Die Wirtschaft wäre nur noch Minderheit.

Schwarz-Grün wäre gut fürs Geschäft

Östlich der Autobahn A81, in der Gemeinde Mulfingen im Hohenlohekreis, bekam die CDU am Sonntag 52 Prozent der Stimmen. Dort, tief in der immer noch schwarzen Provinz, liegt der Firmensitz von ebm-papst, und dort wird mit grüner Technik Geld verdient. Das Unternehmen stellt energiesparende Motoren für Kühlanlagen her. Würde man überall in Europa solche Motoren einsetzen, könnte man auf einen Schlag drei Atomkraftwerke abschalten. Ebm-papst wird also ein Gewinner der Energiewende sein, und Firmenchef Hans-Jochen Beilke verheimlicht gar nicht, dass er die Grünen gut findet. "Ich hätte mir gewünscht, dass wir eine schwarz-grüne Regierung bekommen", sagt er. Die Kombination ist gut fürs Geschäft.

Gut möglich, dass am Ende sehr viele Unternehmer in Deutschland ganz genauso denken.

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