Wirtschaftswissenschaftler US-Nobelpreisträger Ronald Coase stirbt mit 102 Jahren

Bis ins hohe Alter hat der Wirtschaftswissenschaftler Ronald Coase die Prinzipien der Märkte erforscht. Mit 101 veröffentlichte er sein letztes Buch. Nun ist der älteste lebende Nobelpreisträger gestorben.

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Ronald H. Coase: Der Durchbruch gelang ihm spätestens mit dem 1961 veröffentlichten Artikel „The Problem of Social Cost“. Quelle: dpa

Washington/ Chicago Der US-Wirtschaftsnobelpreisträger Ronald Coase ist im Alter von 102 Jahren in Chicago gestorben. Das teilte die Universität Chicago, an der der Ökonom unterrichtet hatte, am Dienstag mit. Nach Angaben der Hochschule war Coase der älteste noch lebende Nobelpreisträger.

Der gebürtige Brite studierte und lehrte in Großbritannien zunächst an der renommierten London School of Economics. In den USA war er seit 1951 als Wirtschaftsprofessor an den Universitäten von Buffalo, Virginia und Chicago tätig. Es war aber vor allem die „Law School“, die rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität von Chicago, wo Coase seine interdisziplinären Arbeiten vorantreiben konnte.

Seit 1964 lehrte der Forscher dort als Professor. Die Universität Köln und die US-Eliteuniversität Yale verliehen Coase später für seine Errungenschaften die Ehrendoktorwürde.

Wegweisend wurde sein 1937 veröffentlichter Aufsatz „The Nature of the Firm“ (Die Natur des Unternehmens), in dem er sein Konzept der Transaktionskosten beschrieb. Eine der Hauptthesen: In einem ansonsten freien Wirtschaftssystem entstehen hierarchische und verregelte Institutionen wie Firmen vor allem deshalb, weil in ihnen viele wiederkehrende Prozesse sicherer und mit weniger „Reibungsverlusten“ ablaufen können als auf dem vollkommen freien Markt. Die Transaktionskosten-Theorie bildete später einen der wichtigsten Pfeiler der sogenannten Neuen Institutionenökonomik.


Das Coase-Theorem

Der Durchbruch gelang Coase spätestens mit dem 1961 veröffentlichten Artikel „The Problem of Social Cost“ (Das Problem der sozialen Kosten) - der Grundlage des nach ihm benannten Coase-Theorems. Dieser Grundsatz besagt, dass wirtschaftliche Akteure die Kosten sogenannter externer Effekte wie Umweltschäden bei klar definierten Eigentumsrechten durch eigene Koordination untereinander auffangen können – dass also der Staat nicht immer korrigierend eingreifen muss, etwa beim Schadstoffausstoß durch Kohlekraftwerke.

Anders als Milton Friedman, der auch einer breiten Öffentlichkeit bekannte Monetarist der Universität von Chicago, wurde Coase vor allem Fachleuten und Wirtschaftstheoretikern in aller Welt ein Begriff. Berühmt machten ihn seine Arbeiten und Versuche, allgemeine Prinzipien institutioneller Wirtschaftsstrukturen aufzustellen, um so Unternehmen und Großorganisationen besser in die Gesamtwirtschaft einordnen zu können.

Diese Erkenntnisse auf Basis der Transaktionskosten-Theorie brachten ihm 1991 den damals mit 1,7 Millionen D-Mark dotierten Wirtschaftsnobelpreis ein.

Sein hohes Alter hielt Coase nicht davon ab, die Grundlagen der Wirtschaft bis kurz vor seinem Tod zu untersuchen. Noch im Alter von 101 Jahren veröffentlichte er sein letztes Werk, ein Buch über die chinesische und vietnamesische Wirtschaft mit dem Titel „How China Became Capitalist“. Über sein Lebenswerk sagte er vergangenes Jahr: „Ich habe nie geglaubt, dass meine Taten außergewöhnlich waren.“

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