Zank mit Thyssen-Krupp IG Metall macht Druck auf deutsche US-Werke

Zusammen mit der US-Gewerkschaft United Steelworkers will die IG Metall verstärkt Druck auf deutsche Unternehmen mit Niederlassungen in den USA ausüben. Hintergrund ist ein Streit bei Thyssen-Krupp in Alabama.

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Eine Delegation deutscher Metall-Gewerkschafter wird in die USA reisen, um die dortige Stahlarbeiter-Gewerkschaft United Steelworkers (USW) bei der Mitgliederwerbung zu unterstützen und die Einhaltung von Gewerkschaftsrechten zu überwachen. Quelle: handelsblatt.com

Die IG Metall verstärkt ihren Druck auf deutsche Unternehmen, in ihren amerikanischen Niederlassungen Gewerkschaften zuzulassen. Zum Schauplatz des ersten Kampfes wird jetzt das Stahlwerk von Thyssen-Krupp in Alabama.

Eine Delegation deutscher Metall-Gewerkschafter wird in die USA reisen, um die dortige Stahlarbeiter-Gewerkschaft United Steelworkers (USW) bei der Mitgliederwerbung zu unterstützen und die Einhaltung von Gewerkschaftsrechten zu überwachen. Das erklärte der Zweite Vorsitzende der IG Metall, Detlef Wetzel, dem Handelsblatt (Montagsausgabe) am Rande des IG-Metall-Gewerkschaftstages in Karlsruhe.

Thyssen-Krupp weist alle Vorwürfe zurück

Wetzel traf sich dort mit einer Abordnung amerikanischer Stahl-Gewerkschafter. Bei dem Gespräch wurde die transatlantische Gewerkschaftskooperation verabredet.

Hintergrund ist ein Streit um die Verhältnisse bei Thyssen-Krupp in den USA. Amerikanische Gewerkschafter beschweren sich über Einschüchterungen. „Was dort passierte, war die reine Schikane“, sagt Wetzel. Beschäftigte seien massiv bedrängt, die Stahl-Gewerkschaft behindert worden. In den USA ist es durchaus üblich, dass Unternehmen mit rüden Mitteln gegen Gewerkschaften vorgehen.

Zugleich erhöht die IG Metall ihren Druck auf die Thyssen-Krupp-Leitung in Deutschland und ihren neuen Vorstandsvorsitzenden Heinrich Hiesinger. „Das Unternehmen muss sich endlich fair verhalten“, sagte Wetzel, der auch im Aufsichtsrat von Thyssen-Krupp sitzt. Thyssen-Krupp weist die Vorwürfe zurück. Das Unternehmen setze sich weltweit für soziale Standards ein, heißt es in einer Stellungnahme für das Handelsblatt.

Bei Thyssen-Krupp in den USA wird mit harten Bandagen gekämpft

Erst in der vorvergangenen Woche hat die IG Metall dem Vorstandschef Hiesinger ein Bekenntnis abgerungen: In einem Brief, der dem Handelsblatt vorliegt, macht Hiesinger klar, dass das Unternehmen die Gewerkschaftsrechte respektiere. Zwar halte er ein eigenes Fairness-Abkommen, wie es die IG gefordert hatte, „nicht für erforderlich“. Aber es sei eine „Selbstverständlichkeit“, dass man das Recht der Beschäftigten akzeptiere, sich für eine Gewerkschaft zu entscheiden.

Auch teile das Unternehmen die Grundhaltung, „weder Zwang und Einschüchterung zu betreiben, noch die Beschäftigten zu bedrohen“. Er werde dies mit dem Management in Alabama nochmals klar besprechen und sicherstellen, dass diese Grundsätze eingehalten würden.

Der Druck auf US-Manager soll erhöht werden

Auf diese Aussagen will Wetzel den Thyssen-Krupp-Chef nun offensichtlich festnageln. Man werde ein deutsches Gewerkschafter-Team in die Staaten schicken, „und sobald wir den ersten Verstoß feststellen, wird eine extrem schwierige Situation entstehen.“ Vorstandschef Hiesinger gilt eigentlich als gewerkschaftsfreundlich. Wetzel will ihn dazu bringen, den Druck auf die Manager in Amerika zu erhöhen.

Ein internes Schreiben, das dem Handelsblatt exklusiv vorliegt, zeigt, dass bei Thyssen-Krupp in den USA mit harten Bandagen gekämpft wird. In einer Mitteilung an die Beschäftigten („Liebe Team-Mitglieder“) warnt Uli Albrecht-Früh, Geschäftsführer der amerikanischen Edelstahlsparte Thyssen-Krupp Stainless, vor den Gewerkschaften. „Auch wenn die Wahl letztlich Ihnen überlassen ist, bitte unterschreiben Sie diese (Gewerkschafts-)Karten nicht“, heißt es da. In Amerika dokumentieren Arbeiter durch eine Unterschrift auf eine Gewerkschaftskarte – die „union card“ –, dass sie gewerkschaftlich vertreten werden möchten.

Die Auseinandersetzung wird in vielen deutschen Unternehmen mit Interesse verfolgt werden, etwa bei den Autohersteller Volkswagen und Daimler, die im traditionell gewerkschaftsfeindlichen Süden der USA Werke eröffnet haben. Dort will die amerikanische Automobilarbeitergewerkschaft United Auto Workers (UAW) mit Hilfe der IG Metall einen Fuß in die Tür bekommen.

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