Gehaltsexzesse Bund will schärfere Regeln gegen Boni-Banker

Branche im Zwielicht: Nach Bleibeprämien, Boni trotz Milliardenverlusten und Sonderzahlungen stehen die Banker am Pranger. Nun will der Bund dagegen vorgehen - und hat einem Bericht zufolge schärfere Vergütungsregeln ausgearbeitet.

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Skyline der Banken- und Quelle: dpa

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) habe mit der Bundesbank eine entsprechende Vorschrift, die bald umgesetzt werden soll, erarbeitet, berichtete das „Handelsblatt“ . Dem Entwurf zufolge dürfen die Banken die Gehälter ihrer Manager nicht mehr an kurzfristigen Renditen orientieren und damit spekulative Geschäfte provozieren. „Die Vergütungssysteme müssen so ausgerichtet sein, dass schädliche Anreize zur Eingehung unverhältnismäßig hoher Risikooptionen vermieden werden“, zitierte die Zeitung aus dem Papier.

Infrage gestellt würden auch Gehälter, die im Wesentlichen auf Boni basierten. „Schädliche Anreize können unter anderem durch eine signifikante Abhängigkeit eines Mitarbeiters von einer variablen Vergütung entstehen“, hieß es der Zeitung zufolge in dem Papier. Unter schädlichen Anreizen verstehe die BaFin auch „bedeutende vertragliche Abfindungsansprüche, auf die trotz individueller negativer Erfolgsbeiträge des Mitarbeiters ein der Höhe nach unveränderter Anspruch entsteht“.

Der „individuelle Erfolgsbeitrag“ eines Mitarbeiters müsse künftig den „Gesamterfolg des Instituts“ einbeziehen. Gehe es der Bank schlecht, müsse automatisch die variable Vergütung sinken. Zudem verlange die BaFin ein spezielles Gremium zur Kontrolle der institutseigenen Bonussysteme. Die Forderung nach einer langfristiger ausgerichteten Regeln für die Vergütung von Bankmanager ist von den großen Industrie- und Schwellenländern (G20) als eine der Konsequenzen aus der aktuellen Finanzkrise erhoben worden.

Merill Lynch lockt Einsteiger mit Riesen-Boni

In den USA hingegen beginnt sich das Boni-Karussell schon wieder kräftig zu drehen. Die von der Bank of America übernommene Merrill Lynch lockt trotz der noch ungeklärten Bonus-Affäre neue Mitarbeiter mit riesigen Aufschlägen.

Die Vermögensverwaltung biete potenziellen neuen Mitarbeitern 140 Prozent des ersten Jahresgehalts allein als Einstiegsbonus, schreibt die „Financial Times“ und zitiert Personaler von Morgan Stanley Smith Barney und Mitarbeiter von Merrill selbst. Das ist mehr als in den Boom-Jahren 2006 und 2007.

3000 Mitarbeiter verloren

Merrill muss leere Reihen in ihrer Vermögensverwaltung füllen, nachdem viele Finanzberater der übernommenen Bank im vergangenen Jahr den Rücken gekehrt haben. Ein früherer Merill-Manager bezeichnete die Aktion als Akt der Verzweiflung. Merrill Lynch wies diese Darstellung gegenüber der Zeitung zurück, wollte aber Details zum Rekrutierungsprogramm nicht kommentieren. Die Bank habe aber nie zu den besten Gehaltgebern gehört.

Seit der Übernahme durch die Bank of America im Januar hatte die Finanzberatung dem Bericht zufolge 3.000 Mitarbeiter verloren. Auch Konkurrent Morgan Stanley Smith Barney habe inzwischen Probleme, neue Berater zu finden und locke mit ähnlich hohen Einstiegsgeschenken. Allerdings hat Morgan Stanley im Gegensatz zur Merrill-Mutter Bank of America die Staatshilfen bereits zurückgezahlt. Die Bank of America war von der US-Regierung mit 45 Milliarden Dollar gestützt worden und zahlte die Hilfen bisher anders als andere Großbanken nicht zurück.

Die Merrill-Mutter stand zuletzt ohnehin schon wegen der Affäre um Milliarden-Boni für Merrill-Manager in der Kritik. Eigentlich sollte ein millionenschwerer Vergleich mit der US-Börsenaufsicht SEC für Ruhe sorgen. Der zuständige Richter verweigert aber vorerst seinen Segen und fordert bis Ende August mehr Auskünfte. Der Finanzkonzern hatte nach Ansicht der SEC seine Aktionäre im Zuge der 5,8 Milliarden Dollar schweren Bonuszahlungen in die Irre geführt. Der Konzern hatte seinen Aktionären versichert, Merrill dürfe ohne grünes Licht der neuen Mutter keine Boni auszahlen. In Wirklichkeit hatte die Bank of America dies aber laut SEC dem Merrill-Management schon zugesagt.

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