Infineon-Chef Peter Bauer "Die Halbleiterfertigung ist kein Zeltlager"

Infineon-Chef Peter Bauer setzt auf die Zukunft als integrierter Chiphersteller, die Erweiterung der Produktion in Asien – und er rechnet mit Firmenzusammenschlüssen.

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Infineon-Chef Peter Bauer Quelle: AP

WirtschaftsWoche: Herr Bauer, vor wenigen Monaten noch galt Infineon als Pleitekandidat, die Aktie notierte deutlich unter einem Euro. Nun kehren Sie in den Deutschen Aktienindex, den Dax, zurück. Ist das ein Grund zum Feiern?

Bauer: Wir sind froh, dass sich die Anstrengungen der vergangenen Monate ausgezahlt haben. Dennoch sind wir nicht zufrieden. Unser Nettoergebnis war im vergangenen Quartal negativ, das kann nicht so bleiben. Wir müssen an Ertrag zulegen, um die Erwartungen zu erfüllen, die der Kapitalmarkt nun an uns hat.

Die finanzielle Lage bei Infineon ist durch die Kapitalerhöhung erst einmal entspannt. Was fehlt, sind Profitabilität und Wachstum. Wo soll beides auf dem extrem umkämpften Markt herkommen?

Wir halten im Wesentlichen drei Bereiche für langfristig ertragreich und wachstumsfähig: Energieeffizienz in der Auto- und der Industrie-Elektronik, Sicherheit und Kommunikation. In der Kommunikation haben wir uns durch den Verkauf des drahtgebundenen Geschäfts auf den Mobilfunk konzentriert. Damit können wir unsere Ausgaben für Forschung und Entwicklung auf den Bereich mit den größten Erfolgsaussichten fokussieren.

Infineon erlebte in den vergangenen Jahren mehrere Umstrukturierungen. Wie lange hält, was Sie jetzt vorhaben?

Der Umbau des operativen Geschäfts betraf bisher vor allem die beiden Bereiche Speicherchips und Kommunikation. Die Speichersparte hat die denkbar unerfreulichste Entwicklung genommen…

…mit der Insolvenz Ihrer ausgegliederten Speichersparte Qimonda.

Das operative Geschäft von Infineon wird dadurch nun jedoch nicht mehr belastet. In der Kommunikationssparte, in der wir viele Aktivitäten verkauft oder eingestellt haben, sind wir nun sehr stark auf Mobilfunkplattformen konzentriert. Hier haben wir unsere Kundenbasis jedoch enorm vergrößert und verfügen über fünf große Hersteller als Kunden.

Wecken Sie nicht zu hohe Erwartungen, immerhin hat sich der Kurs Ihrer Aktie innerhalb weniger Monate verzehnfacht.

Das ist ungewöhnlich, aber es gab eine Übertreibung nach unten. Wir wollen in absehbarer Zeit eine Marge von zehn Prozent erreichen. Daran müssen wir uns intern wie extern messen lassen.

Das Ziel hatten auch Ihre Vorgänger – und scheiterten. Wie wollen Sie das schaffen?

Unsere aktuellen Zahlen zeigen, dass wir an unserer Kostenstruktur erfolgreich gearbeitet haben. Nach der ursprünglichen Planung hätten wir das Zehn-Prozent-Ziel bei einem Umsatz von rund 4,5 Milliarden Euro erreicht. Das werden wir in diesem Jahr wegen des Umsatzeinbruchs durch die Wirtschaftskrise nicht schaffen. Für uns geht es nun darum, unsere Erträge deutlich zu steigern und unsere Kosten dauerhaft niedrig zu halten, sodass wir unser Margenziel auch bei einem geringeren Umsatz erreichen.

Heißt das, dass Sie noch weitere Stellen abbauen werden?

Wir haben ein Programm, um unsere Abläufe zu verbessern und unsere Produktivität zu steigern. Der Abbau von Stellen steht dabei nicht im Fokus. Aber klar ist, dass wir bei den Kosten nicht lockerlassen dürfen, nur weil sich unsere finanzielle Situation entspannt hat.

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