KarstadtQuelle-Versand­handels­vorstand Marc Sommer „Dreimal 50 Prozent“

KarstadtQuelle-Versandhandelsvorstand Marc Sommer über die Sanierung von Quelle und Neckermann und den Ausbau des Internetgeschäfts.

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WirtschaftsWoche: Herr Sommer, seit Ihrem Amtsantritt Anfang des Jahres als Versandhandelschef bei KarstadtQuelle hat man wenig von Ihnen gehört. Wie soll die Zukunft von Quelle und Neckermann aussehen? Sommer: Wir haben hart an der Neuausrichtung unserer Geschäfte gearbeitet. Wir wollen vom Universalisten hin zum Spezialisten, weg vom Katalog Richtung E-Commerce und vom Schwerpunkt Deutschland hin ins Ausland. In allen Punkten können wir uns deutlich verbessern. Heute sind wir schwerpunktmäßig im Universalgeschäft, im Kataloggeschäft und in Deutschland aktiv. Unser Ziel sind dreimal 50 Prozent: Der Anteil des Spezialversands am Versandumsatz soll auf 50 Prozent steigen. Die gleiche Zielmarke haben wir beim E-Commerce und mit dem Auslandsgeschäft. Und wie schnell wollen Sie das schaffen? Der Spezialversand läuft gut und soll weiterhin zügig ausgebaut werden, E-Commerce ebenso. Beim Auslandsgeschäft ist die Lage differenziert: Hier wollen wir vor allem in den neuen Märkten in Mittel- und Osteuropa mit dem Schwerpunkt Russland zulegen. Und der inländische Universalversand befindet sich derzeit in der Sanierung, die bis Ende 2007 dauern wird. Danach wollen wir als Gesamtgruppe wieder wachsen. Bis 2010 wollen wir dann am Ziel sein. Was hat sich in dem halben Jahr unter Ihrer Ägide schon getan? Wir haben wichtige Schlüsselpositionen neu besetzt, die Struktur der Gruppe modernisiert und das Sanierungstempo angezogen. Wir haben bei allen rund 80 Geschäftseinheiten analysiert, wo wir stehen, und die künftigen Ziele definiert. Die Baby-Walz-Gruppe liegt beispielsweise mit zehn Prozent Umsatzrendite ganz vorn. Andere Bereiche müssen erst durch eine vertiefte Sanierungsphase gehen, bevor sie wieder wachsen können. Welche zum Beispiel? Insbesondere die neu geschaffene Servicegruppe, die wir von den Marken Quelle und Neckermann getrennt haben. In der Servicegruppe haben wir die bisherige Infrastruktur der Versender zusammengefasst, also Zentralfunktionen wie Logistik, Kundenservice oder Adressmanagement. Diese Gruppe muss radikal umgebaut werden. Das ist insgesamt das größte Sanierungsvorhaben. Was heißt das konkret? Die Infrastruktur ist überdimensioniert. Wir haben 14 Callcenter, vier Logistikstandorte und zwei Retourenlager. Beide Versender hatten bis zuletzt getrennte Strukturen. Daran wurde nie gerüttelt. Die neue Servicegruppe soll bis Ende 2007 die bestehenden Kunden Quelle und Neckermann bedienen und wenn das geschafft ist, Drittgeschäft hereinnehmen und sich eigenständig weiter entwickeln. Callcenter und Logistikgeschäft haben ein großes Wachstumspotenzial. Wie weit sind Sie denn mit dem Kostensenkungsprogramm, das Ende 2005 verkündet wurde? Wir haben die beschlossenen Maßnahmen im ersten Halbjahr umgesetzt, teilweise sogar beschleunigt. Dazu gab es Zusatzprojekte wie die Kostensenkung bei der Post oder bei Papier und Druck. Im Druck haben wir die Kosten von 100 Millionen Euro um 25 Prozent gesenkt. Derzeit sind wir in abschließenden Gesprächen mit der Post und beim Papier. Insgesamt wollen wir rund 350 Millionen Euro einsparen. Wie viele Arbeitsplätze haben Sie dabei gestrichen? Wir haben sozialverträglich etwas über 1000 Stellen abgebaut, und zwar fast ohne betriebsbedingte Kündigungen. Im jüngsten Quartalsbericht steht aber, dass die Zahl der Mitarbeiter im Versandhandel zum Ende des ersten Quartals 2006 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 3600 auf 24.200 gesunken ist. Rund 1000 Stellen beziehen sich auf das im Herbst 2005 beschlossene Paket. Die Differenz entsteht durch die Umsetzung der Programme aus dem Jahr 2004 sowie durch Ausgliederungen von Firmenteilen. Sind Sie auf der Kostenseite damit am Ende? Oder müssen Sie noch mehr sparen? Einmal abgesehen von der Servicegruppe, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein weiteres Restrukturierungsprogramm geplant. Wollen Sie noch Geschäftsbereiche verkaufen? Wir haben klar definiert, wo wir künftig aufbauen, gründen und kaufen werden. Im Gegenzug werden wir uns von Bereichen trennen, die nicht ins Portfolio passen. Es kann durchaus sein, dass wir an der einen oder anderen Stelle desinvestieren.

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