Banken Finanzkrise verschont auch Sal. Oppenheim nicht

Die Kölner Privatbank Sal. Oppenheim gibt sich als konservativer Krisengewinnler. Doch in Wahrheit muss auch sie deutliche Belastungen verkraften.

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Sal. Oppenheim-Chef Matthias v. Krockow: Rolle des moralischen Mahners mit langer Tradition Quelle: Tom Rathmann für WirtschaftsWoche

Matthias Graf v. Krockow sieht sich selbst als traditionsverbundenen, zutiefst seriösen und risikoscheuen Bankier. Er, so die Botschaft, ist nicht nur alter Adel, sondern auch alte Schule. Während moderne Finanzhaie die Welt mit ihren Spekulationen fast in den Abgrund gestürzt haben, zitiert der Edelmann das von Friedrich dem Großen formulierte Bankgeheimnis und verweist auf die mehr als 200-jährige Firmengeschichte. Insider berichten, dass er seinen wohlhabenden Kunden Anlagen gern als „christopher-safe“ empfiehlt. Die Bank, empfiehlt nur Produkte, die seinem Sohn im Schulalter das Erbe sichern.

Der 59-jährige Graf ist geschäftsführender Gesellschafter von Sal. Oppenheim, der größten Privatbank Europas. Aus dieser Position schwingt er sich auch zum moralischen Mahner auf: „Die Verhältnisse müssen viel solider, die Gier muss gestoppt werden“, mahnte er im Sommer. Niemand dürfe mit fremder Leute Geld große Spielkasinos betreiben. Bei der Vorlage der Bilanzzahlen im Frühjahr erklärte Krockow stolz, „von den Verwerfungen am Kapitalmarkt nur am Rande berührt“ zu sein.

Doch mittlerweile belastet die Finanzkrise auch das Traditionshaus. 2007 erzielte Oppenheim noch ein Rekordergebnis. Das gelang auch deshalb, weil die Bank nicht ins Geschäft mit schlecht besicherten US-Hypothekenpapieren investiert hatte. Doch nun schlägt die Krise auch hier zu. Zwar kann die Bank von der Schwäche einiger großer Institute profitieren und gibt an, dass ihr in den vergangenen Wochen Mittel in Milliardenhöhe zugeflossen sind. Dafür leidet etwa das Geschäft mit Derivaten für Privatanleger. Seit die Pleite der US-Bank Lehman Brothers die Zertifikate-Papiere von mehreren Tausend deutschen Privatanlegern entwertete, ist die Zukunft des einst lukrativen Geschäfts ungewiss.

Einfluss auf Arcandor

Das Handelsergebnis von Sal. Oppenheim zeigte bereits im ersten Halbjahr 2008 ein Minus von 58 Millionen Euro, nach einem Plus von 117 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. „Der Rückgang ist im Wesentlichen auf das durch die Finanzmarktkrise rückläufige Retail-Derivate-Geschäft zurückzuführen“, teilte die Bank schon da mit. Nach eigenen Angaben zählt sie zu den fünf größten Anbietern von Zertifikaten in Deutschland.

Die Schwäche hat sich im Ergebnis gezeigt. Im ersten Halbjahr brach es im Vergleich zu 2007 um rund 70 Prozent ein. Sal. Oppenheim schrieb zwar schwarze Zahlen, erreichte aber nur einen Überschuss vor Steuern von 53 Millionen Euro. Oppenheim musste auch den Wert von Beteiligungen nach unten korrigieren.

Ausgerechnet in diesem Geschäft legt die Bank nun kräftig weiter zu. Den An- und Verkauf von Unternehmensteilen hat das Management erst vor wenigen Monaten zu einer wichtigen Ertragssäule neben der Vermögensverwaltung und dem Investmentbanking erklärt. Allein von Zins- und Provisionsmargen, so Krockow, könne eine Bank auf Dauer nicht leben. Deshalb will sich die Bank, die schon in der Vergangenheit zahlreiche Anteile auch an großen Konzernen besaß, nun wieder vermehrt in das Segment vorwagen, das sonst eher die turbokapitalistischen Private-Equity-Unternehmen betreiben. Das Modell sieht ähnlich aus: Oppenheim steigt bei Unternehmen ein, die das Institut für unterbewertet hält, entwickelt sie mit dem Management weiter, steigert so den Wert und verkauft die Beteiligung später zu einem höheren Preis.

Krockow verweist auf den langfristigeren Anlagehorizont und die gedämpfteren Renditeerwartungen. Ende September schlug Sal. Oppenheim zu. Da machten Gerüchte um eine bevorstehende Pleite des Handels- und Touristikkonzerns Arcandor, zu dem die Warenhauskette Karstadt, der Versandhandel Quelle und der Reiseanbieter Thomas Cook gehören, die Runde. Ein Bankenkonsortium war zunächst nicht bereit, neue Kredite ohne entsprechende Sicherheiten zu gewähren. Die aber brauchte Arcandor, um überhaupt Waren für das Weihnachtsgeschäft in die Karstadt-Regale bugsieren zu können.

Anders als andere Banken und die meisten Investoren glaubt Krockow an eine rosige Zukunft des Konzerns, bei dem derzeit nur Thomas Cook profitabel ist. Also sprang Oppenheim Arcandor-Chef Thomas Middelhoff zur Seite. Die Bank übernahm durch eine Kapitalerhöhung zehn Prozent des Unternehmens. Gleichzeitig sicherte sich das Institut bei der Arcandor-Großaktionärin Madeleine Schickedanz einen Anteil von knapp 20 Prozent. Zudem stellte Sal. Oppenheim Arcandor noch einen Kredit von 50 Millionen Euro bereit.

Das Engagement ist kein reines Finanzinvestment, die Bank wird aktiv Einfluss nehmen. So gilt als sicher, dass ihr Gesellschafter Friedrich Carl Janssen, der früher im Vorstand von Kaufhof saß, in den Aufsichtsrat einzieht. Vermutlich wird er dort den Vorsitz übernehmen.

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