Jahresmittelstandsbericht 2009 In der Krise: Mittelstand schlägt Großkonzerne

Stabilität in der Krise: In den knapp 4,5 Millionen mittelständischen Unternehmen in Deutschland sinken Umsatz und Beschäftigtenzahl nur unterdurchschnittlich. Das ergibt sich aus dem Jahresmittelstandsbericht 2009, der dem Handelsblatt bereits in Auszügen vorliegt. Demnach trifft die Rezession kleinere und mittlere Firmen weitaus weniger hart als die übrige Wirtschaft.

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Ein Arbeiter schweißt an einem Stahlbauteil: Mittelständler kommen bisher besser durch die Krise. Quelle: handelsblatt.com

BERLIN. Die etwa 4,5 Millionen mittelständischen Unternehmen in Deutschland erwarten für dieses Jahr im Schnitt einen Umsatzrückgang von nur rund zwei Prozent. Das ergibt sich aus dem Jahresmittelstandsbericht 2009, den die Wirtschaftsverbände heute präsentieren und der dem Handelsblatt in Auszügen bereits vorliegt.

Gemessen an den Prognosen für die Gesamtwirtschaft - die Regierung rechnet mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von sechs Prozent -, beurteilt der Mittelstand seine Aussichten damit auffallend zuversichtlich. Dahinter steht, dass kleine und mittlere Firmen überproportional in den weniger exportabhängigen Branchen vertreten sind. Das gilt etwa für das Handwerk, das Gastgewerbe und den Einzelhandel: Sie können sich auf die trotz Krise bisher noch recht solide Konsumentwicklung stützen.

Auch im Zukunftsmarkt Umwelttechnologie sind nach Einschätzung des Chefs der Strategieberatung Roland Berger, Burkhard Schwenker, besonders viele kleine und mittelständische Unternehmen aktiv. Sie seien damit für den Aufschwung gut gerüstet.

Zu den recht zuversichtlichen Mittelständlern zählt etwa die Bielefelder Goldbeck-Gruppe. Das Bauunternehmen glaube daran, "ohne große Blessuren durch die Finanzkrise zu kommen", sagte ein Firmensprecher. Als Familienunternehmen sei Goldbeck ohnehin langfristig orientiert, gestützt durch eine solide Eigenkapitalquote. Als Spezialist für kostengünstige, weil industriell vorgefertigte Gebäude sieht Goldbeck in der Krise sogar Chancen.

Der Jahresbericht der Arbeitsgemeinschaft Mittelstand, eine Kooperation aus neun Verbänden, liefert ein sehr direktes Stimmungsbild der Wirtschaftslage: Anders als die auf Modellrechnungen basierenden Konjunkturprognosen stützt er sich vor allem auf Unternehmensbefragungen.

Die Zahl der Beschäftigten im Mittelstand wird danach in diesem Jahr zwar um 250 000 zurückgehen. Doch bei einer Gesamtzahl von gut 32 Mio. Arbeitnehmern und Selbstständigen entspricht auch dies mit 0,8 Prozent einem unterdurchschnittlichen Abbau: Für die Gesamtwirtschaft erwarten die Bundesregierung eine um 1,2 Prozent abnehmende Erwerbstätigkeit. Noch deutlichere Spuren zeigt die Krise in der exportstarken Metall- und Elektroindustrie, zu der etwa Automobil- und Maschinenbau zählen: Sie hat allein von September bis Februar einen Abbau von zwei Prozent auf 3,58 Mio. Beschäftigte verzeichnet.

Wie weit der gute Trend im Mittelstand trägt, ist aber nicht ausgemacht. Für den Herbst rechnet das Baugewerbe zwar sogar kurzfristig mit Kapazitätsengpässen - wenn das staatliche Konjunkturpaket zu greifen beginnt. Doch zum einen überdecke dies starke Rückgänge im Wirtschafts- und Wohnungsbau. Zum anderen sei zu befürchten, dass es dem öffentlichen Bau an Stetigkeit fehle. Bei leeren Staatskassen drohten ab 2011 umso größere "Auftragslücken", fürchtet der Branchenverband ZDB.

Auch in anderen binnenwirtschaftlich orientierten Bereichen des Mittelstands könnte die Krise zeitversetzt zur Industrie zuschlagen. Da die Arbeitslosigkeit erst zum Jahresende hin beschleunigt ansteigen dürfte, werden auch die Rückwirkungen auf das Konsumklima erst dann voll durchschlagen. Die "größte Gefahr" sei der Arbeitsmarkt, hatten die Konsumforscher der GfK-Gruppe erst kürzlich wieder gewarnt.

Im Idealfall jedoch fasst bis dahin die exportorientierte Industrie wieder stark genug Tritt, um eine Abwärtsbewegung im Mittelstand zu dämpfen. Hoffnung nährten am Montag neue Daten für das verarbeitende Gewerbe: Die Industrieumsätze legten laut Statistischem Bundesamt im März erstmals seit August 2008 im Vormonatsvergleich wieder zu - im Mittel um 1,5 Prozent, im Auslandsgeschäft mit der Euro-Zone sogar um 4,1 Prozent. dc/agr

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