Kurzarbeit Kloster Admont: Hohe Ideale

Kann man ein 500-Mann-Unternehmen nach den Benediktiner-Regeln durch Finanzkrise und Kurzarbeit führen? Man kann, zeigt das Kloster Admont.

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Kloster Admont

Wenn Abt Bruno den Griff der mächtigen Holztür niederdrückt und sich vor den Augen der Besucherin die Klosterbibliothek aus dem Jahr 1776 öffnet, verstummt jedes Gespräch. Ein prachtvolles Fresko überwölbt den Saal, ein Himmel voller Allegorien über Irdisches und Überirdisches. Seelenruhig wandert der Blick über die Bücherreihen mit dem gesammelten Wissen der Christenheit. Die Welt ist weit draußen. Bis der Abt berichtet, dass das Kloster wohl Kurzarbeit für die Mitarbeiter seines Parkett-Unternehmens anmelden muss.

Die Aufträge sind im Januar eingebrochen. Und da jeder Wirtschaftsbetrieb der Benediktiner ein Profitcenter ist, muss er sich selbst tragen. Quersubventioniert wird nur, wenn es um soziales oder kulturelles Engagement geht. Da ist sie wieder, die globalisierte Welt, durch die die Finanzkrise zieht wie einst die Heuschreckenplage.

35 Mönche gehören zum 1074 gegründeten Stift Admont in der österreichischen Steiermark. Sie betreuen 26 Pfarreien, unterhalten Gymnasium und Pflegeheim, Museen für Naturkunde (samt Darwin-Bild) und für zeitgenössische Kunst. Sechs eigene Wasserkraftwerke versorgen den Ort Admont mit Energie. Forst, Grund und Immobilien besitzt der Orden seit Tausend Jahren, inzwischen auch einen Skilift vor Ort und ein Weingut in Slowenien.

Abt Bruno Hubl

Chef im Kloster ist der auf Lebenszeit gewählte Abt Bruno Hubl. Ihm obliegt die Wahrung der 1500 Jahre alten Regeln des Benedikt von Nursia im Alltagsleben. Der Ordensgründer formulierte darin seine sehr durchdachten Ansprüche an das Miteinander und die Führung im Kloster. Die Wirtschaftsbetriebe führt Helmuth Neuner, Forstwirt, Familienvater und geschickt darin, Ideal und Wirklichkeit zu verbinden. Vielleicht hat ihn die Gelassenheit des Abtes angesteckt. Wenn Abt Bruno unterm Freskenhimmel erzählt, wie oft das Kloster im Laufe der Jahrhunderte schon vor dem Bankrott stand, dass in der Weltwirtschaftskrise 1930 nur der Verkauf sakraler Kunst das Überleben sicherte und er gewiss ist, dass dem Kloster auch jetzt wieder etwas einfallen wird – dann sieht die Welt trotz Krise ganz anders aus.

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