Loick - Verpackungschips aus Mais

Aus der WirtschaftsWoche Nr. 27 vom 28.06.2001 Gelbe Kolben

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Hubert Loick knabbert gerne. Chips, Salzstangen, Erdnüsse. Am liebsten aber mag er Flips. Und so kam es, dass der Landwirt sich auf einer Fete gleich die ganze Tüte schnappte. Mehr aus Spaß studierte er die Rezeptur und stellte fest: Um Flips zu machen, braucht man Maisgrieß. Mais hatte auch er auf seinem Feld. Warum also nicht dem Flipshersteller die gelben Kolben liefern? Doch Bahlsen winkte ab. Der Bauer aus Dorsten in Westfalen dachte noch mal nach: Mittlerweile schon ein paar Tage alt und pappig, brachten ihn die Flips auf seinem Schreibtisch auf eine noch bessere Idee: "Ich mache die Teile einfach ein bisschen größer und stelle daraus Verpackungschips her." Heute - acht Jahre später - produziert er mit seiner Hubert Loick Verarbeitungsgesellschaft Nachwachsende Rohstoffe (VNR) mbH pro Jahr 50000 Kubikmeter der flockigleichten Maischips. Versandhäuser wie Manufactum, Handyproduzent De Te Mobil, aber auch Siemens oder DaimlerChrysler verschicken ihre Waren und Ersatzteile sicher gepolstert mit dem biologisch abbaubarem Füllstoff. Loick hat nicht nur über 600 Kunden, sondern auch jede Menge Sympathie gewonnen. Seine Biochips kosten zwischen 40 und 50 Mark (rund 21 und 26 Euro) pro Kubikmeter und können damit nicht nur preislich mit herkömmlichen Verpackungschips aus Kunststoff mithalten, sondern obendrein guten Gewissens über die Biotonne entsorgt werden. Umweltfreundlich ist auch ihre Herstellung. "Wir verarbeiten die Maiskörner in einem einfachen Mahlprozess zu Grieß und schäumen diesen dann direkt zu Chips auf", erklärt Loick. Anders als andere Hersteller von Bioverpackungen benötigt der 30-Mann-Betrieb keine Kartoffel- oder Weizenstärke, bei deren Gewinnung jede Menge Wasser und Energie verbraucht wird. Loicks Lieblingspflanze ist zudem ein erstklassiger Sauerstofflieferant. "Ein Feld mit Mais produziert mehr als dreimal so viel Sauerstoff wie eine gleich große Fläche Wald", schwärmt der 38-Jährige. Unterm Strich sei die Produktion der Maisgrießchips deshalb fast CO2-neutral. Seit 1998 beschert die einstige Partyidee dem Westfalen Gewinn. Aus den 80000 Mark (41000 Euro) Umsatz im ersten Geschäftsjahr 1994 sind längst 2,2 Millionen Mark (1,1 Millionen Euro) geworden. Und demnächst will er den Sprung in die Großproduktion wagen. In einer neuen Halle gedenkt er, bis zu 150000 Kubikmeter der Flocken zu produzieren. Bis 2010 soll der Umsatz auf zwölf Millionen Mark (6,1 Millionen Euro) steigen. Zum Geschäftserfolg sollen aber auch Innovationen beitragen. In jahrelanger Forschungsarbeit hat Loick ein Maisgranulat entwickelt, aus dem er in Kürze kompostierfähige Pommesschalen und Suppenteller fertigen will. Auch biologisch abbaubare Essbestecke, Tragetaschen oder Müllbeutel hat er im Programm. Neuerdings bietet er seine Maischips sogar als Ersatz für Plastikspielzeug an. "Mit einem Schwämmchen nass gemacht, können die Kinder aus unserem buntgefärbtem Playmais kleine Figuren basteln und lernen dabei spielerisch, was eine umweltfreundliche Kreislaufwirtschaft ist." Denn genau die will Loick mit einer neuen Biogasanlage auf seinem alten Hof jetzt endgültig schließen: Als Landwirt baut er nachwachsende Rohstoffe an, als Unternehmer stellt er daraus biologisch abbaubare Produkte her und als sein eigener Stromproduzent will er jetzt auch noch Biomüll zu Energie machen. Selbst den Abfall aus der Biogasanlage wird er noch sinnvoll nutzen können: "Die veredelte Gülle kommt bei uns wieder aufs Feld." "Ein Maisfeld erzeugt mehr als dreimal so viel Sauerstoff wie die gleiche Fläche Wald"

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