Fiat/Opel Marchionnes undurchsichtiges Spiel

Ausgerechnet Fiat will General Motors jetzt die deutsche Tochter Opel abnehmen, obwohl die Italiener selbst alles andere als solide dastehen. Falls der Deal tatsächlich zustande kommt, gibt es auf deutscher Seite nur wenig Grund zum Applaudieren.

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Autos der Marken Opel und Fiat Quelle: REUTERS

Irgendwie kann man es sich bildhaft vorstellen, wie Fiat-Konzernchef Sergio Marchionne vor Finanzminister Peer Steinbrück und Kanzlerin Angela Merkel steht, mit den Achseln zuckt und ihnen freundlich zu verstehen gibt: „Ich habe gar kein Geld“.

Falls kommende Woche tatsächlich so etwas wie eine Absichtserklärung zustande kommen sollte, dann ist vorhersehbar, dass Marchionne eines wahrscheinlich nicht mitbringen wird: Bares. Fiat schreibt rote Zahlen - im ersten Quartal lag der Verlust bei 410 Millionen Euro - und profitiert derzeit wegen seiner überwiegend aus kleinen Autos bestehenden Modellpalette überdurchschnittlich von der Abwrackprämie. Gleichzeitig drückt ein Berg von Milliarden-Schulden auf das Unternehmen, die es dem Konzern nicht erlauben, im großen Stil Geld auszugeben.

Milliarden-Mitgift der Bundesregierung

Der Fiat-Konzernlenker wird deshalb in den Verhandlungen wohl eher mit künftigen, möglichen Synergien und vermeintlichen Skaleneffekten winken und anbieten, General Motors die deutsche Tochter zum Nulltarif abzunehmen. Der anzunehmende Preis dafür: Eine milliardenschwere Mitgift der Bundesregierung.

Doch die sollte sich gut überlegen, ob sie damit ihre eigenen Ziele, nämlich den Erhalt von Arbeitsplätzen in Deutschland, erreicht. Schließlich pokert Marchionne derzeit auch mit dem US-Finanzinvestor Cerberus und der US-Regierung um eine Übernahme des Autoherstellers Chrysler, für die der amerikanische Staat ebenfalls weitere Milliarden auf den Tisch legen soll.

Und jetzt auch noch Opel? Marchionne ist ein Freund von Größe und glaubt, dass ein Volumenhersteller langfristig sechs Millionen Autos pro Jahr produzieren muss, das ist bekannt. Auf dem Papier könnte ein Zusammenschluss von Opel, Fiat und Chrysler auch durchaus Sinn machen, aber wohl nur, wenn im Zuge dessen bei den drei Konzernen insgesamt vier bis sechs Werke geschlossen würden.

Doch welche würden das wohl sein? Die Bedenken von Opel-Betriebsratschef Klaus Franz scheinen gar nicht so weit hergeholt. Fiat hat es schließlich über Jahre nicht geschafft, seinen eigenen Werksverbund zu straffen und mindestens ein überflüssiges Werk zu schließen. Dafür hat die italienische Politik gesorgt.

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