Telekommunikation Mobilfunker wollen Skype in Funknetzen verbieten

Die deutschen Mobilfunker wollen offenbar ihren Kunden in den als DSL-Ersatz entstehenden Funknetzen verbieten, Internet-Telefoniedienste zu nutzen - obwohl das Vorhaben im Rahmen des Konjunkturpakets II von der Bundesregierung gefördert wird. Schon jetzt drohen der Telekom Sanktionen aus Brüssel, weil sie Skype im Mobilfunknetz untersagt.

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Einen Empfänger ins Notebook gesteckt, los geht’s. Gerne preisen die Mobilfunker T-Mobile, Vodafone, E-Plus und O2 ihre Datentarife als drahtlose Alternative an für die schnellen, aber nur lückenhaft verfügbaren DSL-Internet-Leitungen. Um das Angebot flächendeckend anbieten zu können, wollen sie künftig auch alte Rundfunkfrequenzen nutzen – mitfinanziert aus Mitteln der Breitbandoffensive der Bundesregierung, die Teil des Konjunkturpakets II ist. Inzwischen aber zeichnet sich ab, dass die Mobilfunker den Bürgern hier deutlich weniger Freiheiten lassen wollen als kabelgebundene Anbieter. Können die Kunden im Festnetz alle Web-Sites aufrufen und Dienste nutzen – ist das bei den Mobilfunkern anders. Sie verbieten schon jetzt den Daten-Kunden vertraglich, Internet-Telefoniedienste wie Skype zu nutzen, die mit dem Telefon-Angebot von T-Mobile & Co. konkurrieren. Und nach Angaben eines E-Plus-Sprechers gelte das Verbot auch in den Regionen Mecklenburg-Vorpommerns, in denen das Unternehmen Mobilfunk als flächendeckenden DSL-Ersatz testet.

Bei der EU-Kommission in Brüssel beobachtet man die Entwicklung mit Argwohn. Die neue Telekomrichtlinie, über die Kommission, Europaparlament und Mitgliedstaaten gerade verhandeln, soll dafür sorgen, kostenlosen Diensten wie Skype den Weg zu ebnen. Allerdings sind die Formulierungen des Entwurfs noch „nicht so eindeutig, wie wir uns das wünschen“, heißt es im Umfeld von EU-Telekom-Kommissarin Viviane Reding. Nachdem wiwo.de kürzlich Pläne der Telekom-Tochter T-Mobile publik gemacht hatte, Skype auf iPhone- und Blackberry-Handys zu blockieren, forderte die Kommissarin nationale Regulierer auf, „gegen Unternehmen vorzugehen, die unter Ausnutzung ihrer Marktmacht innovative Dienste ausbremsen“ – eine Drohung auch an Telekom-Chef René Obermann. Dem könnten sogar Sanktionen aus Brüssel drohen: Denn möglicherweise verstoße das Vorgehen der Telekom gegen EU-Wettbewerbsrecht, heißt es dort.

Aber auch Konzerne wie Microsoft, Intel oder Google haben inzwischen in einer Erklärung gegen die Praktiken deutscher Mobilfunker protestiert. Bei der Bundesnetzagentur sollen sie Thema der Anhörung zur Vergabe der alten TV-Frequenzen sein. Die Ebay-Tochter Skype prüfe gerade „die wirksamsten Schritte gegen T-Mobile“, sagte deren Kommunikationschef.

Die Telekom weiß um die Brisanz des Skype-Verbots: „Wir bewegen uns auf dünnem Eis“, gibt man in Bonn hinter vorgehaltener Hand zu. Offiziell aber stellen sich die Mobilfunker stur, begründen die Verbote von Internet-Telefonie mit knapper Netzkapazität. Tatsächlicher Grund aber dürfte sein, dass sie an per Skype geführten Telefonaten nicht verdienen, besitzt der Kunde eine mobile Internet-Flatrate. Nutzern, die gegen das Verbot verstoßen, droht O2 an, die bei Internet-Telefonaten anfallenden Daten nachträglich zu berechnen.

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