Karstadt-Krise Sal. Oppenheim regiert bei Arcandor mit

Die bisherige Großaktionärin Madeleine Schickedanz verliert ihre Mehrheit am Essener Handels- und Touristikunternehmen Arcandor. Die Privatbank Sal. Oppenheim zeichnet eine Kapitalerhöhung und kauft Arcandor-Anteile. Damit bestimmt Sal. Oppenheim über die Zukunft des früheren Karstadt-Quelle-Konzern.

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Bei Arcandor zieht nun der Quelle: AP

Thomas Middelhoff gab sich ungehalten. Als der Chef des Essener Handels- und Touristikkonzerns am Montag vor einer Woche zu Spekulationen über eine Kapitalerhöhung befragt wurde, antwortete er: „Das ist völliger Quatsch". Eine Kapitalerhöhung sei nicht geplant. „Wir lösen unsere Probleme aus eigener Kraft."

Nur sieben Tage später ist die eigene Kraft versiegt. Heute gab Arcandor bekannt, dass eine Kapitalerhöhung geplant sei. Nur so konnte der Konzern vorerst offenbar den Verkauf der profitablen Reisesparte Thomas Cook abwenden. Cook macht 60 Prozent der Umsätze des Konzerns und den Großteil des Gewinns aus. Arcandor hält rund 53 Prozent an Cook.

Arcandor will nun 23 Millionen neue, auf den Inhaber lautende Stückaktien ausgeben. Das Bezugsrecht wurde ausgeschlossen. Für den bisherigen Hauptaktionär - den Aktionärs-Pool um Madeleine Schickedanz – würde dies den Verlust der Mehrheit bedeuten, wenn er sich an der Kapitalerhöhung nicht beteiligt. Nach Berechnungen der Nachrichtenagentur Reuters würde sich der Anteil der Quelle-Erbin Schickedanz auf rund 48 Prozent von derzeit 53,3 Prozent verwässern.

Schickedanz soll Aktienpaket teilweise fremdfinanziert haben

Seit einem Jahr hat sie mit ihrem Arcandor-Engagement rein rechnerisch über 2,5 Milliarden Euro verloren. Besonders problematisch für die 64-Jährige: Ihr Aktienpaket an Arcandor soll teilweise fremdfinanziert sein. Die Kölner Privatbank Sal. Oppenheim soll Schickedanz in der Vergangenheit mehr als 500 Millionen Euro zur Verfügung gestellt haben. Schickedanz’ Aktien sind derzeit jedoch weniger als die Hälfte wert.

Vor diesem Hintergrund ist auch die jüngste Meldung zu sehen. Danach beteiligt sich Sal. Oppenheim an der Kapitalerhöhung und übernimmt zusätzlich Aktien von Schickedanz. Damit kommt das Institut auf einen Anteil von fast 30 Prozent. De facto liegt die Zukunft von Arcandor damit wohl in den Händen der Privatbankiers.

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