Warenhaus-Konzern Sal. Oppenheim überlegt Trennung von Arcandor

Die Zukunft des insolventen Arcandor-Konzern steht auf wackligen Füßen. Berichten zufolge stellt die Privatbank Sal. Oppenheim ihr weiteres Engagement bei Arcandor in Frage. Draufzahlen wird Oppenheim jedoch in jedem Fall.

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Ein Kaufhaus von Karstadt in Quelle: dpa

Der Arcandor-Großaktionär Sal. Oppenheim denkt offenbar über einen Rückzieher aus dem bislang verlustreichen Engagement bei dem Warenhausriesen nach. Bislang hieß es immer, Sal. Oppenheim werde weiterhin bei Arcandor an Bord bleiben. Nun klingen die Stellungnahmen schon deutlich verhaltener: Ob die Privatbank und ihre Eigentümer  ihre Arcandor-Anteile behielten und sich an einer möglichen Rekapitalisierung von Arcandor beteiligten, hänge vom Ergebnis der Bestandsaufnahme des Insolvenzverwalters ab, sagte eine Person aus dem Umfeld der Bank  heute.

Die Entscheidung werde in etwa drei Monaten fallen, wenn der Sanierungsplan vorliege. Sie hänge davon ab, ob es nach dem Plan eine langfristige Perspektive gebe oder ob Arcandor keine Zukunft habe. „Solange wird Sal. Oppenheim nichts tun, was nicht mit dem Insolvenzverwalter abgestimmt ist“, sagte die Person. Die Bank wollte sich zunächst nicht äußern.

Abschreiben oder nachschießen?

Verlustreich wird die Insolvenz für Sal. Oppenheim in jedem Fall. Sollte sich die Bank zurückziehen, muss sie einen Großteil ihres Anteils in der Bilanz abschreiben. Denn Investoren zahlen nur geringe Summen für die Anteile an einer insolventen Gesellschaft.

Immerhin haben sich laut Auskunft von Sal. Oppenheim bereits Interessenten für beide Pakete gemeldet, die Sal. Oppenheim besitzt. Die Privatbank hält 3,8 Prozent der Arcandor-Anteile direkt, ein zweites Paket von knapp 25 Prozent ist bereits in eine Holding der Eigentümer ausgegliedert.Doch Sal. Oppenheim will darauf zunächst nicht reagieren. Nach einer Zerschlagung von Arcandor säßen die Aktionäre ohnehin auf einer leeren Unternehmenshülle, hieß es von Seiten der Bank..

Bleibt Sal. Oppenheim an Bord, muss die Bank als Eigentümer frisches Kapital nachschießen, wenn Arcandor das Insolvenzverfahren überlebt. Die Privatbank steht deshalb vor zwei wenig erfreulichen Alternativen: Einen dreistelligen Millionenbetrag abzuschreiben oder erneut in Arcandor zu investieren.

Die zweite Arcandor-Großaktionärin Madeleine Schickedanz hatte sich anders als Sal. Oppenheim dazu bekannt, ihre Anteile auf jeden Fall behalten zu wollen. Ihr Ehemann Leo Herl hatte in einem Interview aber zugleich deutlich gemacht, dass Schickedanz keine finanziellen Spielräume besitze, Geld nachzuschießen.

Arcandor verschiebt Zwischenbericht erneut

Ein klares Bild zur Lage bei Karstadt wird es zumindest in dieser Woche nicht geben. Arcandor wird am Donnerstag nun doch nicht Halbjahreszahlen vorlegen. Die Veröffentlichung des Konzern-Zwischenberichtes zu diesem Datum werde gestrichen, teilte Arcandor gestern mit. Als Grund nannte das Unternehmen den Insolvenzantrag vergangene Woche.

Offen blieb zunächst, ob der Geschäftsbericht für die sechs Monate bis Ende März zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgemacht wird. Arcandor hatte die Veröffentlichung bereits zwei Mal verschoben. Medienberichten zufolge verbuchte Karstadt im Geschäftshalbjahr einen Umsatzrückgang von etwas über zwei Prozent und schrieb einen geringfügigen operativen Gewinn von sieben (Vorjahreszeitraum: minus 272) Millionen Euro. Die Versandhandelssparte Primondo büßte demnach 3,2 Prozent an Umsatz ein und machte einen operativen Verlust von 57 Millionen Euro.

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