Autoindustrie Übernehmen die Chinesen GM und Chrysler?

Nach Medienberichten aus China, haben die chinesischen Autokonzerne SAIC und Dongfeng Interesse GM und Chrysler zu übernehmen. Deutsche Staatshilfen können den Autobauer Opel nach Ansicht des Auto-Experten Willi Diez nicht retten. Opel könne nur gerettet werden, wenn der Mutterkonzern General Motors (GM) in den USA gerettet wird, sagte Diez.

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General-Motors-Zentrale in Quelle: dpa

Die chinesischen Autohersteller SAIC (Shanghai Automotive Industry Corporation) und Dongfeng wollen laut eines chinesischen Medienberichtes GM und Chrysler übernehmen. Die chinesische Wirtschaftszeitung "China's 21st Century Business Herald" zitiert einen Beamten aus dem Chinesischen Ministerium für Industrie und Informationstechnologie, welches die Autoindustrie in China reguliert.

Die Zeitung zitiert den Beamten mit der Aussage: Die Autokonzerne in China hätten die Möglichkeit und die Absicht einige Assets der beiden krisengeplagten amerikanischen Autokonzerne zu übernehmen. Eine Übernahme eines westlichen Autohersteller würde nach diesem Bericht perfekt in die chinesische Strategie passen, in der Autoindustrie zukünftig eine führende Rolle zu übernehmen.

SAIC ist Chinas größter Autokonzern. Seit 1984 hat SAIC ein Joint Venture mit Volkswagen. Seit rund zehn Jahren gibt es auch ein Joint-Venture mit GM. Im vergangenen Jahr kaufte SAIC den chinesischen Autobauer Nanjing Automobile, die wiederum 2005 MG Rover aus Großbritannien übernommen haben.  

Opel wirbt in Anzeigen für Staatshilfe

Hinsweisschild vor dem Quelle: dpa

In Deutschland wirbt inzwischen der Rüsselsheimer Autobauer Opel mit einer großen Anzeigenkampagne um Staatshilfe. „Eine Bürgschaft würde für Opel einen Schutzschirm bilden“, schreiben der Opel-Chef Hans Demant und der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz in den ganzseitigen Anzeigen, die heute in zahlreichen deutschen Tageszeitungen geschaltet waren.

Damit werde Opel der Zugang zum Kreditmarkt geöffnet, sofern sich die Lage des Mutterkonzerns General Motors (GM) weiter verschlechtern sollte. „Opel wird dadurch nicht subventioniert und es fließen keine Steuergelder“, heißt es in den Anzeigen weiter weiter.

Zugleich verweist das Unternehmen auf zehntausende Arbeitsplätze direkt bei Opel sowie den Zulieferern und Verkaufsstützpunkten. Bund und Länder erwägen eine Absicherung von Opel, falls General Motors (GM) in den USA pleitegehen sollte.

Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) lehnte Hilfen für ganze Branchen ab, Opel sei aber ein Sonderfall. „Das, was bei Opel passiert, ist keine klassische Autokonjunkturkrise. Die müssten sie selbst bewältigen, und dafür sind sie auch gut gerüstet“, sagte Koch. 

Doch dieses an sich gesunde Unternehmen sei ausschließlich wegen seiner amerikanischen Konzern-Mutter gefährdet, sagte Koch. „Das darf kein Grund sein, dass die deutschen Opelaner dabei kaputtgehen.“Das Land Hessen hatte am Vortag den Weg für Bürgschaften grundsätzlich freigemacht, konkret wollen Bund und Länder bis Weihnachten entscheiden.

Unterdessen gibt es unter den rund 2000 deutschen Opel-Händlern laut einem Bericht der „Automobilwoche“ Diskussionen über eine Übernahme des Autobauers. Dies sei tatsächlich ernsthaft diskutiert worden und auch nicht völlig unmöglich, berichtete der Chef des großen Autohändlers Auto Staiger in Stuttgart, Paul Schäfer, der Branchenzeitung.

Gestern hatte bereits die Ankündigung des Solar- Konzerns SolarWorld für Aufsehen gesorgt, den traditionsreichen Autobauer eventuell übernehmen zu wollen. Allerdings gelten die von SolarWorld gestellten Bedingungen als so hoch, dass eine Übernahme als sehr unwahrscheinlich gilt. In den USA ist indes keine schnelle Staatshilfe für die um ihr Überleben kämpfende Autoindustrie in Sicht.

Die geplante Finanzspritze in Milliardenhöhe droht an politischen Streitigkeiten in Washington zu scheitern. Wie US-Medien berichteten, gehen die Demokraten im Senat davon aus, dass es angesichts des Widerstands der Republikaner keine Mehrheit für ein Hilfspaket in Höhe von 25 Milliarden Dollar gibt.

Die Demokraten sagten daher eine erste geplante Probeabstimmung ab. Von den Hilfen will auch die Opel-Mutter General Motors profitieren. Nach Ansicht des Auto-Experten Willi Diez können deutsche Staatshilfen Opel nicht retten. „Das ist eine Illusion. Opel kann nur gerettet werden, wenn der Mutterkonzern General Motors (GM) in den USA gerettet wird“, sagte Diez der Deutschen Presse-Agentur dpa in Nürtingen.

„Alles andere hilft Opel nicht langfristig.“ Der Rüsselsheimer Autobauer sei stark im System des Mutterkonzerns vernetzt, eine Trennung sei für beide Seiten keine gute Lösung. „Opel ist nicht groß genug, um alleine zu überleben“, sagte der Auto- Professor.

"Die Welt kann auch ohne Opel leben"

Zum Übernahmeplan des Solar-Konzerns SolarWorld, der Opel nach eigenen Angaben zu einem „grünen“ Autokonzern umbauen will, sagte Diez: „Das ist weit weg von der Realität.“ Dies gelte auch für Diskussionen unter den rund 2000 deutschen Opel-Händlern über eine Übernahme des Autobauers. Schließlich müsste ein neuer Eigentümer nicht nur den Kaufpreis aufbringen, sondern auch sämtliche Investitionen übernehmen, sagte Diez. „Allein ein neues Modell kostet in der Entwicklung rund zwei Milliarden Euro.“

Der Ifo-Konjunkturchef Kai Carstensen lehnte staatliche Hilfe für Opel ab. „Die Welt kann auch ohne Opel leben“, sagte Carstensen in einem Interview.  Breche der Konzern zusammen, sei dies bedauerlich und schlimm für die Menschen, die dort arbeiten. „Volkswirtschaftlich gesehen ist es aber kein Drama.“

Dass eine Firma verschwindet, sei „ein natürlicher Vorgang in einer Marktwirtschaft“. Eine Bürgschaft für Opel wäre dagegen ein „verhängnisvolles“ Signal. Denn Opel sei durch eine Geschäftspolitik ins Schleudern geraten, die von den Verbrauchern nicht honoriert worden sei. Hilfe sei „wettbewerbsverzerrend und unfair gegenüber erfolgreichen Unternehmen“, sagte der Konjunkturchef des Münchner Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung.

Auch der größte Autofinanzierer des GM-Konzerns will Staatshilfen

Die frühere GM-Finanzierungssparte GMAC will sich dazu in eine normale Geschäftsbank umwandeln und so Zugang zum US-Rettungspaket für die Finanzbranche bekommen. GM hält noch knapp 50 Prozent an dem Autofinanzierer.

Mehrheitseigner ist der Finanzinvestor Cerberus, dem auch der US-Autobauer Chrysler gehört. Die Autobanken sind im Zuge der Kreditkrise weltweit massiv unter Druck geraten. GMAC habe bei der US-Notenbank einen Antrag auf Umwandlung in eine normale Bankholding gestellt, teilte der Finanzierer am Donnerstag in New York mit.

Beim US-Finanzministerium bat GMAC zugleich um einen Einstieg des Staates mit frischem Kapital im Rahmen des 700- Milliarden-Dollar-Pakets. Die staatliche Beteiligung im Rahmen des Programms ist nur bei regulären Geschäftsbanken möglich.

Der von der Pleite bedrohte GM-Konzern fordert gerade selbst zum Überleben vom Staat Milliardenhilfen. Gemeinsam mit den US- Wettbewerbern Ford und Chrysler will GM neue Kredite von insgesamt 25 Milliarden Dollar haben - bisher erfolglos. In den vergangenen Quartalen erlitt GMAC Milliardenverluste. Dies belastet auch GM zusätzlich schwer. GMAC ist neben dem Autogeschäft auch im zusammengebrochenen Immobilienmarkt engagiert. Das verschärft die Lage nochmals. Der Finanzierer streicht derzeit tausende Stellen. GMAC startete am Donnerstag zudem die Refinanzierung von eigenen Schuldtiteln im Volumen von 38 Milliarden Dollar (30 Mrd Euro).

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