Hochschulranking Universitäten punkten mit Praxisnähe

Reformfreudige Universitäten sind bei den Personalchefs beliebt. Für das Hochschulranking von Handelsblatt, "Junge Karriere" und "Wirtschaftswoche" wurden 5 000 Personaler exklusiv befragt, welche Unis und Fachhochschulen die besten Absolventen hervorbringen. Dabei machte vor allem eine Hochschule ihrem Ruf als Elite-Uni alle Ehre.

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Studenten der RWTH Aachen verfolgen eine Vorlesung im Fach Maschinenbau. Quelle: dpa Quelle: handelsblatt.com

DÜSSELDORF. Die RWTH Aachen deplatzierte die Konkurrenz in den meisten Fächern, unter anderem in Maschinenbau und Informatik. Im Fach Betriebswirtschaftslehre erreicht die Uni Mannheim Platz eins, bei den Fachhochschulen liegt die ESB Reutlingen ganz vorn. Das Ranking wurde in Zusammenarbeit mit dem Recruiting-Dienstleister Access und dem Meinungsforschungsinstitut Universum erstellt.

Trotz üppiger Zuschüsse vom Bund überzeugen aber nicht alle Elite-Unis. Konstanz, Heidelberg, Freiburg und die FU Berlin kamen bei den Personalern nicht mehr so gut an: Heidelberg und Freiburg schaffen es zwar im Fach Jura noch in die Top 10, verlieren aber ihre Spitzenplätze vom Vorjahr. Die FU Berlin und Konstanz erreichen in keinem Fach einen der ersten zehn Plätze. Auf der anderen Seite zeigen die RWTH Aachen, die beiden Unis in München und die Uni Karlsruhe, wie man auch als ausgewählte Uni die Personalchefs beeindruckt. Einen Vorteil haben nicht die Hochschulen, die ihre Programme möglichst schnell auf Bachelor und Master umstellen konnten, sondern die, die besonders gut auf die Praxis vorbereiten.

In den Unternehmen wird vor allem Wert auf die Persönlichkeit der Bewerber gelegt. Erst viel später werden Examensnote und eine kurze Studiendauer als Wunsch-Qualifikationen genannt. "Wir haben keine Jobs speziell für Absolventen mit Diplom, Bachelor oder Master", sagt Alfred Quenzler, Leiter für Personalmarketing, Recruiting und Nachwuchsprogramme bei Audi. Rund 1 700 Absolventen hat der Autobauer in den vergangenen zwei Jahren eingestellt, in diesem Jahr werden es wegen der Finanzkrise nur 300 sein.

Die meisten Unternehmen schrauben die geplanten Einstellungen deutlich zurück. Gute Chancen haben vor allem Informatiker und Betriebswirte. Trotz der Krise sind zwei Drittel der befragten Personalchefs davon überzeugt, dass die Situation zukünftig wieder besser oder sogar viel besser sein wird.

Die Umstellung auf die neuen Abschlüsse Bachelor und Master läuft zurzeit auf Hochtouren. Nach nur sechs Semestern stehen die Bachelor-Absolventen aber noch der großen Skepsis der Arbeitgeber gegenüber: Die Personalchefs bemängeln fehlende Praxiserfahrung und geringe Fachkenntnisse. Besonders in den Ingenieurwissenschaften hat sich der Bachelor noch nicht durchgesetzt. Von den Elektrotechnikern, Maschinenbauern und Wirtschaftsingenieuren verlangen viele Unternehmen nach wie vor das Diplom - und selbst der Master kann da noch nicht mithalten.

Das Ergebnis verwundert kaum. "Nicht überall ist die Umstellung gut gelungen", sagt Christiane Konegen-Grenier, Referentin für Hochschule am Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Einige besonders gute Studiengänge hätten ihr Angebot neu aufgebaut, in anderen Fällen dagegen sei nur gekürzt worden: "Die Hochschulen müssen überlegen, was die grundlegenden Inhalte ihrer Fächer sind."

Einige kleine Privat-Universitäten können auch bei den neuen Abschlüssen den Wettbewerb mit den großen Hochschulen aufnehmen. Wie 2008 sicherten sich die European Business School in Oestrich-Winkel, die WHU Otto Beisheim School of Management in Vallendar und die ESCP-EAP in Berlin im Fach Betriebswirtschaft einen Spitzenplatz unter den Top 10.

Viele Personalchefs erhoffen sich von den Absolventen, dass sie ihre Ziele neu definieren. "Ich würde mir wünschen, dass die Absolventen mehr Leidenschaft für den Beruf entwickeln und sich nicht nur fragen, wann sie die nächste Karrierestufe erklimmen", sagt Alfred Quenzler von Audi.

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