Vonovia „Giftpille“ im Kampf um Deutsche Wohnen

Der Dax-Konzern Vonovia – vormals Deutsche Annington – buhlt um den Immobilienkonzern Deutsche Wohnen. Doch das Übernahmeziel gibt sich nicht geschlagen – und hat möglicherweise einen Fluchtweg gefunden.

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Der Vermieter Deutsche Wohnen will nicht von Vonovia geschluckt werden. Quelle: dpa

Frankfurt Deutschlands zweitgrößter Wohnungsvermieter Deutsche Wohnen könnte Insidern zufolge mit dem Kauf eines milliardenschweren Wohnungsbestandes die Übernahme durch Marktführer Vonovia torpedieren. Die Deutsche Wohnen stehe kurz vor der Übernahme von rund 14.000 Wohnungen, die die Augsburger Patrizia Immobilien zum Verkauf gestellt hat, sagten drei mit den Plänen vertraute Personen am Mittwoch.

Der Wert des in der Branche als „Obligo“-Portfolio bekannten, über ganz Deutschland verstreuten Bestandes liege bei mehr als einer Milliarde Euro. Die Deutsche Wohnen wolle die Transaktion noch vor der Hauptversammlung von Vonovia am kommenden Montag öffentlich machen, sagten mehrere Insider.

Die Vonovia-Aktionäre sollen am Montag in Düsseldorf über eine milliardenschwere Kapitalerhöhung abstimmen, die Voraussetzung für die geplante Übernahme von Deutsche Wohnen ist. Wenn die Deutsche Wohnen ihre Aktionäre für die Übernahme des Patrizia-Portfolios aber selbst um frisches Kapital bittet, liefe der Vorstoß von Vonovia ins Leere. Denn der kürzlich in den Dax aufgestiegene Bochumer Konzern hat seine 14 Milliarden Euro schwere Offerte daran geknüpft, dass Deutsche Wohnen das Kapital nicht wesentlich erhöht. Vonovia bangt ohnehin um die nötige Dreiviertel-Mehrheit unter den Aktionären, obwohl sich einflussreiche Stimmrechtsberater zustimmend geäußert haben.

Der Deutsche-Wohnen-Vorstand sträubt sich heftig gegen die Übernahme, weil er das Angebot für zu niedrig hält und keinen strategischen Sinn darin erkennt. Im Umfeld von Vonovia wurden die Pläne von Deutsche Wohnen am Mittwoch als mögliche „Giftpille“ (poison pill) bewertet, die nur dazu diene, eine Übernahme durch Vonovia zu stören. Deutsche Wohnen hatte die Pläne zum Kauf der LEG unter dem Druck ihrer Aktionäre aufgeben müssen, nachdem das unerwünschte Angebot der Vonovia ins Haus schneite. Deutsche Wohnen und Patrizia sowie Vonovia wollten sich nicht äußern.

Das Portfolio, das Deutsche Wohnen nun offenbar ins Auge gefasst hat, ist in der Branche unter dem Namen „Obligo“ bekannt. Patrizia hatte den Wohnungsbestand erst im Frühjahr gekauft, zusammen mit Wohnungen in Schweden. Immerhin liegen mehr als 5000 der Wohnungen in Berlin, dem Heimatmarkt von Deutsche Wohnen. Hinzu kommen Einheiten in den Ballungsräumen München, Stuttgart, Frankfurt, Köln, Düsseldorf und Hamburg.

Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn hatte kürzlich gesagt, dem Unternehmen lägen Angebote für weitere Wohnungskäufe über zwei Milliarden Euro vor. Im Sommer hatte die Deutsche Wohnen ihre „Kriegskasse“ auf rund 600 Millionen Euro beziffert.

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