Vor Gericht in Kanada Banken beenden Rechtsstreit nach 23 Jahren

Ende eines milliardenschweren Prozesses: Wegen der Pleite eines kanadischen Immobilienunternehmens müssen deutsche Banken rund 170 Millionen Euro für einen Vergleich zahlen. Auf der Liste stehen prominente Geldhäuser.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Die Lichter der Frankfurter Bankenskyline spiegeln sich im Wasser des Main: Deutsche Banken müssen in Kanada für einen Vergleich zahlen. Quelle: dpa

Frankfurt Einigen deutschen Banken winkt nach 23 Jahren ein erfolgreiches Ende eines milliardenschweren Rechtsstreits um die Pleite eines kanadischen Immobilienunternehmens. Sie könnten damit rechnen, 42 bis 47 Prozent ihrer ursprünglichen Ansprüche gegen die Wirtschaftsprüfer des Unternehmens durchzusetzen, sagte der Anwalt der Institute, der ehemalige BHF-Bank-Justiziar Eberhard Dach, am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Die Gläubiger von Castor Holdings hätten einem 242 Millionen kanadische Dollar (rund 170 Millionen Euro) schweren Vergleich zugestimmt.

Die deutschen Banken erhalten laut Dach den Löwenanteil der Vergleichssumme, weil sie den Rechtsstreit mitfinanziert haben. Zu ihnen gehören das Bankhaus Sal. Oppenheim, die HypoVereinsbank, die Postbank, das Bankhaus Lampe und die BayernLB. Allerdings gingen bis zu zwei Drittel der Summe für die Kosten des Mammut-Verfahrens drauf.

Die Banken hatten – zusammen mit kanadischen Instituten und dem Chrysler-Pensionsfonds – die damalige Wirtschaftsprüfungsfirma Coopers & Lybrand auf ursprünglich 1,6 Milliarden kanadische Dollar Schadenersatz verklagt, weil diese die Castor-Bilanzen von 1988, 1989 und 1990 schlampig testiert habe.

Castor Holdings hatte Geld eingesammelt, um in Immobilien in Kanada zu investieren. Bei der Pleite hinterließ die Firma einen Schuldenberg von 1,6 Milliarden kanadischen Dollar. Der deutsche Firmengründer wurde wegen Betrugs international gesucht. Laut Dach lebt er inzwischen wieder in Deutschland, wird aber nicht nach Kanada ausgeliefert. Die meisten Vorwürfe seien verjährt.

Zahlen müssen das Geld vorrangig die ehemaligen Partner von Coopers & Lybrand, die 1998 in PriceWaterhousecoopers (PWC) aufgegangen war. Einer von ihnen, Michael Macey, sagte laut der kanadischen Zeitung „The Globe and Mail“ vor Gericht aus, 275 Partnern drohe der finanzielle Ruin, obwohl sie in die Prüfung von Castor Holdings nie involviert waren. Einen Teil des Geldes steuern auch PWC und die Berufshaftpflicht der Prüfer bei.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%