Windenergie Welche Rolle Offshore für die Energiewende spielt

Die neue Bundesregierung will die Ziele für den Ausbau der Windenergie auf See kräftig zusammenstreichen. Damit passt sie sich der Realität an. Die Offshore-Windenergie kommt bislang langsamer voran als geplant.

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Windpark in der Nordsee: Gemessen an den Zielen wurden noch nicht viele Anlagen gebaut. Quelle: dpa

Hamburg Die ehrgeizigen Ausbauziele für die Windenergie auf hoher See sind nicht mehr zu erreichen und sollen deshalb um rund ein Drittel nach unten korrigiert werden. Das haben die Fachleute von Union und SPD bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin beschlossen. Nun sollen bis 2020 Windkraftanlagen mit einer Leistung von nur noch 6500 Megawatt offshore errichtet werden - ursprünglich waren 10.000 Megawatt eingeplant. Doch noch immer ist nicht klar, wie die notwendige Sicherheit für die Investoren hergestellt werden soll.

Warum ist der Ausbau der Windenergie auf See wichtig für die Energiewende?
Auf Nord- und Ostsee weht ein stetiger Wind, so dass die Windkraftwerke rund um die Uhr Strom liefern - an 350 Tagen im Jahr. Das ist bei Windkraft an Land und bei Sonnenenergie nicht so. Wegen der kontinuierlichen Produktion können die Offshore-Windkraftanlagen Atom- und Kohlekraftwerke ersetzen. Das macht Offshore-Windenergie zu einem wichtigen Baustein der Energiewende. Es müssen keine sogenannten Schattenkraftwerke eingeplant werden, die bei Windstille Strom liefern.

Wie viele Windkraftanlagen sind denn schon gebaut worden?
Noch nicht sehr viele, gemessen an den Zielen. In Nord- und Ostsee sind es zusammen etwas mehr als 100 Windräder mit einer Leistung von mehr als 500 Megawatt. Doch sind nach Zählung der Stiftung Offshore-Windenergie weitere Windkraftwerke mit zusammen 3000 Megawatt Leistung bereits im Bau oder fest geplant. Sie werden in den kommenden Jahren fertig.

Warum kommt der Ausbau der Offshore-Windenenergie so langsam in Gang?
Das hat verschiedene Gründe. Es gab mehr technische Probleme als erwartet. Die deutschen Windkraftwerke werden - im Gegensatz zu Windparks vor Großbritannien oder Dänemark - weit draußen auf hoher See errichtet. Das Wasser ist tiefer, die See rauer. Die Trassen für die Stromkabel mussten teilweise erst einmal von Munition aus dem Weltkrieg geräumt werden. Die Anbindung der Windparks an die Stromnetze verzögerte sich. Die Infrastruktur musste zum Teil erst errichtet werden.

Wird es jetzt schneller gehen?
Die künftigen Koalitionspartner haben einen ganz wichtigen Punkt noch nicht geklärt: Wie soll die Windenergie auf See künftig gefördert werden? „Die Investoren brauchen eine sichere Grundlage“, sagt zum Beispiel Ronny Meyer von der Windenergie-Agentur WAB in Bremerhaven. Ein Windpark mit 80 Windrädern kostet ungefähr 1,5 Milliarden Euro. Die Unternehmen investieren solche Summen nur, wenn sie auch sicher sind, dass sich das Investment lohnt.

Klappt denn nun die Anbindung an das Stromnetz, um den Strom auch abtransportieren zu können?
Das sieht ganz gut aus. „Die Ausbauziele müssen angepasst werden, um Leerstände bei der Netzanbindung zu verhindern“, sagte eine Tennet-Sprecherin. „Das ist ein wichtiger Baustein, um die Kosten der Energiewende im Griff zu behalten. Die jetzt getroffene Festlegung in den Koalitionsverhandlungen auf ein Ausbauziel von 6500 Megawatt ist da der richtige Schritt.“


Was bedeutet die Offshore-Windenergie für Norddeutschland?
Für den Norden ist das wie ein Konjunkturprogramm. Bislang wurden rund zehn Milliarden Euro in den Ausbau der Offshore-Windenergie investiert; mindestens die gleich Summe steht noch einmal an. Die Branche beschäftigt gegenwärtig rund 18 000 Mitarbeiter und könnte bald auf mehr als 30 000 Beschäftigte anwachsen. Mehr als ein Dutzend Häfen haben sich auf den Ausbau der Offshore-Windkraft vorbereitet; die Werften setzen ebenso auf Offshore-Wind wie maritime Logistik- und Dienstleistungsunternehmen.

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