Wolfgang Schäuble „Expansive Gelpolitik ist Hauptursache der Krisen“

Wolfgang Schäuble sieht expansive Geldpolitik mit Skepsis: Nach Ansicht des Finanzministers sei sie Ursache der Finanz- und Schuldenkrisen der letzten Jahre. Auch eine Lockerung der EZB-Geldpolitik sieht er skeptisch.

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Schäuble bekräftigte seine Skepsis bezüglich der weiteren Lockerung der EZB-Geldpolitik durch den massiven Aufkauf von Staatsanleihen. Quelle: ap

Frankfurt Expansive Geldpolitik hat nach Einschätzung von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble erheblich zur Entwicklung der jüngsten Krisen beigetragen. „Nach meiner Ansicht sind eine expansive Geldpolitik und eine hohe Verschuldung nicht die Lösung, sondern Hauptursachen der Finanz- und Schuldenkrisen der letzten Jahre“, sagte Schäuble am Freitag auf einer Konferenz in Frankfurt zum Thema Schulden und Finanzstabilität.

Schäuble bekräftigte zudem seine Skepsis bezüglich der weiteren Lockerung der EZB-Geldpolitik durch den massiven Aufkauf von Staatsanleihen – im Fachjargon QE genannt. „Ich habe eine Menge Kollegen in der Euro-Zone, die für QE argumentiert haben. Ich tat das nicht.“

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte am 9. März ihr großes Anleihenkaufprogramm gestartet. Insgesamt planen die Euro-Hüter bis September 2016 Käufe von Staatsbonds und anderen Wertpapieren im Gesamtvolumen von über einer Billion Euro. EZB-Chef Mario Draghi will mit der großen Geldflut für das Finanzsystem die Kreditvergabe der Banken beflügeln und damit der Konjunktur im Währungsraum Schub verleihen.

In diesem Zusammenhang verteidigte Schäuble auch den hohen Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands. „Ich habe niemals akzeptiert, dass der deutsche Überschuss ein Problem für unsere Partner in der Euro-Zone ist“, sagte Schäuble. Wenn Deutschland nicht wäre, gebe es in der gesamten Euro-Zone ein Defizit. Nach Einschätzung von Schäuble wird das Staatsanleihen-Kaufprogramm zu einer Erhöhung des deutschen Überschusses führen. Es sei schon ironisch, dass diejenigen, die für QE argumentieren, dann den deutschen Überschuss kritisieren würden. Experten rechnen damit, dass im Rahmen des Programms der Euro schwächer wird, was der Exportwirtschaft Deutschlands zugute kommen sollte.

Deutschland hatte im vergangenen Jahr einen Exportüberschuss in Rekordhöhe erzielt: Die Aus- übertrafen die Einfuhren um 216,9 Milliarden Euro. Die hohen Überschüsse stießen zuletzt auf Kritik von vielen Seiten. Am Donnerstag hatte EZB-Präsident Draghi vor Parlamentariern in Rom Deutschland für den Überschuss kritisiert.

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