Zehn Tipps für mehr Spontaneität Ich bin total spontan, wenn man mir rechtzeitig Bescheid gibt

Durch Globalisierung und Digitalisierung passiert Vieles im Alltag, das uns dazu zwingt, sekundenschnell zu reagieren. Starre Pläne gehören der Vergangenheit an. Die Praxis zeigt jedoch, dass es an der Umsetzung hapert.

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Spontaneität und Flexibilität gehören inzwischen zu den zwei meistverwendeten Begriffen in Stellen- und Kontaktanzeigen. Nur wer seine Komfortzone verlässt, entdeckt Neues. Nur wer Fehler macht, kann über sich hinauswachsen. Quelle: Getty Images

Düsseldorf Ralf Schmitt trainiert Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Firmen wie Mercedes Benz, BMW, der deutschen Telekom AG, Panasonic, Tchibo und sogar des Bundesfinanzministeriums in Sachen Spontaneität und bringt ihnen bei, sich von Situationen, die sie vor scheinbar unlösbare Probleme stellen, nicht aus der Bahn werfen zu lassen. In seinem Gastbeitrag, den er für unser Businessnetzwerk Leader.In geschrieben hat, gibt er einfache Tipps, wie wir Kopf und Bauch in Einklang bringen und uns auf das Abenteuer Spontaneität einlassen können. Raus aus der eigenen Komfortzone und rein in die Unplanbarkeit.

Haben Sie sich auch schon oft gefragt, warum Herausforderungen und Planänderungen Sie immer wieder in Panik versetzen? Das liegt daran, dass die meisten von uns gelernt haben, dass Regeln uns Sicherheit geben. Und jedes Mal, wenn dann doch etwas Unvorhergesehenes passiert, wissen wir nicht, wie wir damit umgehen können. Uns fehlt die nötige Spontaneität – bis heute! Ich gebe Ihnen zehn Tipps, wie Sie mit Spontaneität Herausforderungen ganz einfach und flexibel meistern können.

Tipp 1: Lassen Sie Ihre Pläne los!

John Lennon hat einmal gesagt „Leben ist das, was passiert, während wir eifrig dabei sind, andere Pläne zu machen“. Damit trifft er es auf den Punkt. Trotzdem die eigenen Pläne loszulassen ist für viele Menschen die größte Herausforderung auf dem Weg in ein spontanes Leben. Wer das schafft, handelt zwar oft ungeplant, lebt aber trotzdem nicht planlos. Es kommt nur darauf an, ein Gleichgewicht zwischen den eigenen Plänen und spontanen Handlungen herzustellen, mit dem man sich persönlich wohlfühlt. Verabschieden Sie sich im ersten Schritt vom Gedanken, dass Pläne Ihnen Sicherheit bieten. Es gibt keine Sicherheit! Etwas Unvorhergesehenes geschieht auch dem besten Planer. Da ist es besser, Sie sind darauf vorbereitet, im Ernstfall zu improvisieren.

Tipp 2: Nehmen Sie den Moment an!

Ich sage es gerne noch einmal: Es gibt keine Sicherheit! Wenn Sie also plötzlich gefühlt vor einem unlösbaren Problem stehen, sollten Sie diesen Moment annehmen, anstatt sich von ihm aus der Bahn werfen zu lassen. Damit besiegen Sie Ihr inneres Panikkaninchen und üben, spontaner zu sein. Überlegen Sie sich zum Beispiel, womit Sie in der neuen Situation arbeiten können, anstatt in eine Schockstarre zu verfallen. Dann lässt sich viel leichter eine Lösung finden, die einen Ausweg aus der Situation bietet.

Tipp 3: Trainieren Sie Ihren Spontaneitätsmuskel!

Wir sind von Geburt an spontan, müssen diese Fähigkeit jedoch im Laufe unseres Lebens immer weiter trainieren, wie einen Muskel. Das geht schon ohne viel Aufwand. Zum Beispiel, wenn wir im Restaurant einmal ein neues Gericht ausprobieren oder auf dem Weg zur Arbeit das Fahrrad statt das Auto nehmen. Indem wir uns immer wieder bewusst dafür entscheiden, zu improvisieren, bilden wir unseren Spontaneitätsmuskel immer weiter aus und er rettet uns dann auch in schwierigen, unvorhersehbaren Situationen. Er sorgt für mehr Souveränität und Selbstsicherheit und erleichtert und bereichert unser Leben immens.

Tipp 4: Schärfen Sie Ihre Navituition

Setzen Sie in Sachen Spontaneität auf Ihre Navituition – damit meine ich die gesunde Mischung aus Intuition, Bauchgefühl und Navigation, die wir im Grunde alle beherrschen, wenn wir nur richtig damit arbeiten. Während unser Kopf Gelerntes anwendet, stehen Bauch und Intuition für gefühltes Wissen, das Sie aufgrund von zahlreichen Erfahrungen gesammelt haben. Wer Navituition einsetzt, hat zum Beispiel ein eingebautes Alarmsignal, wenn jemand Absurdes von ihm fordert. Sie werden von nun an auf keinen Fall in einen Fluss fahren, wenn Ihnen Ihr Navigationsgerät rät, weiterhin geradeaus zu fahren, obwohl die Vorderreifen bereits im Wasser stehen.


"Lernen Sie das Ja-Sagen"

Tipp 5: Besiegen Sie den inneren Zensor!

Der innere Zensor hat sich über viele Jahre hinweg in uns entwickelt. Er hält hartnäckig an allen Glaubenssätzen fest, die uns in unserer Spontaneität einschränken und formuliert Gedanken wie „Was könnte bloß alles passieren, wenn ich mal spontan handle?“. Um ihn in den Griff zu bekommen, dürfen wir uns nicht von ihm blockieren lassen. Schärfen Sie deshalb den Ihren Blick, dafür, wie sich die Situation real darstellt. Fragen Sie sich, wie groß das Risiko tatsächlich ist, dass Sie mit etwas Spontaneität eingehen. Dann können Sie Ihre Entscheidungen selbstbestimmt treffen, ohne dass Ihnen das freche Zensor-Kerlchen einfach dazwischenfunkt.

Tipp 6: Geben Sie neuen Blickwinkeln genügend Raum!

Wenn wir immer wieder aus einer anderen Perspektive auf Situationen schauen, ändern sich auch unsere Handlungen. Sie kommen in einem Brainstorming nicht weiter? Dann stehen Sie von Ihrem Bürostuhl auf und setzen Sie sich aufs Fensterbrett. Dieser neue Blick auf die Situation reicht manchmal schon aus, um neue Ideen zu entwickeln. Oder gehen Sie eine Runde spazieren und beobachten Sie, was um Sie herum alles geschieht. Das schafft Freiräume im Kopf und lässt Sie flexibler an einem Thema arbeiten.

Tipp 7: Lernen Sie das Ja-Sagen

Wir werden schon früh darauf getrimmt, reflexartig Nein zu sagen. Ja zu sagen ist mit einem Sprung ins Ungewisse gleichzusetzen. Wer jedoch etwas verändern möchte und neugierig ist, der gewinnt mit einem Ja viele tolle Erfahrungen hinzu. Ein Ja ist also die Voraussetzung für Spontaneität, ein Nein ihr Todesurteil. Sagen Sie Ja, wann immer der gesunde Menschenverstand es Ihnen erlaubt, lassen Sie sich aber nicht dazu überreden. Übrigens, ein „Ja, aber ...“ ist mit einem Nein gleichzusetzen. Es stoppt sofort jede kreative Herangehensweise und hebelt Argumente von vorneherein aus.


"Sie müssen kein Lemming sein"

Tipp 8: Übernehmen Sie Verantwortung!

Wenn Sie selbst Unternehmer oder Führungskraft sind, haben Sie keine Angst vor eigenverantwortlichen Mitarbeitern, sondern geben Sie Ihnen Spielräume. Das bringt mehr innovative Ideen und Ihre Mitarbeiter trauen sich auch mal was. Als Mitarbeiter nutzen Sie am besten den Spielraum, über den Sie verfügen, um bei Schwierigkeiten eine für Kunden und Unternehmen vorteilhafte Lösung zu finden. Fahren Sie also nicht immer nur die Standardprozedur ab. Reicht Ihnen der vorhandene Spielraum nicht aus, besprechen Sie zunächst Einzelfälle mit Vorgesetzten und Kollegen, um in kleinen Schritten mehr Flexibilität zu erzielen. Zeigen Sie deutlich, dass Sie Spielräume nicht ausnutzen, sondern verantwortungsvoll mit dem in Sie gesetzten Vertrauen umgehen.

Tipp 9: Spielen Sie mit Ihrem Status!

Wenn ich von Status spreche, dann geht es mir darum, welchen Stand wir innerhalb eines sozialen Gefüges innehaben. Es geht um eine bestimmte Position, um Autorität, Einfluss und Geltung. Da uns das wichtig ist, beschäftigen wir uns so oft mit der Frage, was andere über uns denken und von uns halten, dass wir uns fremdbestimmen lassen. Kennen Sie Ihren Wohlfühlstatus? Genau da liegt Ihre Komfortzone. Trauen Sie sich, Ihre Komfortzone zu verlassen, auch wenn die Gefahr besteht, einen Fehler zu begehen und in diesem Bereich dann vielleicht in den Tiefstatus zu gelangen. Das muss Ihren gesellschaftlichen Status jedoch nicht gefährden. Am besten Sie wechseln immer wieder einmal in verschiedenen Situationen Ihren Status ganz bewusst. Das übt den Umgang mit Fehlern.

Sprich, Sie müssen nicht immer den Chef raushängen lassen, auch wenn Sie der Boss sind und klar sagen könnten, wo’s langgeht. Als Mitarbeiter müssen Sie kein Lemming sein, auch wenn das manchmal vielleicht bequemer ist. Sie dürfen auch mal eine Entscheidung treffen oder eine Entscheidung von oben infrage stellen. Sie werden schnell bemerken, dass Ihre gesellschaftliche Position dadurch nicht gefährdet, sondern eher gestärkt wird.

Tipp 10: Lassen Sie Fehler zu!

Fehler haben in unserer Gesellschaft einen viel zu schlechten Ruf, dabei sind sie doch eigentlich die besten Lehrmeister fürs Leben. Sie machen kreativ und spornen zu Höchstleistungen an, was wiederum nicht selten zu großem Erfolg führt. Verändern wir also unsere Haltung zu Fehlern, verändert sich unsere Haltung zum Leben! Oberstes Gebot beim Fehler machen ist, die Fehler zuzulassen. Egal, ob sie selbstverschuldet sind, ob andere Ihnen Steine in den Weg gelegt haben oder ob es einfach höhere Gewalt war. In allen Fällen ist spontanes Handeln gefragt. Das wiederum erfordert Gelassenheit. Verschwenden Sie keine Energie darauf, sich lange zu ärgern, sondern finden Sie spontane, kreative Lösungen. Denn wer seine Fehler annimmt und sich traut, mit Ihnen zu spielen, hat viel Spaß damit.

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