Berlin, München, Köln 971 unbebaute Grundstücke in den teuersten Städten gehören dem Bund

Bund besitzt 971 unbebaute Grundstücke in den teuersten Städten Quelle: imago images

Mieter klagen über fehlenden Wohnraum in den Metropolen, Politiker fordern mehr Bauland von den Kommunen für mehr Neubau. Nun zeigt sich: Der Bund selbst verfügt in Großstädten über 971 unbebaute Grundstücke.

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Die Deutschen brauchen mehr Platz zum Wohnen – vor allem in den Städten. Das bedeutet: Es muss mehr gebaut werden. Vielerorts liegen potenzielle Grundstücke trotzdem brach. Solche unbebauten Grundstücke, insbesondere in Stadtlagen, vergrößern die Wohnungsnot in Deutschland – so die einhellige Meinung von Experten, die den Immobilienmarkt in der Bundesrepublik beobachten. Immer wieder stehen deshalb Grundstückseigentümer in der Kritik, die ihre Flurstücke unbebaut lassen. Denn häufig sind diese Grundstücke reine Spekulationsobjekte – auf Kosten derjenigen, die dringend nach Bauland oder Wohnraum suchen.

Aus der Bundesregierung kommen immer wieder Beschwörungen, man sei sich der schwierigen Situation bewusst, arbeite an Plänen, die Wohnungsnot hierzulande zu reduzieren. In einer Rede beim Bundeskongress des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) im Mai sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel etwa: „Die Wohnungsnot ist so groß und auch bezahlbarer Wohnraum ist so knapp, dass wir vonseiten des Bundes noch einmal – dafür ändern wir extra wieder das Grundgesetz – Geld geben, um noch mehr im sozialen Wohnungsbau zu machen.“ Zu den Maßnahmen gehört etwa auch das Baukindergeld. Zudem denkt die Große Koalition über eine zusätzliche Grundsteuer nach, die den Besitz von unbebauten Grundstücken verteuern soll.

Nun aber gerät der Bund wegen eigener unbebauter Grundstücke in die Kritik. Denn aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der FDP-Fraktion geht hervor, dass der Bund in den sieben größten deutschen Städten über 971 eigene, unbebaute Grundstücke verfügt, von denen er zahlreiche Flurstücke für die Wohnbebauung freigeben könnte. Das berichtet die Düsseldorfer „Rheinische Post“, der die FDP-Anfrage vorliegt.

230 Hektar Brachland vom Bund

Demnach beträgt die Gesamtfläche der unbebauten Flurstücke des Bundes in den so genannten Top-7-Städten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart rund 230 Hektar. Die meisten dieser Grundstücke befinden sich laut dem Bericht in Berlin (368), gefolgt von München (248) und Köln (246). Der Antwort der FDP-Anfrage gehören der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) bundesweit über 25.700 unbebaute Flurstücke mit einer Gesamtfläche von 87.000 Hektar.

Für die FDP ist das Wasser auf den Mühlen ihrer Regierungs-Kritik: Ein größeres Angebot an bebaubaren Flächen würde den Preisanstieg bei Mieten und Eigentumswohnungen dämpfen, argumentiert die FDP. „Wenn es die Große Koalition wirklich ernst meint, kann sie Grundstücke im Bundesbesitz verkaufen, entwickeln oder bebauen“, sagte der wohnungspolitische Sprecher der FDP, Daniel Föst. „Bereits heute fehlen mehr als eine Million Wohnungen in Deutschland.“

Bauland mobilisieren

Das Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) verwies im vergangenen Jahr in einer Studie darauf, dass fehlende Grundstücke ein entscheidender Grund für den Mangel an bezahlbaren neuen Wohnungen in Deutschlands Großstädten ist. Mit Blick auf die Jahresstatistik kommentierte Peter Ache, Redaktionsleiter des Immobilienmarktberichts: "Ich finde es erstaunlich, dass trotz der großen Nachfrage nach Wohnraum in den Städten die Zahl der Verkäufe von Bauplätzen für Mehrfamilienhäuser stagniert", so Peter Ache, Redaktionsleiter des Immobilienmarktberichts. „In den Kommunen reicht das Angebot und die Ausweisung von Bauplätzen oft nicht aus. Da überrascht es kaum, dass die Baulandpreise weiter steigen.“ Vor allem in den Groß - und Universitätsstädten würden dringend mehr bezahlbare Wohnungen benötigt, meinte BBSR-Wohnungsmarktexperte Matthias Waltersbacher. „Steigende Grundstückspreise treiben die Kosten für den Wohnungsbau weiter an. Entscheidend ist die Mobilisierung von Bauland.“

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