Wirtschaft von oben #59 – Travemünde, Olpenitz, Lembruch Wo noch lukrative Ferienresorts entstehen

Urlaub in Deutschland boomt und macht Ferienimmobilien zu lukrativen Renditebringern. Exklusive Satellitenbilder zeigen, wo Investoren zuletzt neue Resorts gebaut haben. Doch nicht jedes Bauprojekt läuft reibungslos. „Wirtschaft von oben“ ist eine Kooperation mit LiveEO.

Ostseeresort Olpenitz

Lange lag die Halbinsel Priwall in der Travemündung im Dornröschenschlaf. Ganz anders das überfüllte Travemünde, das seit der Nachkriegszeit zu einem der beliebtesten Badeorte an der Ostsee zählt. Auf der Halbinsel hingegen prägten Kleingärten und Campingplätze die Landschaft. Die Küste war wild und der Strand meist sehr viel leerer als auf der anderen Seite der Trave.

Es sind Unternehmer wie Sven Hollesen die den Priwall vor knapp sieben Jahren für sich entdeckt haben und die einst verschlafene Halbinsel seither in einen Tourismus-Hotspot verwandeln. Dabei ist er nicht alleine. Gerade in der Corona-Zeit sind Ferienimmobilien eine krisenfeste Anlageform. Stimmt die Lage, dann können Käufer mit der Ferienvermietung attraktive Renditen erzielen. Exklusive Satellitenbilder von LiveEO zeigen, wo in den vergangenen Jahren vielversprechende Ferienparks entstanden sind.

Urlaub in Deutschland boomt. Auch wenn die Reisewarnungen weitestgehend aufgehoben sind, verbringen die Bundesbürger dieses Jahr ihre Sommerferien am liebsten in der Nähe. Auch die bevorzugte Unterkunftsart hat sich seit dem Covid-19-Ausbruch zugunsten der Ferienanlagen verändert, so die aktuelle Reisetrend-Studie von Siteminder. Hatten vor der Pandemie noch 27 Prozent der Deutschen einen Hotelurlaub geplant, sind es inzwischen nur noch knapp 20 Prozent. Ferienhäuser und -wohnungen entwickeln sich dagegen mit rund 23 Prozent zur beliebtesten Urlaubsform.

Davon profitiert nun Hollesen, der bereits 2013 mit seiner Ferienimmobilien-Gruppe Planet-Haus AG unterhalb des Dünenwegs ein Feriendorf auf dem Priwall zu bauen begann. Bei den ursprünglich 174 Ferienhäusern des unter dem Namen Beach Bay firmierenden Resort ist es nicht geblieben. Mittlerweile ist ein etwa 61.000 Quadratmeter großes Urlaubs- und Tagungsresort entstanden, wie die Satellitenbilder zeigen. Die Betreiber rechnen mit 500.000 Übernachtungen pro Jahr, was gut ein Viertel aller Übernachtungen in Lübeck und Travemünde wären.

Einen Großteil der Immobilien hat die Planet-Gruppe bereits an Privatanleger verkauft. Viele Käufer nutzen das eigene Feriendomizil als Altersvorsorge und wollen von der Wertsteigerung profitieren. Andere vermieten die Unterkünfte an Urlaubsgäste. Die Mieteinnahmen sollen nicht nur den Kaufpreis einspielen, sondern mit der Zeit auch Gewinne erwirtschaften.

Die für den Ferienpark zuständigen Vermietungsagenturen versprechen Gewinne von bis zu acht Prozent pro Jahr – und damit mehr als das Doppelte der durchschnittlichen Nettorendite, die das Online-Portal Fewo-Direkt erhoben hat. Vor allem professionelle Vermarktung durch die Betreiber und Indoor-Freizeitangebote wie Laser-Parcours und Schwarzlicht-Golf in einem ab August fertiggestellten Freizeitzentrum sollen für eine hohe Auslastung sorgen – und die Mieteinnahmen auch in der kalten Saison sprudeln lassen.

Insgesamt 180 Millionen Euro hat Hollesen mittlerweile in das touristische Großprojekt gesteckt. Die Stadt Lübeck hat ihm dafür 2019 sogar die Hafenpromenade saniert. Ende dieses Jahres soll das Resort komplett sein. Nach rund sechs Jahren Bauzeit schließt dann ein Strandclub mit Grillplätzen die letzte Baulücke zwischen dem Freizeitzentrum und dem Dünenweg.


Doch so reibungslos läuft es nicht immer. Über zehn Jahre schon ist Olpenitz, das zu Kappeln gehört und im Nordosten Schleswig-Holsteins liegt, eine Großbaustelle. Dort soll das Ostseeresort Olpenitz entstehen. Der Ort diente mehr als vier Jahrzehnte als Marinestützpunkt und wurde erst 2006 geräumt. Das 150 Hektar große Gelände lag zunächst brach. Die Pläne, aus ehemaligen Militärgebiet unweit von Flensburg einen Urlaubsort zu machen, traten jahrelang auf der Stelle.

2009 startete schließlich die Port Olpenitz GmbH mit einem amerikanischen Investor im Hintergrund den Versuch, auf der Landzunge ein Ferienresort aus dem Boden zu stampfen. 600 Millionen Euro sollte das Gesamtprojekt an der Schleimündung kosten. Von Umweltschützern verklagt, begann 2011 schließlich verzögert der Abriss der massiven Atombunker. Auch der aus der Luft gut erkennbare Sportplatz sowie die dahinter angesiedelten Wohnblöcke mussten weichen.

Doch noch im selben Jahr ging das Projekt in die Insolvenz. 2012 hat die Helma Ferienimmobilien GmbH das Bauvorhaben übernommen und zunächst an der Nordmole sechs Strandvillen errichtet. Bis zur endgültigen Fertigstellung in vier Jahren soll es im gesamten Resort über 5000 Betten geben. Und die Satellitenbilder zeigen: Nach über acht Jahren ist ein Großteil des Ferienparks fertiggestellt.

Das preisliche Spektrum der Immobilien im Resort ist groß ist: Während die kleinsten Häuser im hinteren Teil des Ferienparks für 250.000 Euro zum Kauf stehen, kostet eine Villa am Yachthafen mit 240 Quadratmeter Wohnfläche 1,25 Millionen Euro. Alle fertigen Objekte sind laut Per-Barlag Arnholm, geschäftsführender Gesellschafter von Helma, bereits verkauft. Selbst von den Wohnungen im westlichen Hafenteil, deren Rohbau gerade erst wächst, sollen sechs von zehn Apartments schon weg sein. Und das Resort soll weiter expandieren: Wenn alles nach Plan läuft, schließen Ende 2024 – nach über zwölf Jahren Bauzeit – insgesamt 21 Doppelhäuser die letzte Baulücke im südlichsten Teil des Ferienparks.

Etwas früher dürfen sich die Besucher im Marissa Ferienpark von Baulärm verabschieden. Etwa die Hälfte der insgesamt 476 geplanten Ferienimmobilien sind seit vergangenem Sommer bezugsfertig, Ende kommenden Jahres soll die 18 Hektar große Anlage am niedersächsischen Dümmer-See komplett sein.

Rund 3000 Betten entstehen auf dem früheren Campingplatz Schoddenhof am Rand von Lembruch, einem Ort, in dem nur etwa 1000 Menschen leben. Wie schnell das Ufer mit Ferienhäusern zugepflastert wurde, zeigen die Sattelitenbilder. Während 2017 noch viel Grün die Landschaft prägte, lassen sich heute die Dächer unzähliger rechteckiger Objekte aus der Luft erkennen. Über 240 Wohneinheiten, etwa die Hälfte davon Ferienhäuser, die andere Hälfte Ferienwohnungen, sind in den vergangenen drei Jahren entstanden.

Investor hinter dem touristischen Großprojekt ist die Wald & Welle GmbH, deren Geschäftsführer Ulrik Lundsfryd das Gelände bereits im Frühjahr 2011 gekauft hat. Insgesamt 150 Millionen Euro investiert der Däne in den Ferienpark, für seine zukünftigen Gäste hat er 2019 sogar einen eigenen Sandstrand aufgespült – Seesauna inklusive.

Rund 15 Millionen Euro kostet ihn allein die „Plaza“. Das Herzstück des Marissa-Parks entsteht mittig hinter dem Strand und ist aus der Luft bisher nur als braune Baugrube erkennbar. Von dem hier geplanten Restaurant, dem Hallenschwimmbad, dem Spa-Bereich und benachbarten Tagungszentrum ist bisher noch nicht viel zu sehen. Ab 2022 sollen neben Touristen auch Konferenzbesucher an den Dümmer kommen – und für eine ganzjährige Auslastung im Park sorgen. Privatanlegern, die ihre Immobilie im Ferienpark vermieten, versprechen die Betreiber Renditen von etwa fünf Prozent pro Jahr.

Auch wer nicht im Marissa Ferienpark übernachtet, wird die Freizeitangebote nutzen können. Das war insbesondere der Gemeinde wichtig. Bisher gab es nur wenig Tourismus am See, mit dem Projekt der Dänen soll sich das ändern. Die Investoren rechnen mit 500.000 Übernachtungen pro Jahr. Politik und Verwaltung begrüßen das neue Resort – Lundsfryd gelang es sogar, das nahegelegene Landschaftsschutzgebiet um einen schmalen Streifen zu verkleinern, der CDU-Bundestagsabgeordnete Axel Knoerig wirbt dafür, den stillgelegten Bahnhof in Lembruch zu reaktivieren.

Wer touristische Großprojekte in Deutschland realisieren will, braucht also nicht nur Geld, sondern vor allem eines: mehr Unterstützer als Gegner. Am Dümmer war das schon vor Corona der Fall.

Die Rubrik „Wirtschaft von oben“ entsteht in Kooperation mit dem Erdobservations-Start-up LiveEO – dieses ist eine Beteiligung der DvH Ventures, einer Schwestergesellschaft der Holding DvH Medien, ihrerseits alleiniger Anteilseigner der Handelsblatt Media Group, zu der auch die WirtschaftsWoche gehört.


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