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Die Steueroase Luxemburg gilt als das „Playa de Palma“ für die Vermögen der Superreichen. Quelle: dpa

Steuerparadiese fördern die Gerechtigkeit

Beat Balzli
Beat Balzli Ehem. Chefredakteur WirtschaftsWoche Zur Kolumnen-Übersicht: Balzli direkt

Deutschland sollte aus den Coronaschulden rauswachsen, statt damit die nächste Generation zu belasten. Dabei hilft auch globaler Steuerwettbewerb.

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In Coronazeiten hat es Geld einfacher als der Mensch. Urlaub machen ist kein Problem, glaubt man den jüngsten OpenLux-Enthüllungen verschiedener Medien. Die Steueroase Luxemburg gilt als das „Playa de Palma“ für die Vermögen der Superreichen. Über 250 Milliardäre optimieren dort angeblich ihre Steuern, darunter Promis wie Brad Pitt, Angelina Jolie, Claudia Schiffer, Tiger Woods, Cristiano Ronaldo, Shakira oder Dieter Hallervorden. Unternehmen wie Hermès, Pfizer, LVMH, Decathlon, KFC oder Amazon sollen es ihnen gleichtun. Und wieder einmal machen Geldwäschevorwürfe gegen das Großherzogtum die Runde. Russische und italienische Mafiosi bunkern ungestört ihre Beute, behaupten Insider.

Tatsächlich wäre es ein Skandal, wenn der Bonsaistaat die Geldwäschebekämpfung noch immer nicht ernst nähme – und dem Vorbild Deutschland folgen würde.

Tatsächlich wäre es auch ein Skandal, wenn mitten in Europa noch immer illegale Steuerkonstrukte angeboten würden. Die Zeit der Schwarzen Löcher, in denen Geld unversteuert und spurlos verschwand, muss vorbei sein. Globale Anstrengungen für einen Mindeststeuersatz für Unternehmen gehen in die richtige Richtung, selbst wenn es noch einigen Klärungsbedarf gibt und die Amerikaner bremsen. Keine Steuern zahlen darf eben nur, wer nirgendwo Einrichtungen und Infrastruktur eines Staatswesens nutzt. Das funktioniert höchstens mit Sitz auf einer Bohrinsel – oder auf dem Mond.

Die Tatsache, dass ein anderes Land attraktivere Steuersätze anbietet, ist allerdings kein Skandal und auch kein Diebstahl bei den Nachbarn. Das nennt sich schlicht gesunder Steuerwettbewerb. Finanzminister hassen ihn, weil er ihrer Einnahmenmaximierung im Weg steht. Viele Volkswirte lieben ihn, weil er den starken Staat bändigt und der Wirtschaft künftige Wachstumschancen sichert. Bereits heute liegt die Steuerbelastung in Deutschland im internationalen Vergleich ungesund weit vorne – sowohl für Privatpersonen wie für Unternehmen. Nur eine Korrektur schafft einen wettbewerbsfähigen Standort. Denn es kann weder gerecht noch leistungsfördernd sein, dass die Coronaschulden mithilfe künftiger Generationen oder Sonder-Raubzügen auf Spitzensteuerzahler beseitigt werden. Die Gesellschaft als Ganzes muss aus der Verschuldung herauswachsen – so wie das nach der letzten Finanzkrise auch gelang. Dann heißt es für alle „Vamos a la playa“.

Mehr zum Thema: Die Weltwirtschaft steht vor einer langen Phase mit höherer Inflation. Die Gründe dafür sind nicht nur in den Pandemie-Lockdowns zu suchen.

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